Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

selbiges ohne dringende Noth nicht annehmen wol-
te, hingegen ihr eine, in Polen erbeutete goldene
Uhr, nebst einem kostbaren diamantenen Creutze
einhändigte, wurde, um keinen besorglichen Ver-
dacht zu erwecken, mit Endigung der dritten Nacht-
Visite der Abschied gemacht. Die guten ehrlichen
Bauers-Leute empfingen von mir, vor ihre gehabte
Beschwerlichkeit, einen Ducaten, und also reisete ich
per Posto wiederum in mein Stand-Quartier.

Jch mercke, verfolgte hierbey Mons. Litzberg
seine Rede, daß ich meine Liebes-Händel ihnen,
meine Herren, vielleicht zum Verdruß etwas zu weit
ausdehne, iedoch ich werde mich im Rest derselben
desto mehr auf die Kürtze befleißigen, woferne die-
selben sich bemühen wollen, mir noch ein halbes
Stündgen zuzuhören. Der Alt-Vater Albertus
versetzte hierauf: Mons. Litzberg! ihr macht mir
diesen Abend eine besondere Ergötzlichkeit, ich ge-
stehe, daß dergleichen Geschichte bey eurer so sehr
stillen Gemüths-Art nicht gesucht hätte, nunmeh-
ro aber habt die Güte fortzufahren, denn mich ge-
lüstet das Ende abzuwarten, solte ich auch einen
Exceß begehen, und vor anbrechenden Tage nicht
schlafen, denn ich bin heute ohnedem ausserordent-
lich munter. Jch werde, replicirte Mons. Litz-
berg,
dennoch von nun an allen Exceß zu verhin-
dern suchen, iedoch in meinem Fortsatze nicht zu viel,
auch nicht zu wenig thun. Demnach fuhr er also
fort:

Das Glücke favorisirte mir in so weit, daß ich
zu Cnde des 1717ten Jahres den Lieutenants-Platz
erhielt, wie ich denn auch durch meine wenige Wis-

sen-
II. Theil. k

ſelbiges ohne dringende Noth nicht annehmen wol-
te, hingegen ihr eine, in Polen erbeutete goldene
Uhr, nebſt einem koſtbaren diamantenen Creutze
einhaͤndigte, wurde, um keinen beſorglichen Ver-
dacht zu erwecken, mit Endigung der dritten Nacht-
Viſite der Abſchied gemacht. Die guten ehrlichen
Bauers-Leute empfingen von mir, vor ihre gehabte
Beſchwerlichkeit, einen Ducaten, und alſo reiſete ich
per Poſto wiederum in mein Stand-Quartier.

Jch mercke, verfolgte hierbey Monſ. Litzberg
ſeine Rede, daß ich meine Liebes-Haͤndel ihnen,
meine Herren, vielleicht zum Verdruß etwas zu weit
ausdehne, iedoch ich werde mich im Reſt derſelben
deſto mehr auf die Kuͤrtze befleißigen, woferne die-
ſelben ſich bemuͤhen wollen, mir noch ein halbes
Stuͤndgen zuzuhoͤren. Der Alt-Vater Albertus
verſetzte hierauf: Monſ. Litzberg! ihr macht mir
dieſen Abend eine beſondere Ergoͤtzlichkeit, ich ge-
ſtehe, daß dergleichen Geſchichte bey eurer ſo ſehr
ſtillen Gemuͤths-Art nicht geſucht haͤtte, nunmeh-
ro aber habt die Guͤte fortzufahren, denn mich ge-
luͤſtet das Ende abzuwarten, ſolte ich auch einen
Exceß begehen, und vor anbrechenden Tage nicht
ſchlafen, denn ich bin heute ohnedem auſſerordent-
lich munter. Jch werde, replicirte Monſ. Litz-
berg,
dennoch von nun an allen Exceß zu verhin-
dern ſuchen, iedoch in meinem Fortſatze nicht zu viel,
auch nicht zu wenig thun. Demnach fuhr er alſo
fort:

Das Gluͤcke favoriſirte mir in ſo weit, daß ich
zu Cnde des 1717ten Jahres den Lieutenants-Platz
erhielt, wie ich denn auch durch meine wenige Wiſ-

ſen-
II. Theil. k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0159" n="145"/>
&#x017F;elbiges ohne dringende Noth nicht annehmen wol-<lb/>
te, hingegen ihr eine, in Polen erbeutete goldene<lb/>
Uhr, neb&#x017F;t einem ko&#x017F;tbaren <hi rendition="#aq">diamant</hi>enen Creutze<lb/>
einha&#x0364;ndigte, wurde, um keinen be&#x017F;orglichen Ver-<lb/>
dacht zu erwecken, mit Endigung der dritten Nacht-<lb/><hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ite</hi> der Ab&#x017F;chied gemacht. Die guten ehrlichen<lb/>
Bauers-Leute empfingen von mir, vor ihre gehabte<lb/>
Be&#x017F;chwerlichkeit, einen <hi rendition="#aq">Ducat</hi>en, und al&#x017F;o rei&#x017F;ete ich<lb/><hi rendition="#aq">per Po&#x017F;to</hi> wiederum in mein Stand-Quartier.</p><lb/>
          <p>Jch mercke, verfolgte hierbey <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Litzberg</hi><lb/>
&#x017F;eine Rede, daß ich meine Liebes-Ha&#x0364;ndel ihnen,<lb/>
meine Herren, vielleicht zum Verdruß etwas zu weit<lb/>
ausdehne, iedoch ich werde mich im <hi rendition="#aq">Re&#x017F;t</hi> der&#x017F;elben<lb/>
de&#x017F;to mehr auf die Ku&#x0364;rtze befleißigen, woferne die-<lb/>
&#x017F;elben &#x017F;ich bemu&#x0364;hen wollen, mir noch ein halbes<lb/>
Stu&#x0364;ndgen zuzuho&#x0364;ren. Der Alt-Vater <hi rendition="#aq">Albertus</hi><lb/>
ver&#x017F;etzte hierauf: <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Litzberg!</hi> ihr macht mir<lb/>
die&#x017F;en Abend eine be&#x017F;ondere Ergo&#x0364;tzlichkeit, ich ge-<lb/>
&#x017F;tehe, daß dergleichen Ge&#x017F;chichte bey eurer &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;tillen Gemu&#x0364;ths-Art nicht ge&#x017F;ucht ha&#x0364;tte, nunmeh-<lb/>
ro aber habt die Gu&#x0364;te fortzufahren, denn mich ge-<lb/>
lu&#x0364;&#x017F;tet das Ende abzuwarten, &#x017F;olte ich auch einen<lb/><hi rendition="#aq">Exceß</hi> begehen, und vor anbrechenden Tage nicht<lb/>
&#x017F;chlafen, denn ich bin heute ohnedem au&#x017F;&#x017F;erordent-<lb/>
lich munter. Jch werde, <hi rendition="#aq">replici</hi>rte <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Litz-<lb/>
berg,</hi> dennoch von nun an allen <hi rendition="#aq">Exceß</hi> zu verhin-<lb/>
dern &#x017F;uchen, iedoch in meinem Fort&#x017F;atze nicht zu viel,<lb/>
auch nicht zu wenig thun. Demnach fuhr er al&#x017F;o<lb/>
fort:</p><lb/>
          <p>Das Glu&#x0364;cke <hi rendition="#aq">favori&#x017F;i</hi>rte mir in &#x017F;o weit, daß ich<lb/>
zu Cnde des 1717ten Jahres den <hi rendition="#aq">Lieutenants-</hi>Platz<lb/>
erhielt, wie ich denn auch durch meine wenige Wi&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">Theil.</hi> k</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0159] ſelbiges ohne dringende Noth nicht annehmen wol- te, hingegen ihr eine, in Polen erbeutete goldene Uhr, nebſt einem koſtbaren diamantenen Creutze einhaͤndigte, wurde, um keinen beſorglichen Ver- dacht zu erwecken, mit Endigung der dritten Nacht- Viſite der Abſchied gemacht. Die guten ehrlichen Bauers-Leute empfingen von mir, vor ihre gehabte Beſchwerlichkeit, einen Ducaten, und alſo reiſete ich per Poſto wiederum in mein Stand-Quartier. Jch mercke, verfolgte hierbey Monſ. Litzberg ſeine Rede, daß ich meine Liebes-Haͤndel ihnen, meine Herren, vielleicht zum Verdruß etwas zu weit ausdehne, iedoch ich werde mich im Reſt derſelben deſto mehr auf die Kuͤrtze befleißigen, woferne die- ſelben ſich bemuͤhen wollen, mir noch ein halbes Stuͤndgen zuzuhoͤren. Der Alt-Vater Albertus verſetzte hierauf: Monſ. Litzberg! ihr macht mir dieſen Abend eine beſondere Ergoͤtzlichkeit, ich ge- ſtehe, daß dergleichen Geſchichte bey eurer ſo ſehr ſtillen Gemuͤths-Art nicht geſucht haͤtte, nunmeh- ro aber habt die Guͤte fortzufahren, denn mich ge- luͤſtet das Ende abzuwarten, ſolte ich auch einen Exceß begehen, und vor anbrechenden Tage nicht ſchlafen, denn ich bin heute ohnedem auſſerordent- lich munter. Jch werde, replicirte Monſ. Litz- berg, dennoch von nun an allen Exceß zu verhin- dern ſuchen, iedoch in meinem Fortſatze nicht zu viel, auch nicht zu wenig thun. Demnach fuhr er alſo fort: Das Gluͤcke favoriſirte mir in ſo weit, daß ich zu Cnde des 1717ten Jahres den Lieutenants-Platz erhielt, wie ich denn auch durch meine wenige Wiſ- ſen- II. Theil. k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/159
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/159>, abgerufen am 23.11.2024.