Wunde legen ließ, um das Gifft heraus zu brennen, als welches die allergewisseste und sicherste Cur bey dergleichen Schäden seyn solte, jedennoch dem Ho- jez nicht zu seiner völligen Gesundheit verhelffen konte.
Mittlerzeit kam Bernardino de Calavera, mit einem starcken Schiffe, das 60. tapffere Kriegs-Leute, nebst vielen Lebens-Mitteln aufgela- den hatte, zu uns, welches beydes unsern damahli- gen gefährlichen und bedürfftigen Zustand nicht wenig verbesserte. Da aber auch diese Lebens-Mit- tel fast aufgezehret waren, und das Krieges-Volck nicht den geringsten glücklichen Ausschlag von des Hojez Unternehmungen sahe, fiengen sie an, einen würcklichen Aufstandt zu erregen, welchen zwar Hojez damit zu stillen vermeynte, daß er sie auf die Ankunfft des Don Martin Anciso vertröstete, als welchem er besohlen, mit einem Last-Schiffe voll Proviant uns hierher zu folgen, jedoch die Kriegs- Knechte, welche diese Tröstungen, die doch an sich selbst ihre Richtigkeit hatten, in Zweiffel zohen, und vor lauter leere Worte hielten, beredeten sich heim- lich, zwey Schiffe von den Unsern zu entsühren, und mit selbigen in die Jnsul Hispaniolam zu fah- ren.
So bald Hojez diese Zusammen-Verschwerung entdeckt, gedachte er dem Unheil vorzubauen, und that den Vorschlag, selbst eine Reise nach Hispa- niolam anzutreten, bestellete derowegen den Don Francisco de Pizarro in seiner Abwesenheit zum Obristen-Lieutenant, mit dem Bedeuten, daß wo er innerhalb 50. Tagen nicht wiederum bey uns
ein-
Wunde legen ließ, um das Gifft heraus zu brennen, als welches die allergewiſſeſte und ſicherſte Cur bey dergleichen Schaͤden ſeyn ſolte, jedennoch dem Ho- jez nicht zu ſeiner voͤlligen Geſundheit verhelffen konte.
Mittlerzeit kam Bernardino de Calavera, mit einem ſtarcken Schiffe, das 60. tapffere Kriegs-Leute, nebſt vielen Lebens-Mitteln aufgela- den hatte, zu uns, welches beydes unſern damahli- gen gefaͤhrlichen und beduͤrfftigen Zuſtand nicht wenig verbeſſerte. Da aber auch dieſe Lebens-Mit- tel faſt aufgezehret waren, und das Krieges-Volck nicht den geringſten gluͤcklichen Ausſchlag von des Hojez Unternehmungen ſahe, fiengen ſie an, einen wuͤrcklichen Aufſtandt zu erregen, welchen zwar Hojez damit zu ſtillen vermeynte, daß er ſie auf die Ankunfft des Don Martin Anciſo vertroͤſtete, als welchem er beſohlen, mit einem Laſt-Schiffe voll Proviant uns hierher zu folgen, jedoch die Kriegs- Knechte, welche dieſe Troͤſtungen, die doch an ſich ſelbſt ihre Richtigkeit hatten, in Zweiffel zohen, und vor lauter leere Worte hielten, beredeten ſich heim- lich, zwey Schiffe von den Unſern zu entſuͤhren, und mit ſelbigen in die Jnſul Hiſpaniolam zu fah- ren.
So bald Hojez dieſe Zuſammen-Verſchwerung entdeckt, gedachte er dem Unheil vorzubauen, und that den Vorſchlag, ſelbſt eine Reiſe nach Hiſpa- niolam anzutreten, beſtellete derowegen den Don Franciſco de Pizarro in ſeiner Abweſenheit zum Obriſten-Lieutenant, mit dem Bedeuten, daß wo er innerhalb 50. Tagen nicht wiederum bey uns
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Wunde legen ließ, um das Gifft heraus zu brennen,
als welches die allergewiſſeſte und ſicherſte Cur bey
dergleichen Schaͤden ſeyn ſolte, jedennoch dem Ho-
jez nicht zu ſeiner voͤlligen Geſundheit verhelffen
konte.
Mittlerzeit kam Bernardino de Calavera,
mit einem ſtarcken Schiffe, das 60. tapffere
Kriegs-Leute, nebſt vielen Lebens-Mitteln aufgela-
den hatte, zu uns, welches beydes unſern damahli-
gen gefaͤhrlichen und beduͤrfftigen Zuſtand nicht
wenig verbeſſerte. Da aber auch dieſe Lebens-Mit-
tel faſt aufgezehret waren, und das Krieges-Volck
nicht den geringſten gluͤcklichen Ausſchlag von des
Hojez Unternehmungen ſahe, fiengen ſie an, einen
wuͤrcklichen Aufſtandt zu erregen, welchen zwar
Hojez damit zu ſtillen vermeynte, daß er ſie auf die
Ankunfft des Don Martin Anciſo vertroͤſtete, als
welchem er beſohlen, mit einem Laſt-Schiffe voll
Proviant uns hierher zu folgen, jedoch die Kriegs-
Knechte, welche dieſe Troͤſtungen, die doch an ſich
ſelbſt ihre Richtigkeit hatten, in Zweiffel zohen, und
vor lauter leere Worte hielten, beredeten ſich heim-
lich, zwey Schiffe von den Unſern zu entſuͤhren,
und mit ſelbigen in die Jnſul Hiſpaniolam zu fah-
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So bald Hojez dieſe Zuſammen-Verſchwerung
entdeckt, gedachte er dem Unheil vorzubauen, und
that den Vorſchlag, ſelbſt eine Reiſe nach Hiſpa-
niolam anzutreten, beſtellete derowegen den Don
Franciſco de Pizarro in ſeiner Abweſenheit zum
Obriſten-Lieutenant, mit dem Bedeuten, daß
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/568>, abgerufen am 22.11.2024.
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