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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Lust-Garten in genauern Augenschein zu nehmen,
derowegen reisete er, nebst Mons. Wolffgangen,
Litzbergen,
und mit andern hinunter nach Al-
berts-
Raum indessen Wohnung, und traffen den-
selben bey seiner Maria Abertina in einer schönen,
mit grossen Kürbis-Rancken bedeckten Laub-Hütte
sitzend an, allwo sie den Safft aus etlichen guten
Kräutern und Blumen presseten, um solchen, seiner
Kunst gemäß, zur Artzeney zu gebrauchen. Es war,
so zu sagen, fast in einem Augenblicke alles bereit,
uns, als seine angenehmsten Gäste, aufs beste zu-
tractiren. Sein Geträncke schmeckte sonderlich
sehr angenehm, und hatte darbey die Tugend, daß es
keine Incommodite im Leibe oder im Kopfe mach-
te, derowegen sassen wir sehr vergnügt beysammen.
Endlich aber bezeigte der Alt-Vater ein besonderes
Verlangen, des Chirurgi. Monsieur

Johann Ferdinand Kramers
Lebens Geschicht.

ebenfalls zu wissen, dahero sich derselbe, nach eini-
gen nöthigen, gefallen ließ, uns dieselbe folgender-
gestalt zu erzehlen:

Jch bin, fing er an, von Geburt ein Westphä-
linger, mein Vater und Mutter, von denen ich im
Jahr 1699. erzeuget worden, waren ehrliche Leute,
und etwas mehr als bürgerlichen Standes, star-
ben aber beyde, ehe ich noch das 10te Kinder-Jahr
überschritten hatte, weßwegen mich meines Va-
ters Freunde, als das eintzige hinterlassene Kind
meiner Eltern, zu sich nahmen, und zu guter Aufer-
ziehung anfänglich die besten Minen machten; Allein
es ging mir nicht anders, als es gemeiniglich allen

Elter-

Luſt-Garten in genauern Augenſchein zu nehmen,
derowegen reiſete er, nebſt Monſ. Wolffgangen,
Litzbergen,
und mit andern hinunter nach Al-
berts-
Raum indeſſen Wohnung, und traffen den-
ſelben bey ſeiner Maria Abertina in einer ſchoͤnen,
mit groſſen Kuͤrbis-Rancken bedeckten Laub-Huͤtte
ſitzend an, allwo ſie den Safft aus etlichen guten
Kraͤutern und Blumen preſſeten, um ſolchen, ſeiner
Kunſt gemaͤß, zur Artzeney zu gebrauchen. Es war,
ſo zu ſagen, faſt in einem Augenblicke alles bereit,
uns, als ſeine angenehmſten Gaͤſte, aufs beſte zu-
tractiren. Sein Getraͤncke ſchmeckte ſonderlich
ſehr angenehm, und hatte darbey die Tugend, daß es
keine Incommodité im Leibe oder im Kopfe mach-
te, derowegen ſaſſen wir ſehr vergnuͤgt beyſammen.
Endlich aber bezeigte der Alt-Vater ein beſonderes
Verlangen, des Chirurgi. Monſieur

Johann Ferdinand Kramers
Lebens Geſchicht.

ebenfalls zu wiſſen, dahero ſich derſelbe, nach eini-
gen noͤthigen, gefallen ließ, uns dieſelbe folgender-
geſtalt zu erzehlen:

Jch bin, fing er an, von Geburt ein Weſtphaͤ-
linger, mein Vater und Mutter, von denen ich im
Jahr 1699. erzeuget worden, waren ehrliche Leute,
und etwas mehr als buͤrgerlichen Standes, ſtar-
ben aber beyde, ehe ich noch das 10te Kinder-Jahr
uͤberſchritten hatte, weßwegen mich meines Va-
ters Freunde, als das eintzige hinterlaſſene Kind
meiner Eltern, zu ſich nahmen, und zu guter Aufer-
ziehung anfaͤnglich die beſten Minen machten; Allein
es ging mir nicht anders, als es gemeiniglich allen

Elter-
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[176/0190] Luſt-Garten in genauern Augenſchein zu nehmen, derowegen reiſete er, nebſt Monſ. Wolffgangen, Litzbergen, und mit andern hinunter nach Al- berts- Raum indeſſen Wohnung, und traffen den- ſelben bey ſeiner Maria Abertina in einer ſchoͤnen, mit groſſen Kuͤrbis-Rancken bedeckten Laub-Huͤtte ſitzend an, allwo ſie den Safft aus etlichen guten Kraͤutern und Blumen preſſeten, um ſolchen, ſeiner Kunſt gemaͤß, zur Artzeney zu gebrauchen. Es war, ſo zu ſagen, faſt in einem Augenblicke alles bereit, uns, als ſeine angenehmſten Gaͤſte, aufs beſte zu- tractiren. Sein Getraͤncke ſchmeckte ſonderlich ſehr angenehm, und hatte darbey die Tugend, daß es keine Incommodité im Leibe oder im Kopfe mach- te, derowegen ſaſſen wir ſehr vergnuͤgt beyſammen. Endlich aber bezeigte der Alt-Vater ein beſonderes Verlangen, des Chirurgi. Monſieur Johann Ferdinand Kramers Lebens Geſchicht. ebenfalls zu wiſſen, dahero ſich derſelbe, nach eini- gen noͤthigen, gefallen ließ, uns dieſelbe folgender- geſtalt zu erzehlen: Jch bin, fing er an, von Geburt ein Weſtphaͤ- linger, mein Vater und Mutter, von denen ich im Jahr 1699. erzeuget worden, waren ehrliche Leute, und etwas mehr als buͤrgerlichen Standes, ſtar- ben aber beyde, ehe ich noch das 10te Kinder-Jahr uͤberſchritten hatte, weßwegen mich meines Va- ters Freunde, als das eintzige hinterlaſſene Kind meiner Eltern, zu ſich nahmen, und zu guter Aufer- ziehung anfaͤnglich die beſten Minen machten; Allein es ging mir nicht anders, als es gemeiniglich allen Elter-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/190>, abgerufen am 23.11.2024.