mervolle Land geführet hatte, denn es bedünckte mich unrecht und grausam, auch gantz wieder Chri- sti Befehl zu seyn, den Heyden auf solche Art das Evangelium zu predigen. Uber dieses verdroß mich heimlich, daß der Gouveneur aus purer Boßheit, das Königliche Edict, welches doch eigentlich nur auf die Caraiber oder Menschen-Fresser zielete, so muthwillig und schändlich mißbrauchte, und nir- gends einen Unterschied machte, denn ich kan mit Wahrheit schreiben: daß die Jndianer auf dem festen Lande, und einigen andern Jnsuln, nach dem Lichte der Natur dermassen ordentlich und tugend- hafft lebten, daß mancher Maul-Christe dadurch nicht wenig beschämt wurde.
Nachdem aber der Gouverneur Hojez um Carthago herum ziemlich reine Arbeit gemacht, und daselbst ferner keinen Gegenstandt seiner Grau- samkeit antreffen konte, begab er sich über die zwölff Mellen weiter ins Land hinein, streiffte allerwegen herum, bekriegte etliche Jndianische Könige, und verhoffte solchergestalt eine grosse Beute von Gold und Edelgesieinen zu machen, weil ihm etliche ge- fangene Jndianer hierzu die gröste Hoffnung ge- macht hatten. Allein er fand sich hierinnen ge- waltig betrogen, denn da wir uns am allersichersten zu seyn bedüncken liessen, hatte sich der Caramai- rinenser König mit seinem auserlesensten Land- Volcke in beqveme heimliche Oerter versteckt, wel- cher uns denn dermassen scharff zusetzte, daß wir ge- zwungen wurden eiligst die Flucht zu ergreiffen und dem Meere zu zu eilen, nachdem wir des Hojez Obristen Lieutennnt Don Juan de la Cossa, nebst
74. der
mervolle Land gefuͤhret hatte, denn es beduͤnckte mich unrecht und grauſam, auch gantz wieder Chri- ſti Befehl zu ſeyn, den Heyden auf ſolche Art das Evangelium zu predigen. Uber dieſes verdroß mich heimlich, daß der Gouveneur aus purer Boßheit, das Koͤnigliche Edict, welches doch eigentlich nur auf die Caraiber oder Menſchen-Freſſer zielete, ſo muthwillig und ſchaͤndlich mißbrauchte, und nir- gends einen Unterſchied machte, denn ich kan mit Wahrheit ſchreiben: daß die Jndianer auf dem feſten Lande, und einigen andern Jnſuln, nach dem Lichte der Natur dermaſſen ordentlich und tugend- hafft lebten, daß mancher Maul-Chriſte dadurch nicht wenig beſchaͤmt wurde.
Nachdem aber der Gouverneur Hojez um Carthago herum ziemlich reine Arbeit gemacht, und daſelbſt ferner keinen Gegenſtandt ſeiner Grau- ſamkeit antreffen konte, begab er ſich uͤber die zwoͤlff Mellen weiter ins Land hinein, ſtreiffte allerwegen herum, bekriegte etliche Jndianiſche Koͤnige, und verhoffte ſolchergeſtalt eine groſſe Beute von Gold und Edelgeſieinen zu machen, weil ihm etliche ge- fangene Jndianer hierzu die groͤſte Hoffnung ge- macht hatten. Allein er fand ſich hierinnen ge- waltig betrogen, denn da wir uns am allerſicherſten zu ſeyn beduͤncken lieſſen, hatte ſich der Caramai- rinenſer Koͤnig mit ſeinem auserleſenſten Land- Volcke in beqveme heimliche Oerter verſteckt, wel- cher uns denn dermaſſen ſcharff zuſetzte, daß wir ge- zwungen wurden eiligſt die Flucht zu ergreiffen und dem Meere zu zu eilen, nachdem wir des Hojez Obriſten Lieutennnt Don Juan de la Coſſa, nebſt
74. der
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mervolle Land gefuͤhret hatte, denn es beduͤnckte
mich unrecht und grauſam, auch gantz wieder Chri-
ſti Befehl zu ſeyn, den Heyden auf ſolche Art das
Evangelium zu predigen. Uber dieſes verdroß mich
heimlich, daß der Gouveneur aus purer Boßheit,
das Koͤnigliche Edict, welches doch eigentlich nur
auf die Caraiber oder Menſchen-Freſſer zielete, ſo
muthwillig und ſchaͤndlich mißbrauchte, und nir-
gends einen Unterſchied machte, denn ich kan mit
Wahrheit ſchreiben: daß die Jndianer auf dem
feſten Lande, und einigen andern Jnſuln, nach dem
Lichte der Natur dermaſſen ordentlich und tugend-
hafft lebten, daß mancher Maul-Chriſte dadurch
nicht wenig beſchaͤmt wurde.
Nachdem aber der Gouverneur Hojez um
Carthago herum ziemlich reine Arbeit gemacht, und
daſelbſt ferner keinen Gegenſtandt ſeiner Grau-
ſamkeit antreffen konte, begab er ſich uͤber die zwoͤlff
Mellen weiter ins Land hinein, ſtreiffte allerwegen
herum, bekriegte etliche Jndianiſche Koͤnige, und
verhoffte ſolchergeſtalt eine groſſe Beute von Gold
und Edelgeſieinen zu machen, weil ihm etliche ge-
fangene Jndianer hierzu die groͤſte Hoffnung ge-
macht hatten. Allein er fand ſich hierinnen ge-
waltig betrogen, denn da wir uns am allerſicherſten
zu ſeyn beduͤncken lieſſen, hatte ſich der Caramai-
rinenſer Koͤnig mit ſeinem auserleſenſten Land-
Volcke in beqveme heimliche Oerter verſteckt, wel-
cher uns denn dermaſſen ſcharff zuſetzte, daß wir ge-
zwungen wurden eiligſt die Flucht zu ergreiffen und
dem Meere zu zu eilen, nachdem wir des Hojez
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/564>, abgerufen am 21.11.2024.
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