und nahm unterwegs erstlich den Chirurgum Kra- mern, hernach Litzbergen, Plagern, Harkert und die übrigen Handwercks-Leute in meine Dienste, gab einem jeden 5. Frantzösische Louis d'or auf die Hand, und sagte ihnen ohne Scheu, daß ich sie auf eine angenehme fruchtbare Jnsul führen wolte, all- wo sie sich mit ihrer Hand-Arbeit redlich nehren, auch da es ihnen beliebig, mit daselbst befindlichen schönen Jungfrauen verheyrathen könten, doch nahm ich von jedweden einen Eyd, diese Sache we- der in Amsterdam, noch bey dem andern Schiffs- Volcke ruchtbar zu machen, indem ich nur gewisse auserlesene Leute mit dahin zu nehmen Vorhabens sey. Zwar sind mir ihrer 3. nachhero zu Schelmen worden, nemlich ein Zwillig-macher, Schuster und Seiffensieder, allein sie mögen diesen Betrug bey GOtt und ihren eigenen Gewissen verantworten, ich aber habe nachhero erwogen, daß ich an derglei- chen Betrügern wenig eingebüsset, immassen unsere Jnsulaner die Künste nach Nothdurfft selbst, obschon nicht so zierlich und leicht verrichten können.
Am 11. Jun. gelangete ich also mit meinen ange- nommenen Leuten glücklich in Amsterdam an, und hatte eine besondere Freude, da mein lieber getreuer Horn, und Adam Gorques, unter Aussicht meines werthen Freundes, des Banquiers G. v. B. das Schiff nebst allem Zubehör in völlige ja bessere Ordnung als ich vermuthet, gebracht hatten. Dem- nach kaufften wir noch das Vieh und andere Sa- chen ein, die ich mit anhero zu nehmen vor höchst nö- thig hielt. Ein jeder von meinen neu angeworbe-
nen
und nahm unterwegs erſtlich den Chirurgum Kra- mern, hernach Litzbergen, Plagern, Harkert und die uͤbrigen Handwercks-Leute in meine Dienſte, gab einem jeden 5. Frantzoͤſiſche Louis d’or auf die Hand, und ſagte ihnen ohne Scheu, daß ich ſie auf eine angenehme fruchtbare Jnſul fuͤhren wolte, all- wo ſie ſich mit ihrer Hand-Arbeit redlich nehren, auch da es ihnen beliebig, mit daſelbſt befindlichen ſchoͤnen Jungfrauen verheyrathen koͤnten, doch nahm ich von jedweden einen Eyd, dieſe Sache we- der in Amſterdam, noch bey dem andern Schiffs- Volcke ruchtbar zu machen, indem ich nur gewiſſe auserleſene Leute mit dahin zu nehmen Vorhabens ſey. Zwar ſind mir ihrer 3. nachhero zu Schelmen worden, nemlich ein Zwillig-macher, Schuſter und Seiffenſieder, allein ſie moͤgen dieſen Betrug bey GOtt und ihren eigenen Gewiſſen verantworten, ich aber habe nachhero erwogen, daß ich an derglei- chen Betruͤgern wenig eingebuͤſſet, immaſſen unſere Jnſulaner die Kuͤnſte nach Nothdurfft ſelbſt, obſchon nicht ſo zierlich und leicht verrichten koͤnnen.
Am 11. Jun. gelangete ich alſo mit meinen ange- nommenen Leuten gluͤcklich in Amſterdam an, und hatte eine beſondere Freude, da mein lieber getreuer Horn, und Adam Gorques, unter Auſſicht meines werthen Freundes, des Banquiers G. v. B. das Schiff nebſt allem Zubehoͤr in voͤllige ja beſſere Ordnung als ich vermuthet, gebracht hatten. Dem- nach kaufften wir noch das Vieh und andere Sa- chen ein, die ich mit anhero zu nehmen vor hoͤchſt noͤ- thig hielt. Ein jeder von meinen neu angeworbe-
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[459/0473]
und nahm unterwegs erſtlich den Chirurgum Kra-
mern, hernach Litzbergen, Plagern, Harkert und
die uͤbrigen Handwercks-Leute in meine Dienſte,
gab einem jeden 5. Frantzoͤſiſche Louis d’or auf die
Hand, und ſagte ihnen ohne Scheu, daß ich ſie auf
eine angenehme fruchtbare Jnſul fuͤhren wolte, all-
wo ſie ſich mit ihrer Hand-Arbeit redlich nehren,
auch da es ihnen beliebig, mit daſelbſt befindlichen
ſchoͤnen Jungfrauen verheyrathen koͤnten, doch
nahm ich von jedweden einen Eyd, dieſe Sache we-
der in Amſterdam, noch bey dem andern Schiffs-
Volcke ruchtbar zu machen, indem ich nur gewiſſe
auserleſene Leute mit dahin zu nehmen Vorhabens
ſey. Zwar ſind mir ihrer 3. nachhero zu Schelmen
worden, nemlich ein Zwillig-macher, Schuſter und
Seiffenſieder, allein ſie moͤgen dieſen Betrug bey
GOtt und ihren eigenen Gewiſſen verantworten,
ich aber habe nachhero erwogen, daß ich an derglei-
chen Betruͤgern wenig eingebuͤſſet, immaſſen unſere
Jnſulaner die Kuͤnſte nach Nothdurfft ſelbſt, obſchon
nicht ſo zierlich und leicht verrichten koͤnnen.
Am 11. Jun. gelangete ich alſo mit meinen ange-
nommenen Leuten gluͤcklich in Amſterdam an, und
hatte eine beſondere Freude, da mein lieber getreuer
Horn, und Adam Gorques, unter Auſſicht meines
werthen Freundes, des Banquiers G. v. B. das
Schiff nebſt allem Zubehoͤr in voͤllige ja beſſere
Ordnung als ich vermuthet, gebracht hatten. Dem-
nach kaufften wir noch das Vieh und andere Sa-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/473>, abgerufen am 21.11.2024.
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