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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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ben werde, allein auf die Art wars, wie gesagt, zu
scharff, und weiln ich fast täglich gantz sonderbaren
Zuschlag von allen Seiten zu hoffen hatte, derowe-
gen fast täglich in Verstockung gerieth, fügte sichs
zu meinem Glücke, daß man mich in eine andere
Stadt zu fremden, aber doch verständigern Leuten
brachte.

Daselbst war eine sehr berühmte Schule, welche
ich mit größten Vergnügen sehr fleißig besuchte, und
mich in kurtzen vor andern, die doch noch älter als ich
waren, distinguirte, so daß ich in meinem 14ten
Jahre, unter den öbersten Primanern zu sitzen kam.
Zwar ist nicht zu leugnen, daß ich auch daselbst man-
chen lustigen Streich spielete, iedoch weil dasige Herrn
Praeceptores die Bosheit und den Muthwillen ei-
nes Knabens besser zu unterscheiden wußten, als mei-
ne Anverwandten, kam ich mehrentheils mit einem
starcken Verweise, oder aufs höchste mit einer gelin-
den Strafe darvon, und zwar in Betrachtung des-
sen, daß ich meine Lectiones iederzeit behörig obser-
vi
rte, und zuweilen mehr that, als von mir verlanget
wurde. Jch mag niemanden mit der Erzehlung
meiner Schul-Possen verdrießlich fallen, iedoch ein
eintziger kurtzweiliger Streich meritirt vielleicht ge-
meldet zu werden. Einsmahls stund ich, nach geen-
digter Lection, noch eine gute Weile im Creutzgange
stille, und hatte mich, weiß aber selbst nicht warum,
gantz besonders in meinen Gedancken vertieft, die-
ses merckte der Cantor als dasiger Collega III. von
ferne, kam derowegen gantz sachte auf mich zu-
geschlichen, fragte mich aber gantz unverhofft, wor-
auf ich spintisirte? Da nun bereits wußte, daß er

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ben werde, allein auf die Art wars, wie geſagt, zu
ſcharff, und weiln ich faſt taͤglich gantz ſonderbaren
Zuſchlag von allen Seiten zu hoffen hatte, derowe-
gen faſt taͤglich in Verſtockung gerieth, fuͤgte ſichs
zu meinem Gluͤcke, daß man mich in eine andere
Stadt zu fremden, aber doch verſtaͤndigern Leuten
brachte.

Daſelbſt war eine ſehr beruͤhmte Schule, welche
ich mit groͤßten Vergnuͤgen ſehr fleißig beſuchte, und
mich in kurtzen vor andern, die doch noch aͤlter als ich
waren, diſtinguirte, ſo daß ich in meinem 14ten
Jahre, unter den oͤberſten Primanern zu ſitzen kam.
Zwar iſt nicht zu leugnen, daß ich auch daſelbſt man-
chen luſtigen Streich ſpielete, iedoch weil daſige Herrn
Præceptores die Bosheit und den Muthwillen ei-
nes Knabens beſſer zu unterſcheiden wußten, als mei-
ne Anverwandten, kam ich mehrentheils mit einem
ſtarcken Verweiſe, oder aufs hoͤchſte mit einer gelin-
den Strafe darvon, und zwar in Betrachtung deſ-
ſen, daß ich meine Lectiones iederzeit behoͤrig obſer-
vi
rte, und zuweilen mehr that, als von mir verlanget
wurde. Jch mag niemanden mit der Erzehlung
meiner Schul-Poſſen verdrießlich fallen, iedoch ein
eintziger kurtzweiliger Streich meritirt vielleicht ge-
meldet zu werden. Einsmahls ſtund ich, nach geen-
digter Lection, noch eine gute Weile im Creutzgange
ſtille, und hatte mich, weiß aber ſelbſt nicht warum,
gantz beſonders in meinen Gedancken vertieft, die-
ſes merckte der Cantor als daſiger Collega III. von
ferne, kam derowegen gantz ſachte auf mich zu-
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[181/0195] ben werde, allein auf die Art wars, wie geſagt, zu ſcharff, und weiln ich faſt taͤglich gantz ſonderbaren Zuſchlag von allen Seiten zu hoffen hatte, derowe- gen faſt taͤglich in Verſtockung gerieth, fuͤgte ſichs zu meinem Gluͤcke, daß man mich in eine andere Stadt zu fremden, aber doch verſtaͤndigern Leuten brachte. Daſelbſt war eine ſehr beruͤhmte Schule, welche ich mit groͤßten Vergnuͤgen ſehr fleißig beſuchte, und mich in kurtzen vor andern, die doch noch aͤlter als ich waren, diſtinguirte, ſo daß ich in meinem 14ten Jahre, unter den oͤberſten Primanern zu ſitzen kam. Zwar iſt nicht zu leugnen, daß ich auch daſelbſt man- chen luſtigen Streich ſpielete, iedoch weil daſige Herrn Præceptores die Bosheit und den Muthwillen ei- nes Knabens beſſer zu unterſcheiden wußten, als mei- ne Anverwandten, kam ich mehrentheils mit einem ſtarcken Verweiſe, oder aufs hoͤchſte mit einer gelin- den Strafe darvon, und zwar in Betrachtung deſ- ſen, daß ich meine Lectiones iederzeit behoͤrig obſer- virte, und zuweilen mehr that, als von mir verlanget wurde. Jch mag niemanden mit der Erzehlung meiner Schul-Poſſen verdrießlich fallen, iedoch ein eintziger kurtzweiliger Streich meritirt vielleicht ge- meldet zu werden. Einsmahls ſtund ich, nach geen- digter Lection, noch eine gute Weile im Creutzgange ſtille, und hatte mich, weiß aber ſelbſt nicht warum, gantz beſonders in meinen Gedancken vertieft, die- ſes merckte der Cantor als daſiger Collega III. von ferne, kam derowegen gantz ſachte auf mich zu- geſchlichen, fragte mich aber gantz unverhofft, wor- auf ich ſpintiſirte? Da nun bereits wußte, daß er ein m 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/195>, abgerufen am 23.11.2024.