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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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einfädeln wolten, in der dritten Nacht aber die Flucht,
zu nehmen, weil ich ohnweit von dem Dorffe eine Ex-
tra-
Post bestellet, und so wohl meine als ihre Sa-
chen darauf geschafft hatte. Es ging alles, gebrauch-
ter Vorsicht nach, glücklich von statten, und ich
brachte vermittelst verschiedener Extra-Posten mei-
ne Geliebte glücklich zu meines Vaters Schwester
Manne dem oben erwehnten Secretario. Selbiger
hatte die Beschaffenheit des gantzen Handels kaum
überlegt, da er uns, nebst andern klugen Vorstellun-
gen, den nicht unebenen Rath gab, eine Reise an
einen sichern Ort zu thun, und uns daselbst von ei-
nem Römisch-Catholischen Priester copuliren zu
lassen, weil, wegen des allzu scharffen Verbots,
kein Lutherischer solches wagen dürffte, mithin wür-
de solcher gestalt der größte Scrupel gehoben, und
wegen des übrigen könte mit der Zeit schon ein Ver-
gleich, zwischen den Hoch-adlichen eigensinnigen
Befreunden, getroffen werden.

Ach wolte GOtt! meine Charlotte hätte sich
entschliessen können, diesem gegebenen Rathe zu fol-
gen, allein sie war nicht zu erweichen, sondern
schützte vor: Nunmehro da ich dem Herrn von V.**
Trotz bieten, und seinen Consens mit Gewalt zu
erlangen, mich getrösten könte, dörffte ich mich ja
nur bemühen, ihn aus falschen Hertzen und verstell-
ter Submission, zu meinem Willen zu disponiren.
Solchergestalt verführen wir, ihrer Meynung nach,
ordentlich, hätten vielleicht keine scrupulöse Copu-
lation
nöthig, könten auf dessen Verweigerung den-
noch thun was wir wolten, zumahlen da sie sich

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einfaͤdeln wolten, in der dritten Nacht aber die Flucht,
zu nehmen, weil ich ohnweit von dem Dorffe eine Ex-
tra-
Poſt beſtellet, und ſo wohl meine als ihre Sa-
chen darauf geſchafft hatte. Es ging alles, gebrauch-
ter Vorſicht nach, gluͤcklich von ſtatten, und ich
brachte vermittelſt verſchiedener Extra-Poſten mei-
ne Geliebte gluͤcklich zu meines Vaters Schweſter
Manne dem oben erwehnten Secretario. Selbiger
hatte die Beſchaffenheit des gantzen Handels kaum
uͤberlegt, da er uns, nebſt andern klugen Vorſtellun-
gen, den nicht unebenen Rath gab, eine Reiſe an
einen ſichern Ort zu thun, und uns daſelbſt von ei-
nem Roͤmiſch-Catholiſchen Prieſter copuliren zu
laſſen, weil, wegen des allzu ſcharffen Verbots,
kein Lutheriſcher ſolches wagen duͤrffte, mithin wuͤr-
de ſolcher geſtalt der groͤßte Scrupel gehoben, und
wegen des uͤbrigen koͤnte mit der Zeit ſchon ein Ver-
gleich, zwiſchen den Hoch-adlichen eigenſinnigen
Befreunden, getroffen werden.

Ach wolte GOtt! meine Charlotte haͤtte ſich
entſchlieſſen koͤnnen, dieſem gegebenen Rathe zu fol-
gen, allein ſie war nicht zu erweichen, ſondern
ſchuͤtzte vor: Nunmehro da ich dem Herrn von V.**
Trotz bieten, und ſeinen Conſens mit Gewalt zu
erlangen, mich getroͤſten koͤnte, doͤrffte ich mich ja
nur bemuͤhen, ihn aus falſchen Hertzen und verſtell-
ter Submiſſion, zu meinem Willen zu diſponiren.
Solchergeſtalt verfuͤhren wir, ihrer Meynung nach,
ordentlich, haͤtten vielleicht keine ſcrupulöſe Copu-
lation
noͤthig, koͤnten auf deſſen Verweigerung den-
noch thun was wir wolten, zumahlen da ſie ſich

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[147/0161] einfaͤdeln wolten, in der dritten Nacht aber die Flucht, zu nehmen, weil ich ohnweit von dem Dorffe eine Ex- tra-Poſt beſtellet, und ſo wohl meine als ihre Sa- chen darauf geſchafft hatte. Es ging alles, gebrauch- ter Vorſicht nach, gluͤcklich von ſtatten, und ich brachte vermittelſt verſchiedener Extra-Poſten mei- ne Geliebte gluͤcklich zu meines Vaters Schweſter Manne dem oben erwehnten Secretario. Selbiger hatte die Beſchaffenheit des gantzen Handels kaum uͤberlegt, da er uns, nebſt andern klugen Vorſtellun- gen, den nicht unebenen Rath gab, eine Reiſe an einen ſichern Ort zu thun, und uns daſelbſt von ei- nem Roͤmiſch-Catholiſchen Prieſter copuliren zu laſſen, weil, wegen des allzu ſcharffen Verbots, kein Lutheriſcher ſolches wagen duͤrffte, mithin wuͤr- de ſolcher geſtalt der groͤßte Scrupel gehoben, und wegen des uͤbrigen koͤnte mit der Zeit ſchon ein Ver- gleich, zwiſchen den Hoch-adlichen eigenſinnigen Befreunden, getroffen werden. Ach wolte GOtt! meine Charlotte haͤtte ſich entſchlieſſen koͤnnen, dieſem gegebenen Rathe zu fol- gen, allein ſie war nicht zu erweichen, ſondern ſchuͤtzte vor: Nunmehro da ich dem Herrn von V.** Trotz bieten, und ſeinen Conſens mit Gewalt zu erlangen, mich getroͤſten koͤnte, doͤrffte ich mich ja nur bemuͤhen, ihn aus falſchen Hertzen und verſtell- ter Submiſſion, zu meinem Willen zu diſponiren. Solchergeſtalt verfuͤhren wir, ihrer Meynung nach, ordentlich, haͤtten vielleicht keine ſcrupulöſe Copu- lation noͤthig, koͤnten auf deſſen Verweigerung den- noch thun was wir wolten, zumahlen da ſie ſich in k 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/161>, abgerufen am 27.11.2024.