ten eine besondere Freude darüber, denn das gantze Gebäude stund schon völlig unter dem Dache, mitt- lerweile aber, da andere dasselbe vollends tünchten und ausputzten, arbeiteten Lademann, Krätzer und Herrlich, nebst ihren Lehrlingen an den Mühl- Rädern, welche sie aufs längste binnen 14. Tagen ein- zulegen vermeinten, nachhero Mühl-Steine aus dem Alberts-Hügel, als welcher Stein sich am allertüch- tigsten darzu anließ, aushauen, so dann gleich nach vollbrachter Ernte, zu mahlen anfangen wolten. Al- lein, weil der Alt-Vater freundlich zu vernehmen gab, wie er diesesmahl in Lademanns Wohn-Hause ab- zutreten gesonnen sey, und gegen Abend das Vesper- Brod bey ihm speisen wolte, gaben die Meisters ihren Lehrlingen und Handlangern ein abgemessenes Stück Arbeit auf, und begleiteten uns alle drey in Lade- manns Wohn-Haus, allwo sich auch in kurtzen Herr Wolffgang, Litzberg und Plager einstelleten, weil wir selbigen unsere Dahin-Reise zu wissen thun lassen. Wir labeten uns an einem wohlschmeckenden und sehr kühlen Haus Truncke, rauchten, weil es etwa 3. bis 4. Stunden nach der Mittags-Mahlzeit war, To- back darbey, da aber unser Wirth mit seiner jungen Haus-Frauen das Vesper-Brod aufgetragen, und der Alt-Vater mit freundlichen Worten zu verneh- men gab, wie er wünschte, seine, nemlich
Des Tischlers Lademanns Lebens- Geschichte
anzuhören, machte sich derselbe alsofort bereit darzu und fing seine Erzehlung also an:
Jch Johann Bernhard Lademann, bin vor nun-
mehro
ten eine beſondere Freude daruͤber, denn das gantze Gebaͤude ſtund ſchon voͤllig unter dem Dache, mitt- lerweile aber, da andere daſſelbe vollends tuͤnchten und ausputzten, arbeiteten Lademann, Krätzer und Herrlich, nebſt ihren Lehrlingen an den Muͤhl- Raͤdern, welche ſie aufs laͤngſte binnen 14. Tagen ein- zulegen vermeinten, nachhero Muͤhl-Steine aus dem Alberts-Huͤgel, als welcher Stein ſich am allertuͤch- tigſten darzu anließ, aushauen, ſo dann gleich nach vollbrachter Ernte, zu mahlen anfangen wolten. Al- lein, weil der Alt-Vater freundlich zu vernehmen gab, wie er dieſesmahl in Lademanns Wohn-Hauſe ab- zutreten geſonnen ſey, und gegen Abend das Veſper- Brod bey ihm ſpeiſen wolte, gaben die Meiſters ihren Lehrlingen und Handlangern ein abgemeſſenes Stuͤck Arbeit auf, und begleiteten uns alle drey in Lade- manns Wohn-Haus, allwo ſich auch in kurtzen Herr Wolffgang, Litzberg und Plager einſtelleten, weil wir ſelbigen unſere Dahin-Reiſe zu wiſſen thun laſſen. Wir labeten uns an einem wohlſchmeckenden und ſehr kuͤhlen Haus Truncke, rauchten, weil es etwa 3. bis 4. Stunden nach der Mittags-Mahlzeit war, To- back darbey, da aber unſer Wirth mit ſeiner jungen Haus-Frauen das Veſper-Brod aufgetragen, und der Alt-Vater mit freundlichen Worten zu verneh- men gab, wie er wuͤnſchte, ſeine, nemlich
Des Tiſchlers Lademanns Lebens- Geſchichte
anzuhoͤren, machte ſich derſelbe alſofort bereit darzu und fing ſeine Erzehlung alſo an:
Jch Johann Bernhard Lademann, bin vor nun-
mehro
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0333"n="319"/>
ten eine beſondere Freude daruͤber, denn das gantze<lb/>
Gebaͤude ſtund ſchon voͤllig unter dem Dache, mitt-<lb/>
lerweile aber, da andere daſſelbe vollends tuͤnchten<lb/>
und ausputzten, arbeiteten <hirendition="#aq">Lademann, Krätzer</hi><lb/>
und <hirendition="#aq">Herrlich,</hi> nebſt ihren Lehrlingen an den Muͤhl-<lb/>
Raͤdern, welche ſie aufs laͤngſte binnen 14. Tagen ein-<lb/>
zulegen vermeinten, nachhero Muͤhl-Steine aus dem<lb/><hirendition="#aq">Alberts-</hi>Huͤgel, als welcher Stein ſich am allertuͤch-<lb/>
tigſten darzu anließ, aushauen, ſo dann gleich nach<lb/>
vollbrachter Ernte, zu mahlen anfangen wolten. Al-<lb/>
lein, weil der Alt-Vater freundlich zu vernehmen gab,<lb/>
wie er dieſesmahl in <hirendition="#aq">Lademanns</hi> Wohn-Hauſe ab-<lb/>
zutreten geſonnen ſey, und gegen Abend das <hirendition="#aq">Veſper-</hi><lb/>
Brod bey ihm ſpeiſen wolte, gaben die Meiſters ihren<lb/>
Lehrlingen und Handlangern ein abgemeſſenes Stuͤck<lb/>
Arbeit auf, und begleiteten uns alle drey in <hirendition="#aq">Lade-<lb/>
manns</hi> Wohn-Haus, allwo ſich auch in kurtzen Herr<lb/><hirendition="#aq">Wolffgang, Litzberg</hi> und <hirendition="#aq">Plager</hi> einſtelleten, weil<lb/>
wir ſelbigen unſere Dahin-Reiſe zu wiſſen thun laſſen.<lb/>
Wir labeten uns an einem wohlſchmeckenden und<lb/>ſehr kuͤhlen Haus Truncke, rauchten, weil es etwa 3.<lb/>
bis 4. Stunden nach der Mittags-Mahlzeit war, To-<lb/>
back darbey, da aber unſer Wirth mit ſeiner jungen<lb/>
Haus-Frauen das <hirendition="#aq">Veſper-</hi>Brod aufgetragen, und<lb/>
der Alt-Vater mit freundlichen Worten zu verneh-<lb/>
men gab, wie er wuͤnſchte, ſeine, nemlich</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Des Tiſchlers Lademanns Lebens-<lb/>
Geſchichte</hi></head><lb/><p>anzuhoͤren, machte ſich derſelbe alſofort bereit darzu<lb/>
und fing ſeine Erzehlung alſo an:</p><lb/><p>Jch <hirendition="#aq">Johann Bernhard Lademann,</hi> bin vor nun-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mehro</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[319/0333]
ten eine beſondere Freude daruͤber, denn das gantze
Gebaͤude ſtund ſchon voͤllig unter dem Dache, mitt-
lerweile aber, da andere daſſelbe vollends tuͤnchten
und ausputzten, arbeiteten Lademann, Krätzer
und Herrlich, nebſt ihren Lehrlingen an den Muͤhl-
Raͤdern, welche ſie aufs laͤngſte binnen 14. Tagen ein-
zulegen vermeinten, nachhero Muͤhl-Steine aus dem
Alberts-Huͤgel, als welcher Stein ſich am allertuͤch-
tigſten darzu anließ, aushauen, ſo dann gleich nach
vollbrachter Ernte, zu mahlen anfangen wolten. Al-
lein, weil der Alt-Vater freundlich zu vernehmen gab,
wie er dieſesmahl in Lademanns Wohn-Hauſe ab-
zutreten geſonnen ſey, und gegen Abend das Veſper-
Brod bey ihm ſpeiſen wolte, gaben die Meiſters ihren
Lehrlingen und Handlangern ein abgemeſſenes Stuͤck
Arbeit auf, und begleiteten uns alle drey in Lade-
manns Wohn-Haus, allwo ſich auch in kurtzen Herr
Wolffgang, Litzberg und Plager einſtelleten, weil
wir ſelbigen unſere Dahin-Reiſe zu wiſſen thun laſſen.
Wir labeten uns an einem wohlſchmeckenden und
ſehr kuͤhlen Haus Truncke, rauchten, weil es etwa 3.
bis 4. Stunden nach der Mittags-Mahlzeit war, To-
back darbey, da aber unſer Wirth mit ſeiner jungen
Haus-Frauen das Veſper-Brod aufgetragen, und
der Alt-Vater mit freundlichen Worten zu verneh-
men gab, wie er wuͤnſchte, ſeine, nemlich
Des Tiſchlers Lademanns Lebens-
Geſchichte
anzuhoͤren, machte ſich derſelbe alſofort bereit darzu
und fing ſeine Erzehlung alſo an:
Jch Johann Bernhard Lademann, bin vor nun-
mehro
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/333>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.