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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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rig aufgehoben und in die Kohlen-Töpfe gelegt
wurden. Jch lieff gegen über in ein bekandtes Haus
und wartete daselbst die Zeit ab, bis das sprudelnde
Pulver Feuer fing, und ein verzweifeltes Lermen,
doch aber weiter keinen Schaden anrichtete. Allein
da die Sache an meinen Herrn gelangete, bekam
der künstliche Feuerwercker seinen verdienten
Lohn.

Nach ausgestandenen Lehr-Jahren ergriff ich
den Wander-Stab, und reisete von meinem Vor-
munde mit 10. Thlr. Gelde und nöthigster Equip-
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abgefertiget in die Welt, weiln ich aber in mei-
ner Lehre von der Generosite einiger vornehmen Pa-
tient
en, welchen ich unermüdet aufgewartet, bey na-
he 50. Thlr. profitiret und heimlich gesammlet hatte,
schien es mir ungemein despectirlich und beschwer-
lich zu Fusse zu reisen, und noch viel verdrießlicher der
Professions-Gewohnheit nach, bey andern Chitur-
gis
das Gnaden- oder wie es etwas ehrbarer klingt,
das Fremd-Gesellen Brod zu essen, reisete derowe-
gen so lange mit der Post herum, bis mein unüber-
windlich scheinendes Capital, dermassen auf die Nei-
ge kam, daß ich nunmehro an statt der Thaler kaum
so viel Groschen zählen konte.

Da war der Haase gefangen, die Gelder ver-
schwunden, die Kleider auf dem Post-Wagen ziem-
lich verschabt, der Winter vor der Thüre, zu guter
Condition kein Anblick, hergegen desto mehr Ambi-
tion
vorhanden, dem Vormunde meinen Fehler zu
entdecken, und von ihm etwas Geld zu verlangen.
Jedoch ich fassete kurtze Resolution, entschloß mich
nunmehro post Festum zu Fusse zu gehen, erreichte

eine

rig aufgehoben und in die Kohlen-Toͤpfe gelegt
wurden. Jch lieff gegen uͤber in ein bekandtes Haus
und wartete daſelbſt die Zeit ab, bis das ſprudelnde
Pulver Feuer fing, und ein verzweifeltes Lermen,
doch aber weiter keinen Schaden anrichtete. Allein
da die Sache an meinen Herrn gelangete, bekam
der kuͤnſtliche Feuerwercker ſeinen verdienten
Lohn.

Nach ausgeſtandenen Lehr-Jahren ergriff ich
den Wander-Stab, und reiſete von meinem Vor-
munde mit 10. Thlr. Gelde und noͤthigſter Equip-
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abgefertiget in die Welt, weiln ich aber in mei-
ner Lehre von der Generoſité einiger vornehmen Pa-
tient
en, welchen ich unermuͤdet aufgewartet, bey na-
he 50. Thlr. profitiret und heimlich geſammlet hatte,
ſchien es mir ungemein deſpectirlich und beſchwer-
lich zu Fuſſe zu reiſen, und noch viel verdrießlicher der
Profeſſions-Gewohnheit nach, bey andern Chitur-
gis
das Gnaden- oder wie es etwas ehrbarer klingt,
das Fremd-Geſellen Brod zu eſſen, reiſete derowe-
gen ſo lange mit der Poſt herum, bis mein unuͤber-
windlich ſcheinendes Capital, dermaſſen auf die Nei-
ge kam, daß ich nunmehro an ſtatt der Thaler kaum
ſo viel Groſchen zaͤhlen konte.

Da war der Haaſe gefangen, die Gelder ver-
ſchwunden, die Kleider auf dem Poſt-Wagen ziem-
lich verſchabt, der Winter vor der Thuͤre, zu guter
Condition kein Anblick, hergegen deſto mehr Ambi-
tion
vorhanden, dem Vormunde meinen Fehler zu
entdecken, und von ihm etwas Geld zu verlangen.
Jedoch ich faſſete kurtze Reſolution, entſchloß mich
nunmehro poſt Feſtum zu Fuſſe zu gehen, erreichte

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[189/0203] rig aufgehoben und in die Kohlen-Toͤpfe gelegt wurden. Jch lieff gegen uͤber in ein bekandtes Haus und wartete daſelbſt die Zeit ab, bis das ſprudelnde Pulver Feuer fing, und ein verzweifeltes Lermen, doch aber weiter keinen Schaden anrichtete. Allein da die Sache an meinen Herrn gelangete, bekam der kuͤnſtliche Feuerwercker ſeinen verdienten Lohn. Nach ausgeſtandenen Lehr-Jahren ergriff ich den Wander-Stab, und reiſete von meinem Vor- munde mit 10. Thlr. Gelde und noͤthigſter Equip- page abgefertiget in die Welt, weiln ich aber in mei- ner Lehre von der Generoſité einiger vornehmen Pa- tienten, welchen ich unermuͤdet aufgewartet, bey na- he 50. Thlr. profitiret und heimlich geſammlet hatte, ſchien es mir ungemein deſpectirlich und beſchwer- lich zu Fuſſe zu reiſen, und noch viel verdrießlicher der Profeſſions-Gewohnheit nach, bey andern Chitur- gis das Gnaden- oder wie es etwas ehrbarer klingt, das Fremd-Geſellen Brod zu eſſen, reiſete derowe- gen ſo lange mit der Poſt herum, bis mein unuͤber- windlich ſcheinendes Capital, dermaſſen auf die Nei- ge kam, daß ich nunmehro an ſtatt der Thaler kaum ſo viel Groſchen zaͤhlen konte. Da war der Haaſe gefangen, die Gelder ver- ſchwunden, die Kleider auf dem Poſt-Wagen ziem- lich verſchabt, der Winter vor der Thuͤre, zu guter Condition kein Anblick, hergegen deſto mehr Ambi- tion vorhanden, dem Vormunde meinen Fehler zu entdecken, und von ihm etwas Geld zu verlangen. Jedoch ich faſſete kurtze Reſolution, entſchloß mich nunmehro poſt Feſtum zu Fuſſe zu gehen, erreichte eine

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/203>, abgerufen am 24.11.2024.