Sachen nach und nach heimlich in sein des Capi- tains Logis zu schaffen, auch mich selbst bey ihm verborgen aufzuhalten, biß man fernere Mittel er- fände, der zu befürchten habenden Gefahr zu ent- kommen.
Es wurde noch selbigen Tages, des redlichen Ca- pitains Muthmassungen gemäß, nicht ein geringes Lermen [w]egen dieser Affaire, man hatte mich als den T[h]äter dermassen accurat beschrieben, daß niemand zweiffelte, Monsieur Wolffgang sey der- jenige, welcher den Signor Canengo, als er von ihm bey seiner Maitresse erwischt worden, zu schan- den gehauen, zweyen Hottentotten tödtliche Pil- len eingegeben, und welchen der Gouverneur zur exemplarischen Bestraffung per force ausgelie- fert haben wolte.
Jedoch der redliche Capitain vermittelte die Sache dergestalt glücklich, daß wir einige Tage hernach ohne die geringste Hinderniß von dem Cap abseegeln, und unsere Strasse nach Ost-Jndien fortsetzen konten. Jch weiß gantz gewiß, daß er dem Gouverneur meiner Freyheit und Sicherheit wegen ein ansehnliches Praesent gemacht, allein, er hat gegen mich niemahls etwas davon gedacht, vielweniger mir einen Stüver Unkosten abgefor- dert, im Gegentheil, wie ich ferner erzehlen werde, je- derzeit die gröste Consideration vor mich gehabt.
Jnzwischen führete mir die auf dem Cap gehabte Avanture zu Gemüthe, was vor Gefährlichkeiten und üble Suiten daraus entstehen können, wenn man sich durch eine geile Liebes-Brunst auf ver- botene Wege treiben lässet. Meine bräunlich-
schöne-
Sachen nach und nach heimlich in ſein des Capi- tains Logis zu ſchaffen, auch mich ſelbſt bey ihm verborgen aufzuhalten, biß man fernere Mittel er- faͤnde, der zu befuͤrchten habenden Gefahr zu ent- kommen.
Es wurde noch ſelbigen Tages, des redlichen Ca- pitains Muthmaſſungen gemaͤß, nicht ein geringes Lermen [w]egen dieſer Affaire, man hatte mich als den T[h]aͤter dermaſſen accurat beſchrieben, daß niemand zweiffelte, Monſieur Wolffgang ſey der- jenige, welcher den Signor Canengo, als er von ihm bey ſeiner Maitreſſe erwiſcht worden, zu ſchan- den gehauen, zweyen Hottentotten toͤdtliche Pil- len eingegeben, und welchen der Gouverneur zur exemplariſchen Beſtraffung per force ausgelie- fert haben wolte.
Jedoch der redliche Capitain vermittelte die Sache dergeſtalt gluͤcklich, daß wir einige Tage hernach ohne die geringſte Hinderniß von dem Cap abſeegeln, und unſere Straſſe nach Oſt-Jndien fortſetzen konten. Jch weiß gantz gewiß, daß er dem Gouverneur meiner Freyheit und Sicherheit wegen ein anſehnliches Præſent gemacht, allein, er hat gegen mich niemahls etwas davon gedacht, vielweniger mir einen Stuͤver Unkoſten abgefor- dert, im Gegentheil, wie ich ferner erzehlen werde, je- derzeit die groͤſte Conſideration vor mich gehabt.
Jnzwiſchen fuͤhrete mir die auf dem Cap gehabte Avanture zu Gemuͤthe, was vor Gefaͤhrlichkeiten und uͤble Suiten daraus entſtehen koͤnnen, wenn man ſich durch eine geile Liebes-Brunſt auf ver- botene Wege treiben laͤſſet. Meine braͤunlich-
ſchoͤne-
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[54/0066]
Sachen nach und nach heimlich in ſein des Capi-
tains Logis zu ſchaffen, auch mich ſelbſt bey ihm
verborgen aufzuhalten, biß man fernere Mittel er-
faͤnde, der zu befuͤrchten habenden Gefahr zu ent-
kommen.
Es wurde noch ſelbigen Tages, des redlichen Ca-
pitains Muthmaſſungen gemaͤß, nicht ein geringes
Lermen wegen dieſer Affaire, man hatte mich als
den Thaͤter dermaſſen accurat beſchrieben, daß
niemand zweiffelte, Monſieur Wolffgang ſey der-
jenige, welcher den Signor Canengo, als er von
ihm bey ſeiner Maitreſſe erwiſcht worden, zu ſchan-
den gehauen, zweyen Hottentotten toͤdtliche Pil-
len eingegeben, und welchen der Gouverneur zur
exemplariſchen Beſtraffung per force ausgelie-
fert haben wolte.
Jedoch der redliche Capitain vermittelte die
Sache dergeſtalt gluͤcklich, daß wir einige Tage
hernach ohne die geringſte Hinderniß von dem Cap
abſeegeln, und unſere Straſſe nach Oſt-Jndien
fortſetzen konten. Jch weiß gantz gewiß, daß er
dem Gouverneur meiner Freyheit und Sicherheit
wegen ein anſehnliches Præſent gemacht, allein,
er hat gegen mich niemahls etwas davon gedacht,
vielweniger mir einen Stuͤver Unkoſten abgefor-
dert, im Gegentheil, wie ich ferner erzehlen werde, je-
derzeit die groͤſte Conſideration vor mich gehabt.
Jnzwiſchen fuͤhrete mir die auf dem Cap gehabte
Avanture zu Gemuͤthe, was vor Gefaͤhrlichkeiten
und uͤble Suiten daraus entſtehen koͤnnen, wenn
man ſich durch eine geile Liebes-Brunſt auf ver-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/66>, abgerufen am 24.11.2024.
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