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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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äuserste, die Sachen aus dem gestrandeten Schiffe
herüber auf die Jnsul zu schaffen, welches nach und
nach mit gröster Beschwerlichkeit ins Werck gerich-
tet wurde, indem wir an unser kleines Boot der Län-
ge nach etliche Floß-Höltzer fügten, welche am Vor-
dertheil etwas spitzig zusammen lieffen, hinten und
vorne aber mit etlichen darauff befestigten Queer-
Balcken versehen waren, und solchergestalt durfften
wir nicht allein wegen des umschlagens keine Sorge
tragen, sondern konten auch ohne Gefahr, eine mehr
als vierfache Last darauff laden.

Binnen Monats-Frist hatten wir also alle unsere
Güter, wie auch das zergliederte untüchtige Schiff
auf die Jnsul gebracht, derowegen fiengen wir nun-
mehro an Hütten zu bauen, und unsere Haußhaltung
ordentlich einzurichten, worbey der Mangel des rech-
ten Brodts uns das eintzige Mißvergnügen erweck-
te, jedoch die Vorsoege des Himmels hatte auch hier-
innen Rath geschafft, denn es fanden sich in einer Ki-
ste etliche wohl verwahrte steinerne Flaschen, die mit
Europäischen Korne, Weitzen, Gerste, Reiß und
Erbsen, auch andern nützlichen Sämereyen ange-
füllet waren, selbige säeten wir halben Theils aus,
und ich habe solche edle Früchte von Jahr zu Jahr
mit sonderlicher Behutsamkeit fortgepflantzt, so daß
sie, wenn GOtt will, nicht allein Zeit meines Lebens
sich vermehren, sondern auch auf dieser Jnsul nicht
gar vergehen werden, nur ist zu befürchten, daß das
allzuhäuffig anwachsende Wild solche edle Aehren,
noch vor ihrer völligen Reiffe, abfressen, und die selbst
eigene Fortpflantzung, welche hiesiges Orts gantz
sonderbar zu bewundern ist, verhindern werde.

* Du

aͤuſerſte, die Sachen aus dem geſtrandeten Schiffe
heruͤber auf die Jnſul zu ſchaffen, welches nach und
nach mit groͤſter Beſchwerlichkeit ins Werck gerich-
tet wurde, indem wir an unſer kleines Boot der Laͤn-
ge nach etliche Floß-Hoͤltzer fuͤgten, welche am Vor-
dertheil etwas ſpitzig zuſammen lieffen, hinten und
vorne aber mit etlichen darauff befeſtigten Queer-
Balcken verſehen waren, und ſolchergeſtalt durfften
wir nicht allein wegen des umſchlagens keine Sorge
tragen, ſondern konten auch ohne Gefahr, eine mehr
als vierfache Laſt darauff laden.

Binnen Monats-Friſt hatten wir alſo alle unſere
Guͤter, wie auch das zergliederte untuͤchtige Schiff
auf die Jnſul gebracht, derowegen fiengen wir nun-
mehro an Huͤtten zu bauen, und unſere Haußhaltung
ordentlich einzurichten, worbey der Mangel des rech-
ten Brodts uns das eintzige Mißvergnuͤgen erweck-
te, jedoch die Vorſoege des Himmels hatte auch hier-
innen Rath geſchafft, denn es fanden ſich in einer Ki-
ſte etliche wohl verwahrte ſteinerne Flaſchen, die mit
Europaͤiſchen Korne, Weitzen, Gerſte, Reiß und
Erbſen, auch andern nuͤtzlichen Saͤmereyen ange-
fuͤllet waren, ſelbige ſaͤeten wir halben Theils aus,
und ich habe ſolche edle Fruͤchte von Jahr zu Jahr
mit ſonderlicher Behutſamkeit fortgepflantzt, ſo daß
ſie, wenn GOtt will, nicht allein Zeit meines Lebens
ſich vermehren, ſondern auch auf dieſer Jnſul nicht
gar vergehen werden, nur iſt zu befuͤrchten, daß das
allzuhaͤuffig anwachſende Wild ſolche edle Aehren,
noch vor ihrer voͤlligen Reiffe, abfreſſen, und die ſelbſt
eigene Fortpflantzung, welche hieſiges Orts gantz
ſonderbar zu bewundern iſt, verhindern werde.

* Du
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[589/0603] aͤuſerſte, die Sachen aus dem geſtrandeten Schiffe heruͤber auf die Jnſul zu ſchaffen, welches nach und nach mit groͤſter Beſchwerlichkeit ins Werck gerich- tet wurde, indem wir an unſer kleines Boot der Laͤn- ge nach etliche Floß-Hoͤltzer fuͤgten, welche am Vor- dertheil etwas ſpitzig zuſammen lieffen, hinten und vorne aber mit etlichen darauff befeſtigten Queer- Balcken verſehen waren, und ſolchergeſtalt durfften wir nicht allein wegen des umſchlagens keine Sorge tragen, ſondern konten auch ohne Gefahr, eine mehr als vierfache Laſt darauff laden. Binnen Monats-Friſt hatten wir alſo alle unſere Guͤter, wie auch das zergliederte untuͤchtige Schiff auf die Jnſul gebracht, derowegen fiengen wir nun- mehro an Huͤtten zu bauen, und unſere Haußhaltung ordentlich einzurichten, worbey der Mangel des rech- ten Brodts uns das eintzige Mißvergnuͤgen erweck- te, jedoch die Vorſoege des Himmels hatte auch hier- innen Rath geſchafft, denn es fanden ſich in einer Ki- ſte etliche wohl verwahrte ſteinerne Flaſchen, die mit Europaͤiſchen Korne, Weitzen, Gerſte, Reiß und Erbſen, auch andern nuͤtzlichen Saͤmereyen ange- fuͤllet waren, ſelbige ſaͤeten wir halben Theils aus, und ich habe ſolche edle Fruͤchte von Jahr zu Jahr mit ſonderlicher Behutſamkeit fortgepflantzt, ſo daß ſie, wenn GOtt will, nicht allein Zeit meines Lebens ſich vermehren, ſondern auch auf dieſer Jnſul nicht gar vergehen werden, nur iſt zu befuͤrchten, daß das allzuhaͤuffig anwachſende Wild ſolche edle Aehren, noch vor ihrer voͤlligen Reiffe, abfreſſen, und die ſelbſt eigene Fortpflantzung, welche hieſiges Orts gantz ſonderbar zu bewundern iſt, verhindern werde. * Du

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/603>, abgerufen am 18.05.2024.