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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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zulegen; Warum solte ich also ihnen nicht gönnen,
was uns überflüßig ist und Schaden bringen kan?
Oder solche Dinge, die GOtt den Menschen zum
löblichen Gebrauch erschaffen, heimtückischer und
geitziger weise unter der Erden versteckt behalten?

Nachdem er nun noch sehr vieles von diesen Sa-
chen mit mir gesprochen, schloß er endlich mit diesen
treuhertzigen Worten: Jhr wisset nunmehro mein
redlicher Freund Wolffgang, was mir auf dem Her-
tzen liegt, und euer eigener guter Verstand wird noch
mehr anmercken, was etwa zu Verbesserung unse-
res Zustandes von Nöthen sey, darum saget mir in
der Furcht GOttes eure aufrichtige Meinung: Ob
ihr euch entschliessen wollet, noch eine Reise in Euro-
pam
zu unternehmen, mein Hertz und Gewissen, ge-
meldten Stücken nach, zu beruhigen, und nach glück-
licher Zurückkunfft Sophien zu eheligen. An Gel-
de, Gold, Silber und Kleinodien will ich zwey biß
drey mahl hundert tausend Thaler werth zu Reise-
Kosten geben, was sonsten noch darzu erfodert wird,
ist nothdürfftig vorhanden, wegen der Reise-Gesell-
schafft und anderer Umstände aber müsten wir erst-
lich genauere Abrede nehmen, denn mit meinem
Willen soll keines von meinen Kindern seinen Fuß
auf die Europäische Erde setzen.

Jch nahm nicht den geringsten Aufschub, dem
lieben Alt-Vater unter den theuresten Versiche-
rungen meiner Redlichkeit und Treue, alles einzu-
willigen, was er von mir verlangete, weil ich mir
so gleich die feste Hoffnung machte, GOtt würde
mich auf dieser Reise, die hauptsächlich seines

Diensts

zulegen; Warum ſolte ich alſo ihnen nicht goͤnnen,
was uns uͤberfluͤßig iſt und Schaden bringen kan?
Oder ſolche Dinge, die GOtt den Menſchen zum
loͤblichen Gebrauch erſchaffen, heimtuͤckiſcher und
geitziger weiſe unter der Erden verſteckt behalten?

Nachdem er nun noch ſehr vieles von dieſen Sa-
chen mit mir geſprochen, ſchloß er endlich mit dieſen
treuhertzigen Worten: Jhr wiſſet nunmehro mein
redlicher Freund Wolffgang, was mir auf dem Her-
tzen liegt, und euer eigener guter Verſtand wird noch
mehr anmercken, was etwa zu Verbeſſerung unſe-
res Zuſtandes von Noͤthen ſey, darum ſaget mir in
der Furcht GOttes eure aufrichtige Meinung: Ob
ihr euch entſchlieſſen wollet, noch eine Reiſe in Euro-
pam
zu unternehmen, mein Hertz und Gewiſſen, ge-
meldten Stuͤcken nach, zu beruhigen, und nach gluͤck-
licher Zuruͤckkunfft Sophien zu eheligen. An Gel-
de, Gold, Silber und Kleinodien will ich zwey biß
drey mahl hundert tauſend Thaler werth zu Reiſe-
Koſten geben, was ſonſten noch darzu erfodert wird,
iſt nothduͤrfftig vorhanden, wegen der Reiſe-Geſell-
ſchafft und anderer Umſtaͤnde aber muͤſten wir erſt-
lich genauere Abrede nehmen, denn mit meinem
Willen ſoll keines von meinen Kindern ſeinen Fuß
auf die Europaͤiſche Erde ſetzen.

Jch nahm nicht den geringſten Aufſchub, dem
lieben Alt-Vater unter den theureſten Verſiche-
rungen meiner Redlichkeit und Treue, alles einzu-
willigen, was er von mir verlangete, weil ich mir
ſo gleich die feſte Hoffnung machte, GOtt wuͤrde
mich auf dieſer Reiſe, die hauptſaͤchlich ſeines

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[443/0457] zulegen; Warum ſolte ich alſo ihnen nicht goͤnnen, was uns uͤberfluͤßig iſt und Schaden bringen kan? Oder ſolche Dinge, die GOtt den Menſchen zum loͤblichen Gebrauch erſchaffen, heimtuͤckiſcher und geitziger weiſe unter der Erden verſteckt behalten? Nachdem er nun noch ſehr vieles von dieſen Sa- chen mit mir geſprochen, ſchloß er endlich mit dieſen treuhertzigen Worten: Jhr wiſſet nunmehro mein redlicher Freund Wolffgang, was mir auf dem Her- tzen liegt, und euer eigener guter Verſtand wird noch mehr anmercken, was etwa zu Verbeſſerung unſe- res Zuſtandes von Noͤthen ſey, darum ſaget mir in der Furcht GOttes eure aufrichtige Meinung: Ob ihr euch entſchlieſſen wollet, noch eine Reiſe in Euro- pam zu unternehmen, mein Hertz und Gewiſſen, ge- meldten Stuͤcken nach, zu beruhigen, und nach gluͤck- licher Zuruͤckkunfft Sophien zu eheligen. An Gel- de, Gold, Silber und Kleinodien will ich zwey biß drey mahl hundert tauſend Thaler werth zu Reiſe- Koſten geben, was ſonſten noch darzu erfodert wird, iſt nothduͤrfftig vorhanden, wegen der Reiſe-Geſell- ſchafft und anderer Umſtaͤnde aber muͤſten wir erſt- lich genauere Abrede nehmen, denn mit meinem Willen ſoll keines von meinen Kindern ſeinen Fuß auf die Europaͤiſche Erde ſetzen. Jch nahm nicht den geringſten Aufſchub, dem lieben Alt-Vater unter den theureſten Verſiche- rungen meiner Redlichkeit und Treue, alles einzu- willigen, was er von mir verlangete, weil ich mir ſo gleich die feſte Hoffnung machte, GOtt wuͤrde mich auf dieſer Reiſe, die hauptſaͤchlich ſeines Dienſts

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/457>, abgerufen am 21.11.2024.