die Helffte zn erklettern war. Mons. Litzberg, Lademann, Plager und ich, waren dennoch so cu- rieux so weit hinauf zu steigen, als ohne allergrößte Gefahr möglich war, unsere Mühe aber war nicht gäntzlich vergebens, denn wir entdeckten durch ein mitgenommenes 8. Fuß langes Perspectiv., ge- gen dem Süder-Pol zu, ein groß Stücke Land, welches nach Mons. Litzbergs Meinung ohnge- fehr 40. bis 50. Meilen von uns entfernet, und dem Augenmasse nach wenigstens etliche 30. oder mehr Meilen in der Breite halten müsse, die Länge aber, von uns gegen Süden zu, war niche anzu- mercken. Alle unsere Geferten, die etwas von der Geographie verstunden, glaubten fest, daß dieses ein den Europäern noch gantz unbekandtes Land seyn müsse, weil man auf keiner eintzigen Land- oder See-Charte um diese Gegend etwas angemerckt befunden. Wäre es nach unsern Köpfen, und nicht wider des Alt-Vaters expressen Befehl ge- gangen, so hätten wir gleich folgenden Tages un- sere Seegel dahin gerichtet, so aber mußte es unter- bleiben. Jmmittelst kamen wir auf dem Platze P. alle 36. Mann ohnbeschädigt wieder zusammen, kochten ein Gerichte Fische, welche etliche der Un- sern aus den Bächen gefangen hatten, hielten noch ein und anderes Gespräch über das neu-erblickte Land, und schliefen mit einbrechender Nacht bey dem Feuer ohn alle Sorgen ein.
Am vierten Tage unseres Daseyns wurde end- lich der übrige Theil der Oestl. Gegend vollends aus- gekundschafft, da aber weiter nichts sonderliches
merck-
f f 4
die Helffte zn erklettern war. Monſ. Litzberg, Lademann, Plager und ich, waren dennoch ſo cu- rieux ſo weit hinauf zu ſteigen, als ohne allergroͤßte Gefahr moͤglich war, unſere Muͤhe aber war nicht gaͤntzlich vergebens, denn wir entdeckten durch ein mitgenommenes 8. Fuß langes Perſpectiv., ge- gen dem Suͤder-Pol zu, ein groß Stuͤcke Land, welches nach Monſ. Litzbergs Meinung ohnge- fehr 40. bis 50. Meilen von uns entfernet, und dem Augenmaſſe nach wenigſtens etliche 30. oder mehr Meilen in der Breite halten muͤſſe, die Laͤnge aber, von uns gegen Suͤden zu, war niche anzu- mercken. Alle unſere Geferten, die etwas von der Geographie verſtunden, glaubten feſt, daß dieſes ein den Europaͤern noch gantz unbekandtes Land ſeyn muͤſſe, weil man auf keiner eintzigen Land- odeꝛ See-Charte um dieſe Gegend etwas angemerckt befunden. Waͤre es nach unſern Koͤpfen, und nicht wider des Alt-Vaters expreſſen Befehl ge- gangen, ſo haͤtten wir gleich folgenden Tages un- ſere Seegel dahin gerichtet, ſo aber mußte es unter- bleiben. Jmmittelſt kamen wir auf dem Platze P. alle 36. Mann ohnbeſchaͤdigt wieder zuſammen, kochten ein Gerichte Fiſche, welche etliche der Un- ſern aus den Baͤchen gefangen hatten, hielten noch ein und anderes Geſpraͤch uͤber das neu-erblickte Land, und ſchliefen mit einbrechender Nacht bey dem Feuer ohn alle Sorgen ein.
Am vierten Tage unſeres Daſeyns wurde end- lich der uͤbrige Theil der Oeſtl. Gegend vollends aus- gekundſchafft, da aber weiter nichts ſonderliches
merck-
f f 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0471"n="455"/>
die Helffte zn erklettern war. <hirendition="#aq">Monſ. Litzberg,<lb/>
Lademann, Plager</hi> und ich, waren dennoch ſo <hirendition="#aq">cu-<lb/>
rieux</hi>ſo weit hinauf zu ſteigen, als ohne allergroͤßte<lb/>
Gefahr moͤglich war, unſere Muͤhe aber war nicht<lb/>
gaͤntzlich vergebens, denn wir entdeckten durch ein<lb/>
mitgenommenes 8. Fuß langes <hirendition="#aq">Perſpectiv.,</hi> ge-<lb/>
gen dem Suͤder-Pol zu, ein groß Stuͤcke Land,<lb/>
welches nach <hirendition="#aq">Monſ. Litzbergs</hi> Meinung ohnge-<lb/>
fehr 40. bis 50. Meilen von uns entfernet, und<lb/>
dem Augenmaſſe nach wenigſtens etliche 30. oder<lb/>
mehr Meilen in der Breite halten muͤſſe, die Laͤnge<lb/>
aber, von uns gegen Suͤden zu, war niche anzu-<lb/>
mercken. Alle unſere Geferten, die etwas von<lb/>
der <hirendition="#aq">Geographie</hi> verſtunden, glaubten feſt, daß<lb/>
dieſes ein den Europaͤern noch gantz unbekandtes<lb/>
Land ſeyn muͤſſe, weil man auf keiner eintzigen Land-<lb/>
odeꝛ See-<hirendition="#aq">Charte</hi> um dieſe Gegend etwas angemerckt<lb/>
befunden. Waͤre es nach unſern Koͤpfen, und<lb/>
nicht wider des Alt-Vaters <hirendition="#aq">expreſſ</hi>en Befehl ge-<lb/>
gangen, ſo haͤtten wir gleich folgenden Tages un-<lb/>ſere Seegel dahin gerichtet, ſo aber mußte es unter-<lb/>
bleiben. Jmmittelſt kamen wir auf dem Platze <hirendition="#aq">P.</hi><lb/>
alle 36. Mann ohnbeſchaͤdigt wieder zuſammen,<lb/>
kochten ein Gerichte Fiſche, welche etliche der Un-<lb/>ſern aus den Baͤchen gefangen hatten, hielten noch<lb/>
ein und anderes Geſpraͤch uͤber das neu-erblickte<lb/>
Land, und ſchliefen mit einbrechender Nacht bey<lb/>
dem Feuer ohn alle Sorgen ein.</p><lb/><p>Am vierten Tage unſeres Daſeyns wurde end-<lb/>
lich der uͤbrige Theil der Oeſtl. Gegend vollends aus-<lb/>
gekundſchafft, da aber weiter nichts ſonderliches<lb/><fwplace="bottom"type="sig">f f 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">merck-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[455/0471]
die Helffte zn erklettern war. Monſ. Litzberg,
Lademann, Plager und ich, waren dennoch ſo cu-
rieux ſo weit hinauf zu ſteigen, als ohne allergroͤßte
Gefahr moͤglich war, unſere Muͤhe aber war nicht
gaͤntzlich vergebens, denn wir entdeckten durch ein
mitgenommenes 8. Fuß langes Perſpectiv., ge-
gen dem Suͤder-Pol zu, ein groß Stuͤcke Land,
welches nach Monſ. Litzbergs Meinung ohnge-
fehr 40. bis 50. Meilen von uns entfernet, und
dem Augenmaſſe nach wenigſtens etliche 30. oder
mehr Meilen in der Breite halten muͤſſe, die Laͤnge
aber, von uns gegen Suͤden zu, war niche anzu-
mercken. Alle unſere Geferten, die etwas von
der Geographie verſtunden, glaubten feſt, daß
dieſes ein den Europaͤern noch gantz unbekandtes
Land ſeyn muͤſſe, weil man auf keiner eintzigen Land-
odeꝛ See-Charte um dieſe Gegend etwas angemerckt
befunden. Waͤre es nach unſern Koͤpfen, und
nicht wider des Alt-Vaters expreſſen Befehl ge-
gangen, ſo haͤtten wir gleich folgenden Tages un-
ſere Seegel dahin gerichtet, ſo aber mußte es unter-
bleiben. Jmmittelſt kamen wir auf dem Platze P.
alle 36. Mann ohnbeſchaͤdigt wieder zuſammen,
kochten ein Gerichte Fiſche, welche etliche der Un-
ſern aus den Baͤchen gefangen hatten, hielten noch
ein und anderes Geſpraͤch uͤber das neu-erblickte
Land, und ſchliefen mit einbrechender Nacht bey
dem Feuer ohn alle Sorgen ein.
Am vierten Tage unſeres Daſeyns wurde end-
lich der uͤbrige Theil der Oeſtl. Gegend vollends aus-
gekundſchafft, da aber weiter nichts ſonderliches
merck-
f f 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/471>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.