derowegen auf, und ging sachte vorher, weil mir seine Art bekandt, daß er sehr neugierig war, und jedermann gern kennen und ausfragen mochte. Es schlug mir in diesem Stücke nichts fehl, denn er ver- doppelte seine Schritte so lange, bis er mich ein- holte, auf Befragen; Wer ich sey, und wo ich hin wolte? Bekam er zur Antwort: Jch sey ein ehrli- cher Barbiers-Geselle, eines Schulmeisters Sohn aus Westphalen, und suchte Condition, aber in keiner kleinen, sondern in einer grossen Stadt, weiln ich ohngeacht meiner liederlichen Kleidung etliche 20. Ducaten bey mir hätte, die ich ihm auch zeigte, und bat mich in einen Gasthof zu führen, wo ich eine Stube allein haben könte. Er erbot sich in allen zu meinen Diensten, zumahl da ich mich ver- lauten ließ, es müßte heute ein Ducaten in Wein und Biere versoffen werden, und wenn ich auch den Nacht-Wächter zum Sauff-Bruder herzu rufen solte. Allein der Herr Schulmeister, den ich seit langen Jahren aus- und innwendig, er aber vor diß- mahl mich nicht kannte, versicherte mich, daß es an Compagnons nicht fehlen würde, und solte er auch allenfalls selbst einen abgeben, derowegen eileten wir fort ins Quartier, allwo ich sogleich eine befon- dere Stube bekam, und zum Willkommen 6. Maaß Wein, so viel Bier, nebst andern Delicatessen, die in der Eil zu haben waren, herbey bringen ließ, die Stuben-Thür abschloß, und mich mit dem Herrn Schulmeister en deux rechtschaffen lustig machte. So bald ich einem halben Tummel bey ihm verspü- rete, rieb ich mein Gesicht mit einem besondern Pul- ver ab, ließ meine Haare, nach weggeworfener
Peru-
derowegen auf, und ging ſachte vorher, weil mir ſeine Art bekandt, daß er ſehr neugierig war, und jedermann gern kennen und ausfragen mochte. Es ſchlug mir in dieſem Stuͤcke nichts fehl, denn er ver- doppelte ſeine Schritte ſo lange, bis er mich ein- holte, auf Befragen; Wer ich ſey, und wo ich hin wolte? Bekam er zur Antwort: Jch ſey ein ehrli- cher Barbiers-Geſelle, eines Schulmeiſters Sohn aus Weſtphalen, und ſuchte Condition, aber in keiner kleinen, ſondern in einer groſſen Stadt, weiln ich ohngeacht meiner liederlichen Kleidung etliche 20. Ducaten bey mir haͤtte, die ich ihm auch zeigte, und bat mich in einen Gaſthof zu fuͤhren, wo ich eine Stube allein haben koͤnte. Er erbot ſich in allen zu meinen Dienſten, zumahl da ich mich ver- lauten ließ, es muͤßte heute ein Ducaten in Wein und Biere verſoffen werden, und wenn ich auch den Nacht-Waͤchter zum Sauff-Bruder herzu rufen ſolte. Allein der Herr Schulmeiſter, den ich ſeit langen Jahren aus- und innwendig, er aber vor diß- mahl mich nicht kannte, verſicherte mich, daß es an Compagnons nicht fehlen wuͤrde, und ſolte er auch allenfalls ſelbſt einen abgeben, derowegen eileten wir fort ins Quartier, allwo ich ſogleich eine befon- dere Stube bekam, und zum Willkommen 6. Maaß Wein, ſo viel Bier, nebſt andern Delicateſſen, die in der Eil zu haben waren, herbey bringen ließ, die Stuben-Thuͤr abſchloß, und mich mit dem Herrn Schulmeiſter en deux rechtſchaffen luſtig machte. So bald ich einem halben Tummel bey ihm verſpuͤ- rete, rieb ich mein Geſicht mit einem beſondern Pul- ver ab, ließ meine Haare, nach weggeworfener
Peru-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0148"n="134"/>
derowegen auf, und ging ſachte vorher, weil mir<lb/>ſeine Art bekandt, daß er ſehr neugierig war, und<lb/>
jedermann gern kennen und ausfragen mochte. Es<lb/>ſchlug mir in dieſem Stuͤcke nichts fehl, denn er ver-<lb/>
doppelte ſeine Schritte ſo lange, bis er mich ein-<lb/>
holte, auf Befragen; Wer ich ſey, und wo ich hin<lb/>
wolte? Bekam er zur Antwort: Jch ſey ein ehrli-<lb/>
cher Barbiers-Geſelle, eines Schulmeiſters Sohn<lb/>
aus Weſtphalen, und ſuchte <hirendition="#aq">Condition,</hi> aber in<lb/>
keiner kleinen, ſondern in einer groſſen Stadt, weiln<lb/>
ich ohngeacht meiner liederlichen Kleidung etliche<lb/>
20. <hirendition="#aq">Ducat</hi>en bey mir haͤtte, die ich ihm auch zeigte,<lb/>
und bat mich in einen Gaſthof zu fuͤhren, wo ich<lb/>
eine Stube allein haben koͤnte. Er erbot ſich in<lb/>
allen zu meinen Dienſten, zumahl da ich mich ver-<lb/>
lauten ließ, es muͤßte heute ein <hirendition="#aq">Ducat</hi>en in Wein<lb/>
und Biere verſoffen werden, und wenn ich auch den<lb/>
Nacht-Waͤchter zum Sauff-Bruder herzu rufen<lb/>ſolte. Allein der Herr Schulmeiſter, den ich ſeit<lb/>
langen Jahren aus- und innwendig, er aber vor diß-<lb/>
mahl mich nicht kannte, verſicherte mich, daß es an<lb/><hirendition="#aq">Compagnons</hi> nicht fehlen wuͤrde, und ſolte er auch<lb/>
allenfalls ſelbſt einen abgeben, derowegen eileten<lb/>
wir fort ins Quartier, allwo ich ſogleich eine befon-<lb/>
dere Stube bekam, und zum Willkommen 6. Maaß<lb/>
Wein, ſo viel Bier, nebſt andern <hirendition="#aq">Delicateſſ</hi>en, die<lb/>
in der Eil zu haben waren, herbey bringen ließ, die<lb/>
Stuben-Thuͤr abſchloß, und mich mit dem Herrn<lb/>
Schulmeiſter <hirendition="#aq">en deux</hi> rechtſchaffen luſtig machte.<lb/>
So bald ich einem halben Tummel bey ihm verſpuͤ-<lb/>
rete, rieb ich mein Geſicht mit einem beſondern Pul-<lb/>
ver ab, ließ meine Haare, nach weggeworfener<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Peru-</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[134/0148]
derowegen auf, und ging ſachte vorher, weil mir
ſeine Art bekandt, daß er ſehr neugierig war, und
jedermann gern kennen und ausfragen mochte. Es
ſchlug mir in dieſem Stuͤcke nichts fehl, denn er ver-
doppelte ſeine Schritte ſo lange, bis er mich ein-
holte, auf Befragen; Wer ich ſey, und wo ich hin
wolte? Bekam er zur Antwort: Jch ſey ein ehrli-
cher Barbiers-Geſelle, eines Schulmeiſters Sohn
aus Weſtphalen, und ſuchte Condition, aber in
keiner kleinen, ſondern in einer groſſen Stadt, weiln
ich ohngeacht meiner liederlichen Kleidung etliche
20. Ducaten bey mir haͤtte, die ich ihm auch zeigte,
und bat mich in einen Gaſthof zu fuͤhren, wo ich
eine Stube allein haben koͤnte. Er erbot ſich in
allen zu meinen Dienſten, zumahl da ich mich ver-
lauten ließ, es muͤßte heute ein Ducaten in Wein
und Biere verſoffen werden, und wenn ich auch den
Nacht-Waͤchter zum Sauff-Bruder herzu rufen
ſolte. Allein der Herr Schulmeiſter, den ich ſeit
langen Jahren aus- und innwendig, er aber vor diß-
mahl mich nicht kannte, verſicherte mich, daß es an
Compagnons nicht fehlen wuͤrde, und ſolte er auch
allenfalls ſelbſt einen abgeben, derowegen eileten
wir fort ins Quartier, allwo ich ſogleich eine befon-
dere Stube bekam, und zum Willkommen 6. Maaß
Wein, ſo viel Bier, nebſt andern Delicateſſen, die
in der Eil zu haben waren, herbey bringen ließ, die
Stuben-Thuͤr abſchloß, und mich mit dem Herrn
Schulmeiſter en deux rechtſchaffen luſtig machte.
So bald ich einem halben Tummel bey ihm verſpuͤ-
rete, rieb ich mein Geſicht mit einem beſondern Pul-
ver ab, ließ meine Haare, nach weggeworfener
Peru-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/148>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.