da zu seyn, mittlerweile gab er mir ein mächtiges Stuck chymischer Arbeit vor, ausserdem mußte ich ihm alle meine Gold-Müntze auszahlen bis auf 100. spec. Ducaten, dahingegen gab er mir von seinem durch Kunst gemachten Golde 8. Plat- ten in Verwahrung, worvon die 4 größten 11/4 Pfund, die vier kleinesten aber 4. 6. bis 8. Loth am Gewichte hielten. Da nun, wie bereits sehr öffters gemeldet, bey mir nicht der geringste Verdacht wegen ei- nes Betruges herrschete, ließ ich auf Katzen- und Mäuse-Art immer mit mir hin spielen, verrichtete die aufgegebene Arbeit mit größtem Fleisse, wartete 9. Tage, verzog noch einen gantzen Monat, allein vergeblich, denn es wolte weder Elias noch Elisaeus wieder zum Vorschein kommen. Endlich empfing ich von dem ersten einen Brief, worinnen er mir mit grossen Schmeicheleyen berichtete, daß er wich- tiger Ursachen wegen die Reise nach Amsterdam fortsetzen müssen, also solte ich mich nicht säumen aufs eiligste nachzukommen, die ausgearbeiteten Sachen aber, an ihrem Orte wohl verschlossen ste- hen lassen, weil er Elisaeum unterwegs angetroffen und mit sich genommen hätte. Wer war hurtiger als ich, mich auf die Reise nach Amsterdam zu be- geben? und dennoch kam ich um drey Tage zu späte, weil in dem angewiesenen Logis einen Brief von dem Elia fande, worinnen er mit sehr ungedulti- gen Ausdrückungen betheurete, daß er ohnmöglich länger auf mich warten können, sondern sich genö- thigt befunden, die Reise nach Londen in Engelland aufs eiligste anzutreten, ich möchte demnach, so lieb mir alle meine Wohlfahrt sey, ihm auch dahin fol-
gen,
da zu ſeyn, mittlerweile gab er mir ein maͤchtiges Stuck chymiſcher Arbeit vor, auſſerdem mußte ich ihm alle meine Gold-Muͤntze auszahlen bis auf 100. ſpec. Ducaten, dahingegen gab er mir von ſeinem durch Kunſt gemachten Golde 8. Plat- ten in Verwahrung, worvon die 4 groͤßten 1¼ Pfund, die vier kleineſten aber 4. 6. bis 8. Loth am Gewichte hielten. Da nun, wie bereits ſehr oͤffters gemeldet, bey mir nicht der geringſte Verdacht wegen ei- nes Betruges herrſchete, ließ ich auf Katzen- und Maͤuſe-Art immer mit mir hin ſpielen, verrichtete die aufgegebene Arbeit mit groͤßtem Fleiſſe, wartete 9. Tage, verzog noch einen gantzen Monat, allein vergeblich, denn es wolte weder Elias noch Eliſæus wieder zum Vorſchein kommen. Endlich empfing ich von dem erſten einen Brief, worinnen er mir mit groſſen Schmeicheleyen berichtete, daß er wich- tiger Urſachen wegen die Reiſe nach Amſterdam fortſetzen muͤſſen, alſo ſolte ich mich nicht ſaͤumen aufs eiligſte nachzukommen, die ausgearbeiteten Sachen aber, an ihrem Orte wohl verſchloſſen ſte- hen laſſen, weil er Eliſæum unterwegs angetroffen und mit ſich genommen haͤtte. Wer war hurtiger als ich, mich auf die Reiſe nach Amſterdam zu be- geben? und dennoch kam ich um drey Tage zu ſpaͤte, weil in dem angewieſenen Logis einen Brief von dem Elia fande, worinnen er mit ſehr ungedulti- gen Ausdruͤckungen betheurete, daß er ohnmoͤglich laͤnger auf mich warten koͤnnen, ſondern ſich genoͤ- thigt befunden, die Reiſe nach Londen in Engelland aufs eiligſte anzutreten, ich moͤchte demnach, ſo lieb mir alle meine Wohlfahrt ſey, ihm auch dahin fol-
gen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0294"n="280"/>
da zu ſeyn, mittlerweile gab er mir ein maͤchtiges<lb/>
Stuck <hirendition="#aq">chymi</hi>ſcher Arbeit vor, auſſerdem mußte<lb/>
ich ihm alle meine Gold-Muͤntze auszahlen bis auf<lb/>
100. <hirendition="#aq">ſpec. Ducat</hi>en, dahingegen gab er mir von<lb/>ſeinem durch Kunſt gemachten Golde 8. Plat-<lb/>
ten in Verwahrung, worvon die 4 groͤßten 1¼ Pfund,<lb/>
die vier kleineſten aber 4. 6. bis 8. Loth am Gewichte<lb/>
hielten. Da nun, wie bereits ſehr oͤffters gemeldet,<lb/>
bey mir nicht der geringſte Verdacht wegen ei-<lb/>
nes Betruges herrſchete, ließ ich auf Katzen- und<lb/>
Maͤuſe-Art immer mit mir hin ſpielen, verrichtete<lb/>
die aufgegebene Arbeit mit groͤßtem Fleiſſe, wartete<lb/>
9. Tage, verzog noch einen gantzen Monat, allein<lb/>
vergeblich, denn es wolte weder <hirendition="#aq">Elias</hi> noch <hirendition="#aq">Eliſæus</hi><lb/>
wieder zum Vorſchein kommen. Endlich empfing<lb/>
ich von dem erſten einen Brief, worinnen er mir<lb/>
mit groſſen Schmeicheleyen berichtete, daß er wich-<lb/>
tiger Urſachen wegen die Reiſe nach Amſterdam<lb/>
fortſetzen muͤſſen, alſo ſolte ich mich nicht ſaͤumen<lb/>
aufs eiligſte nachzukommen, die ausgearbeiteten<lb/>
Sachen aber, an ihrem Orte wohl verſchloſſen ſte-<lb/>
hen laſſen, weil er <hirendition="#aq">Eliſæum</hi> unterwegs angetroffen<lb/>
und mit ſich genommen haͤtte. Wer war hurtiger<lb/>
als ich, mich auf die Reiſe nach Amſterdam zu be-<lb/>
geben? und dennoch kam ich um drey Tage zu ſpaͤte,<lb/>
weil in dem angewieſenen <hirendition="#aq">Logis</hi> einen Brief von<lb/>
dem <hirendition="#aq">Elia</hi> fande, worinnen er mit ſehr ungedulti-<lb/>
gen Ausdruͤckungen betheurete, daß er ohnmoͤglich<lb/>
laͤnger auf mich warten koͤnnen, ſondern ſich genoͤ-<lb/>
thigt befunden, die Reiſe nach <hirendition="#aq">Londen</hi> in Engelland<lb/>
aufs eiligſte anzutreten, ich moͤchte demnach, ſo lieb<lb/>
mir alle meine Wohlfahrt ſey, ihm auch dahin fol-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gen,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[280/0294]
da zu ſeyn, mittlerweile gab er mir ein maͤchtiges
Stuck chymiſcher Arbeit vor, auſſerdem mußte
ich ihm alle meine Gold-Muͤntze auszahlen bis auf
100. ſpec. Ducaten, dahingegen gab er mir von
ſeinem durch Kunſt gemachten Golde 8. Plat-
ten in Verwahrung, worvon die 4 groͤßten 1¼ Pfund,
die vier kleineſten aber 4. 6. bis 8. Loth am Gewichte
hielten. Da nun, wie bereits ſehr oͤffters gemeldet,
bey mir nicht der geringſte Verdacht wegen ei-
nes Betruges herrſchete, ließ ich auf Katzen- und
Maͤuſe-Art immer mit mir hin ſpielen, verrichtete
die aufgegebene Arbeit mit groͤßtem Fleiſſe, wartete
9. Tage, verzog noch einen gantzen Monat, allein
vergeblich, denn es wolte weder Elias noch Eliſæus
wieder zum Vorſchein kommen. Endlich empfing
ich von dem erſten einen Brief, worinnen er mir
mit groſſen Schmeicheleyen berichtete, daß er wich-
tiger Urſachen wegen die Reiſe nach Amſterdam
fortſetzen muͤſſen, alſo ſolte ich mich nicht ſaͤumen
aufs eiligſte nachzukommen, die ausgearbeiteten
Sachen aber, an ihrem Orte wohl verſchloſſen ſte-
hen laſſen, weil er Eliſæum unterwegs angetroffen
und mit ſich genommen haͤtte. Wer war hurtiger
als ich, mich auf die Reiſe nach Amſterdam zu be-
geben? und dennoch kam ich um drey Tage zu ſpaͤte,
weil in dem angewieſenen Logis einen Brief von
dem Elia fande, worinnen er mit ſehr ungedulti-
gen Ausdruͤckungen betheurete, daß er ohnmoͤglich
laͤnger auf mich warten koͤnnen, ſondern ſich genoͤ-
thigt befunden, die Reiſe nach Londen in Engelland
aufs eiligſte anzutreten, ich moͤchte demnach, ſo lieb
mir alle meine Wohlfahrt ſey, ihm auch dahin fol-
gen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/294>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.