einfädeln wolten, in der dritten Nacht aber die Flucht, zu nehmen, weil ich ohnweit von dem Dorffe eine Ex- tra-Post bestellet, und so wohl meine als ihre Sa- chen darauf geschafft hatte. Es ging alles, gebrauch- ter Vorsicht nach, glücklich von statten, und ich brachte vermittelst verschiedener Extra-Posten mei- ne Geliebte glücklich zu meines Vaters Schwester Manne dem oben erwehnten Secretario. Selbiger hatte die Beschaffenheit des gantzen Handels kaum überlegt, da er uns, nebst andern klugen Vorstellun- gen, den nicht unebenen Rath gab, eine Reise an einen sichern Ort zu thun, und uns daselbst von ei- nem Römisch-Catholischen Priester copuliren zu lassen, weil, wegen des allzu scharffen Verbots, kein Lutherischer solches wagen dürffte, mithin wür- de solcher gestalt der größte Scrupel gehoben, und wegen des übrigen könte mit der Zeit schon ein Ver- gleich, zwischen den Hoch-adlichen eigensinnigen Befreunden, getroffen werden.
Ach wolte GOtt! meine Charlotte hätte sich entschliessen können, diesem gegebenen Rathe zu fol- gen, allein sie war nicht zu erweichen, sondern schützte vor: Nunmehro da ich dem Herrn von V.** Trotz bieten, und seinen Consens mit Gewalt zu erlangen, mich getrösten könte, dörffte ich mich ja nur bemühen, ihn aus falschen Hertzen und verstell- ter Submission, zu meinem Willen zu disponiren. Solchergestalt verführen wir, ihrer Meynung nach, ordentlich, hätten vielleicht keine scrupulöse Copu- lation nöthig, könten auf dessen Verweigerung den- noch thun was wir wolten, zumahlen da sie sich
in
k 2
einfaͤdeln wolten, in der dritten Nacht aber die Flucht, zu nehmen, weil ich ohnweit von dem Dorffe eine Ex- tra-Poſt beſtellet, und ſo wohl meine als ihre Sa- chen darauf geſchafft hatte. Es ging alles, gebrauch- ter Vorſicht nach, gluͤcklich von ſtatten, und ich brachte vermittelſt verſchiedener Extra-Poſten mei- ne Geliebte gluͤcklich zu meines Vaters Schweſter Manne dem oben erwehnten Secretario. Selbiger hatte die Beſchaffenheit des gantzen Handels kaum uͤberlegt, da er uns, nebſt andern klugen Vorſtellun- gen, den nicht unebenen Rath gab, eine Reiſe an einen ſichern Ort zu thun, und uns daſelbſt von ei- nem Roͤmiſch-Catholiſchen Prieſter copuliren zu laſſen, weil, wegen des allzu ſcharffen Verbots, kein Lutheriſcher ſolches wagen duͤrffte, mithin wuͤr- de ſolcher geſtalt der groͤßte Scrupel gehoben, und wegen des uͤbrigen koͤnte mit der Zeit ſchon ein Ver- gleich, zwiſchen den Hoch-adlichen eigenſinnigen Befreunden, getroffen werden.
Ach wolte GOtt! meine Charlotte haͤtte ſich entſchlieſſen koͤnnen, dieſem gegebenen Rathe zu fol- gen, allein ſie war nicht zu erweichen, ſondern ſchuͤtzte vor: Nunmehro da ich dem Herrn von V.** Trotz bieten, und ſeinen Conſens mit Gewalt zu erlangen, mich getroͤſten koͤnte, doͤrffte ich mich ja nur bemuͤhen, ihn aus falſchen Hertzen und verſtell- ter Submiſſion, zu meinem Willen zu diſponiren. Solchergeſtalt verfuͤhren wir, ihrer Meynung nach, ordentlich, haͤtten vielleicht keine ſcrupulöſe Copu- lation noͤthig, koͤnten auf deſſen Verweigerung den- noch thun was wir wolten, zumahlen da ſie ſich
in
k 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0161"n="147"/>
einfaͤdeln wolten, in der dritten Nacht aber die Flucht,<lb/>
zu nehmen, weil ich ohnweit von dem Dorffe eine <hirendition="#aq">Ex-<lb/>
tra-</hi>Poſt beſtellet, und ſo wohl meine als ihre Sa-<lb/>
chen darauf geſchafft hatte. Es ging alles, gebrauch-<lb/>
ter Vorſicht nach, gluͤcklich von ſtatten, und ich<lb/>
brachte vermittelſt verſchiedener <hirendition="#aq">Extra-</hi>Poſten mei-<lb/>
ne Geliebte gluͤcklich zu meines Vaters Schweſter<lb/>
Manne dem oben erwehnten <hirendition="#aq">Secretario.</hi> Selbiger<lb/>
hatte die Beſchaffenheit des gantzen Handels kaum<lb/>
uͤberlegt, da er uns, nebſt andern klugen Vorſtellun-<lb/>
gen, den nicht unebenen Rath gab, eine Reiſe an<lb/>
einen ſichern Ort zu thun, und uns daſelbſt von ei-<lb/>
nem Roͤmiſch-Catholiſchen Prieſter <hirendition="#aq">copuli</hi>ren zu<lb/>
laſſen, weil, wegen des allzu ſcharffen Verbots,<lb/>
kein Lutheriſcher ſolches wagen duͤrffte, mithin wuͤr-<lb/>
de ſolcher geſtalt der groͤßte <hirendition="#aq">Scrupel</hi> gehoben, und<lb/>
wegen des uͤbrigen koͤnte mit der Zeit ſchon ein Ver-<lb/>
gleich, zwiſchen den Hoch-adlichen eigenſinnigen<lb/>
Befreunden, getroffen werden.</p><lb/><p>Ach wolte GOtt! meine <hirendition="#aq">Charlotte</hi> haͤtte ſich<lb/>
entſchlieſſen koͤnnen, dieſem gegebenen Rathe zu fol-<lb/>
gen, allein ſie war nicht zu erweichen, ſondern<lb/>ſchuͤtzte vor: Nunmehro da ich dem Herrn von <hirendition="#aq">V.</hi>**<lb/>
Trotz bieten, und ſeinen <hirendition="#aq">Conſens</hi> mit Gewalt zu<lb/>
erlangen, mich getroͤſten koͤnte, doͤrffte ich mich ja<lb/>
nur bemuͤhen, ihn aus falſchen Hertzen und verſtell-<lb/>
ter <hirendition="#aq">Submiſſion,</hi> zu meinem Willen zu <hirendition="#aq">diſponir</hi>en.<lb/>
Solchergeſtalt verfuͤhren wir, ihrer Meynung nach,<lb/>
ordentlich, haͤtten vielleicht keine <hirendition="#aq">ſcrupulöſe Copu-<lb/>
lation</hi> noͤthig, koͤnten auf deſſen Verweigerung den-<lb/>
noch thun was wir wolten, zumahlen da ſie ſich<lb/><fwplace="bottom"type="sig">k 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[147/0161]
einfaͤdeln wolten, in der dritten Nacht aber die Flucht,
zu nehmen, weil ich ohnweit von dem Dorffe eine Ex-
tra-Poſt beſtellet, und ſo wohl meine als ihre Sa-
chen darauf geſchafft hatte. Es ging alles, gebrauch-
ter Vorſicht nach, gluͤcklich von ſtatten, und ich
brachte vermittelſt verſchiedener Extra-Poſten mei-
ne Geliebte gluͤcklich zu meines Vaters Schweſter
Manne dem oben erwehnten Secretario. Selbiger
hatte die Beſchaffenheit des gantzen Handels kaum
uͤberlegt, da er uns, nebſt andern klugen Vorſtellun-
gen, den nicht unebenen Rath gab, eine Reiſe an
einen ſichern Ort zu thun, und uns daſelbſt von ei-
nem Roͤmiſch-Catholiſchen Prieſter copuliren zu
laſſen, weil, wegen des allzu ſcharffen Verbots,
kein Lutheriſcher ſolches wagen duͤrffte, mithin wuͤr-
de ſolcher geſtalt der groͤßte Scrupel gehoben, und
wegen des uͤbrigen koͤnte mit der Zeit ſchon ein Ver-
gleich, zwiſchen den Hoch-adlichen eigenſinnigen
Befreunden, getroffen werden.
Ach wolte GOtt! meine Charlotte haͤtte ſich
entſchlieſſen koͤnnen, dieſem gegebenen Rathe zu fol-
gen, allein ſie war nicht zu erweichen, ſondern
ſchuͤtzte vor: Nunmehro da ich dem Herrn von V.**
Trotz bieten, und ſeinen Conſens mit Gewalt zu
erlangen, mich getroͤſten koͤnte, doͤrffte ich mich ja
nur bemuͤhen, ihn aus falſchen Hertzen und verſtell-
ter Submiſſion, zu meinem Willen zu diſponiren.
Solchergeſtalt verfuͤhren wir, ihrer Meynung nach,
ordentlich, haͤtten vielleicht keine ſcrupulöſe Copu-
lation noͤthig, koͤnten auf deſſen Verweigerung den-
noch thun was wir wolten, zumahlen da ſie ſich
in
k 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/161>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.