ter bedürfftige Leute vertheilen zu können, allein, solche Wünsche waren unter die vergeblichen zu zehlen. Demnach that Mons. Litzberg den Vor- schlag, auf dem Albertus-Hügel, hinter der Burg, mit der Zeit, und so bald die andern nöthigsten Ge- bäude und Werckstätten fertig wären, ein etwas grosses Magazin aufzubauen, um daselbst das über- flüßige alte Getreyde zu verwahren, weil man doch nicht wissen könne, ob GOtt nach so vielen fetten, etwa etliche magere Jahre schicken möchte. Sol- cher Rathschlag gefiel dem Alt-Vater sehr wohl, es wurde auch würcklich, jedoch fast zwey Jahr her- nach, und kurtz vorhero, ehe ich Eberhard Julius die Rückreise nach Europa antrat, der Grund zu besagtem grossen Korn-Hause gelegt.
Nachdem aber mit Ablauff des Monats Ja- nuarii die Getreyde-Ernte vorbey, und mittler- weile unser Müller Krätzer die neuerbaute Mahl- Mühle gäntzlich zum Stande gebracht, wurde am 3. Febr. 1727 in Gegenwart fast aller erwachsenen Jnsulaner, die Probe auf allen beyden Gängen, mit 2. Maaß Rocken, gemacht, welches ohngefehr so viel als einen Dreßdner Scheffel betrug. Es ist unmöglich zu beschreiben, was die sämtlichen Jnsulaner vor eine gantz besondere Freude über diese von ihnen noch nie gesehene Machine, be- zeugten. Da sie wohl erwogen, was es ihnen bis- hero vor grausame Mühe und Arbeit gekostet, die- ses fast unentbehrliche Nahrungs-Mittel zu gute zu bringen, derowegen gaben sich bey dem ehrli- chen Meister Krätzer, fast zehnmahl mehr Lehrlinge an, als er zu unterweisen Zeit und Gelegenheit
hatte,
ter beduͤrfftige Leute vertheilen zu koͤnnen, allein, ſolche Wuͤnſche waren unter die vergeblichen zu zehlen. Demnach that Monſ. Litzberg den Vor- ſchlag, auf dem Albertus-Huͤgel, hinter der Burg, mit der Zeit, und ſo bald die andern noͤthigſten Ge- baͤude und Werckſtaͤtten fertig waͤren, ein etwas groſſes Magazin aufzubauen, um daſelbſt das uͤber- fluͤßige alte Getreyde zu verwahren, weil man doch nicht wiſſen koͤnne, ob GOtt nach ſo vielen fetten, etwa etliche magere Jahre ſchicken moͤchte. Sol- cher Rathſchlag gefiel dem Alt-Vater ſehr wohl, es wurde auch wuͤrcklich, jedoch faſt zwey Jahr her- nach, und kurtz vorhero, ehe ich Eberhard Julius die Ruͤckreiſe nach Europa antrat, der Grund zu beſagtem groſſen Korn-Hauſe gelegt.
Nachdem aber mit Ablauff des Monats Ja- nuarii die Getreyde-Ernte vorbey, und mittler- weile unſer Muͤller Kraͤtzer die neuerbaute Mahl- Muͤhle gaͤntzlich zum Stande gebracht, wurde am 3. Febr. 1727 in Gegenwart faſt aller erwachſenen Jnſulaner, die Probe auf allen beyden Gaͤngen, mit 2. Maaß Rocken, gemacht, welches ohngefehr ſo viel als einen Dreßdner Scheffel betrug. Es iſt unmoͤglich zu beſchreiben, was die ſaͤmtlichen Jnſulaner vor eine gantz beſondere Freude uͤber dieſe von ihnen noch nie geſehene Machine, be- zeugten. Da ſie wohl erwogen, was es ihnen bis- hero vor grauſame Muͤhe und Arbeit gekoſtet, die- ſes faſt unentbehrliche Nahrungs-Mittel zu gute zu bringen, derowegen gaben ſich bey dem ehrli- chen Meiſter Kraͤtzer, faſt zehnmahl mehr Lehrlinge an, als er zu unterweiſen Zeit und Gelegenheit
hatte,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0434"n="420"/>
ter beduͤrfftige Leute vertheilen zu koͤnnen, allein,<lb/>ſolche Wuͤnſche waren unter die vergeblichen zu<lb/>
zehlen. Demnach that <hirendition="#aq">Monſ. Litzberg</hi> den Vor-<lb/>ſchlag, auf dem <hirendition="#aq">Albertus-</hi>Huͤgel, hinter der Burg,<lb/>
mit der Zeit, und ſo bald die andern noͤthigſten Ge-<lb/>
baͤude und Werckſtaͤtten fertig waͤren, ein etwas<lb/>
groſſes <hirendition="#aq">Magazin</hi> aufzubauen, um daſelbſt das uͤber-<lb/>
fluͤßige alte Getreyde zu verwahren, weil man doch<lb/>
nicht wiſſen koͤnne, ob GOtt nach ſo vielen fetten,<lb/>
etwa etliche magere Jahre ſchicken moͤchte. Sol-<lb/>
cher Rathſchlag gefiel dem Alt-Vater ſehr wohl,<lb/>
es wurde auch wuͤrcklich, jedoch faſt zwey Jahr her-<lb/>
nach, und kurtz vorhero, ehe ich <hirendition="#aq">Eberhard Julius</hi><lb/>
die Ruͤckreiſe nach Europa antrat, der Grund zu<lb/>
beſagtem groſſen Korn-Hauſe gelegt.</p><lb/><p>Nachdem aber mit Ablauff des Monats <hirendition="#aq">Ja-<lb/>
nuarii</hi> die Getreyde-Ernte vorbey, und mittler-<lb/>
weile unſer Muͤller <hirendition="#fr">Kraͤtzer</hi> die neuerbaute Mahl-<lb/>
Muͤhle gaͤntzlich zum Stande gebracht, wurde am<lb/>
3. <hirendition="#aq">Febr.</hi> 1727 in Gegenwart faſt aller erwachſenen<lb/>
Jnſulaner, die Probe auf allen beyden Gaͤngen,<lb/>
mit 2. Maaß Rocken, gemacht, welches ohngefehr<lb/>ſo viel als einen Dreßdner Scheffel betrug. Es<lb/>
iſt unmoͤglich zu beſchreiben, was die ſaͤmtlichen<lb/>
Jnſulaner vor eine gantz beſondere Freude uͤber<lb/>
dieſe von ihnen noch nie geſehene <hirendition="#aq">Machine,</hi> be-<lb/>
zeugten. Da ſie wohl erwogen, was es ihnen bis-<lb/>
hero vor grauſame Muͤhe und Arbeit gekoſtet, die-<lb/>ſes faſt unentbehrliche Nahrungs-Mittel zu gute<lb/>
zu bringen, derowegen gaben ſich bey dem ehrli-<lb/>
chen Meiſter Kraͤtzer, faſt zehnmahl mehr Lehrlinge<lb/>
an, als er zu unterweiſen Zeit und Gelegenheit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hatte,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[420/0434]
ter beduͤrfftige Leute vertheilen zu koͤnnen, allein,
ſolche Wuͤnſche waren unter die vergeblichen zu
zehlen. Demnach that Monſ. Litzberg den Vor-
ſchlag, auf dem Albertus-Huͤgel, hinter der Burg,
mit der Zeit, und ſo bald die andern noͤthigſten Ge-
baͤude und Werckſtaͤtten fertig waͤren, ein etwas
groſſes Magazin aufzubauen, um daſelbſt das uͤber-
fluͤßige alte Getreyde zu verwahren, weil man doch
nicht wiſſen koͤnne, ob GOtt nach ſo vielen fetten,
etwa etliche magere Jahre ſchicken moͤchte. Sol-
cher Rathſchlag gefiel dem Alt-Vater ſehr wohl,
es wurde auch wuͤrcklich, jedoch faſt zwey Jahr her-
nach, und kurtz vorhero, ehe ich Eberhard Julius
die Ruͤckreiſe nach Europa antrat, der Grund zu
beſagtem groſſen Korn-Hauſe gelegt.
Nachdem aber mit Ablauff des Monats Ja-
nuarii die Getreyde-Ernte vorbey, und mittler-
weile unſer Muͤller Kraͤtzer die neuerbaute Mahl-
Muͤhle gaͤntzlich zum Stande gebracht, wurde am
3. Febr. 1727 in Gegenwart faſt aller erwachſenen
Jnſulaner, die Probe auf allen beyden Gaͤngen,
mit 2. Maaß Rocken, gemacht, welches ohngefehr
ſo viel als einen Dreßdner Scheffel betrug. Es
iſt unmoͤglich zu beſchreiben, was die ſaͤmtlichen
Jnſulaner vor eine gantz beſondere Freude uͤber
dieſe von ihnen noch nie geſehene Machine, be-
zeugten. Da ſie wohl erwogen, was es ihnen bis-
hero vor grauſame Muͤhe und Arbeit gekoſtet, die-
ſes faſt unentbehrliche Nahrungs-Mittel zu gute
zu bringen, derowegen gaben ſich bey dem ehrli-
chen Meiſter Kraͤtzer, faſt zehnmahl mehr Lehrlinge
an, als er zu unterweiſen Zeit und Gelegenheit
hatte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/434>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.