der Principal ohnedem einen grossen Schwallich ein- gebildeter kluger Adeptorum sitzen hat, und doch bey meinem Vater ein und andere, sonst noch nie er- fahrne und gesehene Curiosa antrifft, weiset er ihm in seinem Laboratorio eine Stelle an, nebst jähr- licher mittelmäßiger Pension. Mein Vater hilfft eine ziemliche Zeitlang sehr getreu arbeiten, trifft aber solche Künstler an, die von sich ausgeben, daß sie nur noch einer eintzigen Haare breit von dem A- stro auri entfernet wären, in der That aber sind es eitel Betrüger, ausgenommen ein eintziger, welcher nicht so viel Bosheit als einfältigen Hochmuth in sich hat. Er giebt aber allen um so viel desto genauer Achtung auf die Finger, mercket eines ieden Schel- merey mit der Zeit sehr klüglich ab, und endecket endlich dem Principal gantz treuhertzig, daß er unter seinen 21. Laboranten oder Goldmachern, wenig- stens 19. Schelme und Spitzbuben ertappen könne. Dieser hält hierauf eine General-Musterung, läßt alles genau untersuchen, und nach glücklich entdeck- ten Betrügereyen, schöpft er auf einmahl einen der- massen hefftigen Eckel gegen diese gefährliche Kunst, welche ihn binnen etlichen Jahren nicht allein um ein entsetzliches Capital, sondern über dieses noch in mehr als 2. Tonnen Goldes Schulden gebracht, so, daß es das gantze Laboratorium zerstöhren, mei- nen Vater aber nebst seinem eintzigen, noch etwas ehrlichen Consorten 2000. Thlr. reichen lässet, mit dem Bedeuten, daß sie selbiges Geld, in ihren selbst beliebigen Nutzen verwenden möchten, auch die Freyheit haben solten, in seiner Residenz und Lan- den zu bleiben, doch mit dem Beding, daß keiner, der
da
der Principal ohnedem einen groſſen Schwallich ein- gebildeter kluger Adeptorum ſitzen hat, und doch bey meinem Vater ein und andere, ſonſt noch nie er- fahrne und geſehene Curioſa antrifft, weiſet er ihm in ſeinem Laboratorio eine Stelle an, nebſt jaͤhr- licher mittelmaͤßiger Penſion. Mein Vater hilfft eine ziemliche Zeitlang ſehr getreu arbeiten, trifft aber ſolche Kuͤnſtler an, die von ſich ausgeben, daß ſie nur noch einer eintzigen Haare breit von dem A- ſtro auri entfernet waͤren, in der That aber ſind es eitel Betruͤger, ausgenommen ein eintziger, welcher nicht ſo viel Bosheit als einfaͤltigen Hochmuth in ſich hat. Er giebt aber allen um ſo viel deſto genauer Achtung auf die Finger, mercket eines ieden Schel- merey mit der Zeit ſehr kluͤglich ab, und endecket endlich dem Principal gantz treuhertzig, daß er unter ſeinen 21. Laboranten oder Goldmachern, wenig- ſtens 19. Schelme und Spitzbuben ertappen koͤnne. Dieſer haͤlt hierauf eine General-Muſterung, laͤßt alles genau unterſuchen, und nach gluͤcklich entdeck- ten Betruͤgereyen, ſchoͤpft er auf einmahl einen der- maſſen hefftigen Eckel gegen dieſe gefaͤhrliche Kunſt, welche ihn binnen etlichen Jahren nicht allein um ein entſetzliches Capital, ſondern uͤber dieſes noch in mehr als 2. Tonnen Goldes Schulden gebracht, ſo, daß es das gantze Laboratorium zerſtoͤhren, mei- nen Vater aber nebſt ſeinem eintzigen, noch etwas ehrlichen Conſorten 2000. Thlr. reichen laͤſſet, mit dem Bedeuten, daß ſie ſelbiges Geld, in ihren ſelbſt beliebigen Nutzen verwenden moͤchten, auch die Freyheit haben ſolten, in ſeiner Reſidenz und Lan- den zu bleiben, doch mit dem Beding, daß keiner, der
da
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0267"n="253"/>
der <hirendition="#aq">Principal</hi> ohnedem einen groſſen Schwallich ein-<lb/>
gebildeter kluger <hirendition="#aq">Adeptorum</hi>ſitzen hat, und doch<lb/>
bey meinem Vater ein und andere, ſonſt noch nie er-<lb/>
fahrne und geſehene <hirendition="#aq">Curioſa</hi> antrifft, weiſet er ihm<lb/>
in ſeinem <hirendition="#aq">Laboratorio</hi> eine Stelle an, nebſt jaͤhr-<lb/>
licher mittelmaͤßiger <hirendition="#aq">Penſion.</hi> Mein Vater hilfft<lb/>
eine ziemliche Zeitlang ſehr getreu arbeiten, trifft<lb/>
aber ſolche Kuͤnſtler an, die von ſich ausgeben, daß<lb/>ſie nur noch einer eintzigen Haare breit von dem <hirendition="#aq">A-<lb/>ſtro auri</hi> entfernet waͤren, in der That aber ſind es<lb/>
eitel Betruͤger, ausgenommen ein eintziger, welcher<lb/>
nicht ſo viel Bosheit als einfaͤltigen Hochmuth in<lb/>ſich hat. Er giebt aber allen um ſo viel deſto genauer<lb/>
Achtung auf die Finger, mercket eines ieden Schel-<lb/>
merey mit der Zeit ſehr kluͤglich ab, und endecket<lb/>
endlich dem <hirendition="#aq">Principal</hi> gantz treuhertzig, daß er unter<lb/>ſeinen 21. <hirendition="#aq">Laborant</hi>en oder Goldmachern, wenig-<lb/>ſtens 19. Schelme und Spitzbuben ertappen koͤnne.<lb/>
Dieſer haͤlt hierauf eine <hirendition="#aq">General-</hi>Muſterung, laͤßt<lb/>
alles genau unterſuchen, und nach gluͤcklich entdeck-<lb/>
ten Betruͤgereyen, ſchoͤpft er auf einmahl einen der-<lb/>
maſſen hefftigen Eckel gegen dieſe gefaͤhrliche Kunſt,<lb/>
welche ihn binnen etlichen Jahren nicht allein um<lb/>
ein entſetzliches <hirendition="#aq">Capital,</hi>ſondern uͤber dieſes noch<lb/>
in mehr als 2. Tonnen Goldes Schulden gebracht, ſo,<lb/>
daß es das gantze <hirendition="#aq">Laboratorium</hi> zerſtoͤhren, mei-<lb/>
nen Vater aber nebſt ſeinem eintzigen, noch etwas<lb/>
ehrlichen <hirendition="#aq">Conſor</hi>ten 2000. Thlr. reichen laͤſſet, mit<lb/>
dem Bedeuten, daß ſie ſelbiges Geld, in ihren ſelbſt<lb/>
beliebigen Nutzen verwenden moͤchten, auch die<lb/>
Freyheit haben ſolten, in ſeiner <hirendition="#aq">Reſidenz</hi> und Lan-<lb/>
den zu bleiben, doch mit dem Beding, daß keiner, der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">da</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[253/0267]
der Principal ohnedem einen groſſen Schwallich ein-
gebildeter kluger Adeptorum ſitzen hat, und doch
bey meinem Vater ein und andere, ſonſt noch nie er-
fahrne und geſehene Curioſa antrifft, weiſet er ihm
in ſeinem Laboratorio eine Stelle an, nebſt jaͤhr-
licher mittelmaͤßiger Penſion. Mein Vater hilfft
eine ziemliche Zeitlang ſehr getreu arbeiten, trifft
aber ſolche Kuͤnſtler an, die von ſich ausgeben, daß
ſie nur noch einer eintzigen Haare breit von dem A-
ſtro auri entfernet waͤren, in der That aber ſind es
eitel Betruͤger, ausgenommen ein eintziger, welcher
nicht ſo viel Bosheit als einfaͤltigen Hochmuth in
ſich hat. Er giebt aber allen um ſo viel deſto genauer
Achtung auf die Finger, mercket eines ieden Schel-
merey mit der Zeit ſehr kluͤglich ab, und endecket
endlich dem Principal gantz treuhertzig, daß er unter
ſeinen 21. Laboranten oder Goldmachern, wenig-
ſtens 19. Schelme und Spitzbuben ertappen koͤnne.
Dieſer haͤlt hierauf eine General-Muſterung, laͤßt
alles genau unterſuchen, und nach gluͤcklich entdeck-
ten Betruͤgereyen, ſchoͤpft er auf einmahl einen der-
maſſen hefftigen Eckel gegen dieſe gefaͤhrliche Kunſt,
welche ihn binnen etlichen Jahren nicht allein um
ein entſetzliches Capital, ſondern uͤber dieſes noch
in mehr als 2. Tonnen Goldes Schulden gebracht, ſo,
daß es das gantze Laboratorium zerſtoͤhren, mei-
nen Vater aber nebſt ſeinem eintzigen, noch etwas
ehrlichen Conſorten 2000. Thlr. reichen laͤſſet, mit
dem Bedeuten, daß ſie ſelbiges Geld, in ihren ſelbſt
beliebigen Nutzen verwenden moͤchten, auch die
Freyheit haben ſolten, in ſeiner Reſidenz und Lan-
den zu bleiben, doch mit dem Beding, daß keiner, der
da
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/267>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.