Noth und besonders wichtigen Umständen nicht wieder aus dieser Gegend in ein ander Land zu weichen, sondern die übrige Lebens-Zeit mit meiner lieber Sophie nach GOTTES Wil- len in vergnügter Ruhe hinbringen. Der liebe Altvater inzwischen wird mir hoffentlich gütig er- lauben, daß ich künfftigen Sonntags nach voll- brachten GOttes-Dienste mich mit meiner Liebsten durch den Herrn Mag. Schmeltzern ehelich zusam- men geben lasse, anbey das Glück habe, der erste zu seyn, der auf dieser Jnsul, Christlichem Gebrauche nach, seine Frau von den Händen eines ordinirten Priesters empfängt. Thut was euch gefällig ist, mein werther Hertzens-Freund und Sohn, antwor- tete hierauf der Altvater Albertus, denn eure Red- lichkeit verdienet, daß ihr allhier von niemanden Er- laubniß bitten oder Befehle einholen dürffet/ weil wir allerseits vollkommen versichert sind, daß ihr GOTT sürchtet und uns alle hertzlich liebet. Die- sem sügte der Altvater annoch seinen kräfftigen Seegen und sonderbaren Wunsch zu künfftigen glücklichen Ehe-Stande bey, nach dessen Vollen- dung Herr Mag. Schmeltzer und ich, ebenfalls un- sere treugesinnten Glückwünsche bey dem Herrn Wolffgang abstatteten, nachhero aber ihm einen schertzhafften Verweiß gaben/ daß er weder unter- wegs, noch Zeit unsers Hierseyns noch nicht das al- lergeringste von seinen Liebes-Angelegenheiten ent- deckt, vielweniger uns seine Liebste in Person gezei- get hätte, welches doch billig als etwas merckwür- diges angeführet werden sollen, da wir am verwi- chenen Mittwochen die Pflantz-Stadt Christians-
Raum
Noth und beſonders wichtigen Umſtaͤnden nicht wieder aus dieſer Gegend in ein ander Land zu weichen, ſondern die uͤbrige Lebens-Zeit mit meiner lieber Sophie nach GOTTES Wil- len in vergnuͤgter Ruhe hinbringen. Der liebe Altvater inzwiſchen wird mir hoffentlich guͤtig er- lauben, daß ich kuͤnfftigen Sonntags nach voll- brachten GOttes-Dienſte mich mit meiner Liebſten durch den Herrn Mag. Schmeltzern ehelich zuſam- men geben laſſe, anbey das Gluͤck habe, der erſte zu ſeyn, der auf dieſer Jnſul, Chriſtlichem Gebrauche nach, ſeine Frau von den Haͤnden eines ordinirten Prieſters empfaͤngt. Thut was euch gefaͤllig iſt, mein werther Hertzens-Freund und Sohn, antwor- tete hierauf der Altvater Albertus, denn eure Red- lichkeit verdienet, daß ihr allhier von niemanden Er- laubniß bitten oder Befehle einholen duͤrffet/ weil wir allerſeits vollkommen verſichert ſind, daß ihr GOTT ſuͤrchtet und uns alle hertzlich liebet. Die- ſem ſuͤgte der Altvater annoch ſeinen kraͤfftigen Seegen und ſonderbaren Wunſch zu kuͤnfftigen gluͤcklichen Ehe-Stande bey, nach deſſen Vollen- dung Herr Mag. Schmeltzer und ich, ebenfalls un- ſere treugeſinnten Gluͤckwuͤnſche bey dem Herrn Wolffgang abſtatteten, nachhero aber ihm einen ſchertzhafften Verweiß gaben/ daß er weder unter- wegs, noch Zeit unſers Hierſeyns noch nicht das al- lergeringſte von ſeinen Liebes-Angelegenheiten ent- deckt, vielweniger uns ſeine Liebſte in Perſon gezei- get haͤtte, welches doch billig als etwas merckwuͤr- diges angefuͤhret werden ſollen, da wir am verwi- chenen Mittwochen die Pflantz-Stadt Chriſtians-
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Noth und beſonders wichtigen Umſtaͤnden nicht
wieder aus dieſer Gegend in ein ander Land
zu weichen, ſondern die uͤbrige Lebens-Zeit
mit meiner lieber Sophie nach GOTTES Wil-
len in vergnuͤgter Ruhe hinbringen. Der liebe
Altvater inzwiſchen wird mir hoffentlich guͤtig er-
lauben, daß ich kuͤnfftigen Sonntags nach voll-
brachten GOttes-Dienſte mich mit meiner Liebſten
durch den Herrn Mag. Schmeltzern ehelich zuſam-
men geben laſſe, anbey das Gluͤck habe, der erſte zu
ſeyn, der auf dieſer Jnſul, Chriſtlichem Gebrauche
nach, ſeine Frau von den Haͤnden eines ordinirten
Prieſters empfaͤngt. Thut was euch gefaͤllig iſt,
mein werther Hertzens-Freund und Sohn, antwor-
tete hierauf der Altvater Albertus, denn eure Red-
lichkeit verdienet, daß ihr allhier von niemanden Er-
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wir allerſeits vollkommen verſichert ſind, daß ihr
GOTT ſuͤrchtet und uns alle hertzlich liebet. Die-
ſem ſuͤgte der Altvater annoch ſeinen kraͤfftigen
Seegen und ſonderbaren Wunſch zu kuͤnfftigen
gluͤcklichen Ehe-Stande bey, nach deſſen Vollen-
dung Herr Mag. Schmeltzer und ich, ebenfalls un-
ſere treugeſinnten Gluͤckwuͤnſche bey dem Herrn
Wolffgang abſtatteten, nachhero aber ihm einen
ſchertzhafften Verweiß gaben/ daß er weder unter-
wegs, noch Zeit unſers Hierſeyns noch nicht das al-
lergeringſte von ſeinen Liebes-Angelegenheiten ent-
deckt, vielweniger uns ſeine Liebſte in Perſon gezei-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/477>, abgerufen am 22.11.2024.
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