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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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mahle, und forcirten mich bey damahliger starcken
Recroutirung, mit Gewalt Dienste zu nehmen,
doch war diese Art gegen die vorige englisch zu nen-
nen, denn ich konte und durffte bey ihnen doch das-
jenige, wovon ich Profession machte, unter einer
reputirlichen Charge practiciren, bekam auch von
einem recht liebreichen Officier hinlänglichen Sold,
und machte mir also nicht das geringste Bedencken,
hinkünfftig ein oder etliche Campagnen mit zu
wagen.

Jmmittelst waren nunmehro 7. Monath ver-
strichen, seit dem ich von meiner allerliebsten Eleo-
noren
Abschied genommen, und ihr binnen der Zeit
mehr als 8. Briefe geschrieben, iedoch nicht die ge-
ringste Antworts-Zeile erhalten hatte. Jch habe
von meiner allerliebsten Eleonoren geredet, nem-
lich von derjenigen Eleonoren, welche mir mit un-
verlangten grausamen Eyd-Schwüren verspro-
chen, ehe tausendmahl zu sterben, als sich, Zeit mei-
nes Lebens, an eines andern Seite zu legen, ja man
solte sie eher in Stücken zerreissen, als mit einer an-
dern Manns-Person ins Braut-Bette bringen.
Uber dieses hatte sie iederzeit eine dermassen strenge
Tugend gegen mich bezeuget, daß meine Caressen
bey ihr niemahls einen höhern Grad erreichen dürf-
fen, als ihre Hand und Mund zu küssen. Allein
nunmehro berichtete mich ein guter Freund: Daß
dieselbe auch kein eintzigesmahl gestorben, vielwe-
niger, seines Wissens, ein eintziges Stück von ih-
rem Leibe abreissen lassen, und dennoch bereits vor
3. Monathen, ohne allen Zwang, einen Licentia-
ten geheyrathet hätte.

Eben

mahle, und forcirten mich bey damahliger ſtarcken
Recroutirung, mit Gewalt Dienſte zu nehmen,
doch war dieſe Art gegen die vorige engliſch zu nen-
nen, denn ich konte und durffte bey ihnen doch das-
jenige, wovon ich Profeſſion machte, unter einer
reputirlichen Charge practiciren, bekam auch von
einem recht liebreichen Officier hinlaͤnglichen Sold,
und machte mir alſo nicht das geringſte Bedencken,
hinkuͤnfftig ein oder etliche Campagnen mit zu
wagen.

Jmmittelſt waren nunmehro 7. Monath ver-
ſtrichen, ſeit dem ich von meiner allerliebſten Eleo-
noren
Abſchied genommen, und ihr binnen der Zeit
mehr als 8. Briefe geſchrieben, iedoch nicht die ge-
ringſte Antworts-Zeile erhalten hatte. Jch habe
von meiner allerliebſten Eleonoren geredet, nem-
lich von derjenigen Eleonoren, welche mir mit un-
verlangten grauſamen Eyd-Schwuͤren verſpro-
chen, ehe tauſendmahl zu ſterben, als ſich, Zeit mei-
nes Lebens, an eines andern Seite zu legen, ja man
ſolte ſie eher in Stuͤcken zerreiſſen, als mit einer an-
dern Manns-Perſon ins Braut-Bette bringen.
Uber dieſes hatte ſie iederzeit eine dermaſſen ſtrenge
Tugend gegen mich bezeuget, daß meine Careſſen
bey ihr niemahls einen hoͤhern Grad erreichen duͤrf-
fen, als ihre Hand und Mund zu kuͤſſen. Allein
nunmehro berichtete mich ein guter Freund: Daß
dieſelbe auch kein eintzigesmahl geſtorben, vielwe-
niger, ſeines Wiſſens, ein eintziges Stuͤck von ih-
rem Leibe abreiſſen laſſen, und dennoch bereits vor
3. Monathen, ohne allen Zwang, einen Licentia-
ten geheyrathet haͤtte.

Eben
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[223/0237] mahle, und forcirten mich bey damahliger ſtarcken Recroutirung, mit Gewalt Dienſte zu nehmen, doch war dieſe Art gegen die vorige engliſch zu nen- nen, denn ich konte und durffte bey ihnen doch das- jenige, wovon ich Profeſſion machte, unter einer reputirlichen Charge practiciren, bekam auch von einem recht liebreichen Officier hinlaͤnglichen Sold, und machte mir alſo nicht das geringſte Bedencken, hinkuͤnfftig ein oder etliche Campagnen mit zu wagen. Jmmittelſt waren nunmehro 7. Monath ver- ſtrichen, ſeit dem ich von meiner allerliebſten Eleo- noren Abſchied genommen, und ihr binnen der Zeit mehr als 8. Briefe geſchrieben, iedoch nicht die ge- ringſte Antworts-Zeile erhalten hatte. Jch habe von meiner allerliebſten Eleonoren geredet, nem- lich von derjenigen Eleonoren, welche mir mit un- verlangten grauſamen Eyd-Schwuͤren verſpro- chen, ehe tauſendmahl zu ſterben, als ſich, Zeit mei- nes Lebens, an eines andern Seite zu legen, ja man ſolte ſie eher in Stuͤcken zerreiſſen, als mit einer an- dern Manns-Perſon ins Braut-Bette bringen. Uber dieſes hatte ſie iederzeit eine dermaſſen ſtrenge Tugend gegen mich bezeuget, daß meine Careſſen bey ihr niemahls einen hoͤhern Grad erreichen duͤrf- fen, als ihre Hand und Mund zu kuͤſſen. Allein nunmehro berichtete mich ein guter Freund: Daß dieſelbe auch kein eintzigesmahl geſtorben, vielwe- niger, ſeines Wiſſens, ein eintziges Stuͤck von ih- rem Leibe abreiſſen laſſen, und dennoch bereits vor 3. Monathen, ohne allen Zwang, einen Licentia- ten geheyrathet haͤtte. Eben

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/237>, abgerufen am 21.11.2024.