weil wir vor der Zeit mit einander in die Schule ge- gangen wären. Anfänglich machte mir zwar ein starckes Bedencken den Character eines Copula- tions-Raths anzunehmen, jedoch da er mir eine silberne Englische Uhr praesentirte, und vor diß- mahls weiter nichts verlangete, als daß ich Charlot- tens Bruder Augustum, welcher bishero sehr wie- derwärtig geschienen, dahin bringen möchte, in Zu- kunfft bessere Freundschafft mit ihm zu pflegen, ließ ich mich endlich bereden, und machte den Anfang, ein Liebes-Garn zu spinnen, worein sich mein Hertz in we- nig Tagen selbst verstrickte. Mons. August ließ sich, weil wir jederzeit sehr gute Freunde gewesen waren, endlich behandeln, mit Ferdinando ziemlich ver- traulich scheinende Freundschafft einzugehen, allein was die Schwägerschafft anbelangete, merckte ich gar bald, daß August als ein ambitieuser, ja extra- ordinair capricieuser Kopf, schwerlich seinen Con- sens darzu geben würde, jedoch es gieng mich nichts an, derowegen war nur froh, daß Ferdinand sich der ersten wohl ausgerichteten Commission wegen sehr vergnügt bezeigte, und zur überflüßigen Danck- barkeit, mich mit einem wohl proportionirten Reit- Kläpper nebst Sattel und Zeuge beschenckte, anbey bat: ich möchte mir die Mühe geben, in seinem Nahmen einen Liebes-Brief, nebst beygelegten Versen, an Charlotten zu verfertigen. Auf die Verse solte ich auch eine feine Melodey componi- ren, damit er sie abends unter Charlottens Fen- ster, welches in den Baum-Garten stieß, absingen könte, da ich denn seiner angenehmen Stimme mit meiner Laute accompagniren solte, um solcherge-
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weil wir vor der Zeit mit einander in die Schule ge- gangen waͤren. Anfaͤnglich machte mir zwar ein ſtarckes Bedencken den Character eines Copula- tions-Raths anzunehmen, jedoch da er mir eine ſilberne Engliſche Uhr præſentirte, und vor diß- mahls weiter nichts verlangete, als daß ich Charlot- tens Bruder Auguſtum, welcher bishero ſehr wie- derwaͤrtig geſchienen, dahin bringen moͤchte, in Zu- kunfft beſſere Freundſchafft mit ihm zu pflegen, ließ ich mich endlich bereden, und machte den Anfang, ein Liebes-Garn zu ſpinnen, worein ſich mein Hertz in we- nig Tagen ſelbſt verſtrickte. Monſ. Auguſt ließ ſich, weil wir jederzeit ſehr gute Freunde geweſen waren, endlich behandeln, mit Ferdinando ziemlich ver- traulich ſcheinende Freundſchafft einzugehen, allein was die Schwaͤgerſchafft anbelangete, merckte ich gar bald, daß Auguſt als ein ambitieuſer, ja extra- ordinair capricieuſer Kopf, ſchwerlich ſeinen Con- ſens darzu geben wuͤrde, jedoch es gieng mich nichts an, derowegen war nur froh, daß Ferdinand ſich der erſten wohl ausgerichteten Commisſion wegen ſehr vergnuͤgt bezeigte, und zur uͤberfluͤßigen Danck- barkeit, mich mit einem wohl proportionirten Reit- Klaͤpper nebſt Sattel und Zeuge beſchenckte, anbey bat: ich moͤchte mir die Muͤhe geben, in ſeinem Nahmen einen Liebes-Brief, nebſt beygelegten Verſen, an Charlotten zu verfertigen. Auf die Verſe ſolte ich auch eine feine Melodey componi- ren, damit er ſie abends unter Charlottens Fen- ſter, welches in den Baum-Garten ſtieß, abſingen koͤnte, da ich denn ſeiner angenehmen Stimme mit meiner Laute accompagniren ſolte, um ſolcherge-
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weil wir vor der Zeit mit einander in die Schule ge-
gangen waͤren. Anfaͤnglich machte mir zwar ein
ſtarckes Bedencken den Character eines Copula-
tions-Raths anzunehmen, jedoch da er mir eine
ſilberne Engliſche Uhr præſentirte, und vor diß-
mahls weiter nichts verlangete, als daß ich Charlot-
tens Bruder Auguſtum, welcher bishero ſehr wie-
derwaͤrtig geſchienen, dahin bringen moͤchte, in Zu-
kunfft beſſere Freundſchafft mit ihm zu pflegen, ließ
ich mich endlich bereden, und machte den Anfang, ein
Liebes-Garn zu ſpinnen, worein ſich mein Hertz in we-
nig Tagen ſelbſt verſtrickte. Monſ. Auguſt ließ ſich,
weil wir jederzeit ſehr gute Freunde geweſen waren,
endlich behandeln, mit Ferdinando ziemlich ver-
traulich ſcheinende Freundſchafft einzugehen, allein
was die Schwaͤgerſchafft anbelangete, merckte ich
gar bald, daß Auguſt als ein ambitieuſer, ja extra-
ordinair capricieuſer Kopf, ſchwerlich ſeinen Con-
ſens darzu geben wuͤrde, jedoch es gieng mich nichts
an, derowegen war nur froh, daß Ferdinand ſich
der erſten wohl ausgerichteten Commisſion wegen
ſehr vergnuͤgt bezeigte, und zur uͤberfluͤßigen Danck-
barkeit, mich mit einem wohl proportionirten Reit-
Klaͤpper nebſt Sattel und Zeuge beſchenckte, anbey
bat: ich moͤchte mir die Muͤhe geben, in ſeinem
Nahmen einen Liebes-Brief, nebſt beygelegten
Verſen, an Charlotten zu verfertigen. Auf die
Verſe ſolte ich auch eine feine Melodey componi-
ren, damit er ſie abends unter Charlottens Fen-
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koͤnte, da ich denn ſeiner angenehmen Stimme mit
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/115>, abgerufen am 27.11.2024.
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