theuren Eyd: Mich in keinem Glücks- oder Un- glücks-Falle zu verlassen, sondern mir iederzeit mit treuer Lehre, auch Guth und Blut zu dienen, ich her- gegen mußte alle meine Mobilien zu Gelde machen, einen niederträchtigen Habit anziehen, und alles in Gold verwechselte Geld, welches sich ohngefehr auf 2300. Thlr. belieff, darein vernehen. Hierauf traten wir die Reise zu Fuß an, und zwar an den- jenigen Fürstl. Hof, wo ich meine mechanische Werckstatt hatte, daselbst nahm ich meinen Ab- schied, unter dem Vorwande eine Reise nach En- gelland anzutreten, verkauffte alle noch übrigen Geräthschafften, und lösete 530. Thaler daraus, hat- te also ein Capital von 2830. Thlr. beysammen, welches ich dem Elisaeo halb zu tragen gab, und mit meinem Führer immerfort reisete, ohne mich zu bekümmern, wohin. Uberall wo wir nur ein- kehreten, mußten die aller delicatesten Speisen aufgetragen werden, ohngeacht aber alles aus mei- nem Beutel bezahlet wurde, bekümmerte ich mich doch sehr wenig um das eitele Geld, weilen mich versichert hielt, daß so bald selbiges verzehret sey, Elias den Schaden schon durch einen wichtigen Gold-Klumpen ersetzen könte. Endlich gelangeten wir in einem Hölländischen Dorffe an, allwo un- ser Wirth den Elisaeum und Eliam, als wohlbe- kannte Freunde empfing, und mir ebenfalls alle Höflichkeit erzeigte, es fand sich daselbst ein unter- irdisches weitläufftiges Laboratorium, in welchem Elias Artista mit mir zu laboriren anfing, und zwar keine andern, als diejenigen Processe, welche mein sel. Vater schrifftl. hinterlassen, Elisaeus aber
mußte
theuren Eyd: Mich in keinem Gluͤcks- oder Un- gluͤcks-Falle zu verlaſſen, ſondern mir iederzeit mit treuer Lehre, auch Guth und Blut zu dienen, ich her- gegen mußte alle meine Mobilien zu Gelde machen, einen niedertraͤchtigen Habit anziehen, und alles in Gold verwechſelte Geld, welches ſich ohngefehr auf 2300. Thlr. belieff, darein vernehen. Hierauf traten wir die Reiſe zu Fuß an, und zwar an den- jenigen Fuͤrſtl. Hof, wo ich meine mechaniſche Werckſtatt hatte, daſelbſt nahm ich meinen Ab- ſchied, unter dem Vorwande eine Reiſe nach En- gelland anzutreten, verkauffte alle noch uͤbrigen Geraͤthſchafften, und loͤſete 530. Thaler daraus, hat- te alſo ein Capital von 2830. Thlr. beyſammen, welches ich dem Eliſæo halb zu tragen gab, und mit meinem Fuͤhrer immerfort reiſete, ohne mich zu bekuͤmmern, wohin. Uberall wo wir nur ein- kehreten, mußten die aller delicateſten Speiſen aufgetragen werden, ohngeacht aber alles aus mei- nem Beutel bezahlet wurde, bekuͤmmerte ich mich doch ſehr wenig um das eitele Geld, weilen mich verſichert hielt, daß ſo bald ſelbiges verzehret ſey, Elias den Schaden ſchon durch einen wichtigen Gold-Klumpen erſetzen koͤnte. Endlich gelangeten wir in einem Hoͤllaͤndiſchen Dorffe an, allwo un- ſer Wirth den Eliſæum und Eliam, als wohlbe- kannte Freunde empfing, und mir ebenfalls alle Hoͤflichkeit erzeigte, es fand ſich daſelbſt ein unter- irdiſches weitlaͤufftiges Laboratorium, in welchem Elias Artiſta mit mir zu laboriren anfing, und zwar keine andern, als diejenigen Proceſſe, welche mein ſel. Vater ſchrifftl. hinterlaſſen, Eliſæus aber
mußte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0283"n="269"/>
theuren Eyd: Mich in keinem Gluͤcks- oder Un-<lb/>
gluͤcks-Falle zu verlaſſen, ſondern mir iederzeit mit<lb/>
treuer Lehre, auch Guth und Blut zu dienen, ich her-<lb/>
gegen mußte alle meine <hirendition="#aq">Mobili</hi>en zu Gelde machen,<lb/>
einen niedertraͤchtigen Habit anziehen, und alles in<lb/>
Gold verwechſelte Geld, welches ſich ohngefehr<lb/>
auf 2300. Thlr. belieff, darein vernehen. Hierauf<lb/>
traten wir die Reiſe zu Fuß an, und zwar an den-<lb/>
jenigen Fuͤrſtl. Hof, wo ich meine <hirendition="#aq">mechani</hi>ſche<lb/>
Werckſtatt hatte, daſelbſt nahm ich meinen Ab-<lb/>ſchied, unter dem Vorwande eine Reiſe nach En-<lb/>
gelland anzutreten, verkauffte alle noch uͤbrigen<lb/>
Geraͤthſchafften, und loͤſete 530. Thaler daraus, hat-<lb/>
te alſo ein <hirendition="#aq">Capital</hi> von 2830. Thlr. beyſammen,<lb/>
welches ich dem <hirendition="#aq">Eliſæo</hi> halb zu tragen gab, und<lb/>
mit meinem Fuͤhrer immerfort reiſete, ohne mich<lb/>
zu bekuͤmmern, wohin. Uberall wo wir nur ein-<lb/>
kehreten, mußten die aller <hirendition="#aq">delicat</hi>eſten Speiſen<lb/>
aufgetragen werden, ohngeacht aber alles aus mei-<lb/>
nem Beutel bezahlet wurde, bekuͤmmerte ich mich<lb/>
doch ſehr wenig um das eitele Geld, weilen mich<lb/>
verſichert hielt, daß ſo bald ſelbiges verzehret ſey,<lb/><hirendition="#aq">Elias</hi> den Schaden ſchon durch einen wichtigen<lb/>
Gold-Klumpen erſetzen koͤnte. Endlich gelangeten<lb/>
wir in einem Hoͤllaͤndiſchen Dorffe an, allwo un-<lb/>ſer Wirth den <hirendition="#aq">Eliſæum</hi> und <hirendition="#aq">Eliam,</hi> als wohlbe-<lb/>
kannte Freunde empfing, und mir ebenfalls alle<lb/>
Hoͤflichkeit erzeigte, es fand ſich daſelbſt ein unter-<lb/>
irdiſches weitlaͤufftiges <hirendition="#aq">Laboratorium,</hi> in welchem<lb/><hirendition="#aq">Elias Artiſta</hi> mit mir zu <hirendition="#aq">labori</hi>ren anfing, und<lb/>
zwar keine andern, als diejenigen <hirendition="#aq">Proceſſe,</hi> welche<lb/>
mein ſel. Vater ſchrifftl. hinterlaſſen, <hirendition="#aq">Eliſæus</hi> aber<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mußte</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[269/0283]
theuren Eyd: Mich in keinem Gluͤcks- oder Un-
gluͤcks-Falle zu verlaſſen, ſondern mir iederzeit mit
treuer Lehre, auch Guth und Blut zu dienen, ich her-
gegen mußte alle meine Mobilien zu Gelde machen,
einen niedertraͤchtigen Habit anziehen, und alles in
Gold verwechſelte Geld, welches ſich ohngefehr
auf 2300. Thlr. belieff, darein vernehen. Hierauf
traten wir die Reiſe zu Fuß an, und zwar an den-
jenigen Fuͤrſtl. Hof, wo ich meine mechaniſche
Werckſtatt hatte, daſelbſt nahm ich meinen Ab-
ſchied, unter dem Vorwande eine Reiſe nach En-
gelland anzutreten, verkauffte alle noch uͤbrigen
Geraͤthſchafften, und loͤſete 530. Thaler daraus, hat-
te alſo ein Capital von 2830. Thlr. beyſammen,
welches ich dem Eliſæo halb zu tragen gab, und
mit meinem Fuͤhrer immerfort reiſete, ohne mich
zu bekuͤmmern, wohin. Uberall wo wir nur ein-
kehreten, mußten die aller delicateſten Speiſen
aufgetragen werden, ohngeacht aber alles aus mei-
nem Beutel bezahlet wurde, bekuͤmmerte ich mich
doch ſehr wenig um das eitele Geld, weilen mich
verſichert hielt, daß ſo bald ſelbiges verzehret ſey,
Elias den Schaden ſchon durch einen wichtigen
Gold-Klumpen erſetzen koͤnte. Endlich gelangeten
wir in einem Hoͤllaͤndiſchen Dorffe an, allwo un-
ſer Wirth den Eliſæum und Eliam, als wohlbe-
kannte Freunde empfing, und mir ebenfalls alle
Hoͤflichkeit erzeigte, es fand ſich daſelbſt ein unter-
irdiſches weitlaͤufftiges Laboratorium, in welchem
Elias Artiſta mit mir zu laboriren anfing, und
zwar keine andern, als diejenigen Proceſſe, welche
mein ſel. Vater ſchrifftl. hinterlaſſen, Eliſæus aber
mußte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/283>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.