Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

Leute aber theileten sich in verschiedene Hauffen, und
nahmen allerhand Lust-Spiele vor, dahingegen die
Alten, bald dieses bald jenes mit Vergnügen be-
schaueten. Mit Untergang der Sonnen wurde
nicht allein das Spielen, sondern auch das Vogel-
schiessen geendiget, und weiln des Kropf-Vogels
mehr als halber Leib, nebst einem Fusse, und größtem
Stücke des Schwantzes, noch sehr fest an der Stan-
ge hienge, nahmen wir Abrede, selbiges morgendes
Nachmittags vollends herunter zu schiessen. Vor-
itzo aber zogen die meisten, so wohl alte als junge Leu-
te, zurück auf den Speise-Platz, und wurden Herr
Wolffgangs Veranstalltung nach, mit gekochtem
Reiß, der mit Zucker und Zimmet starck bestreuet
war, ingleichen mit gebratenem Wildpret, Kuchen
und Früchten bedienet. Mit dem Alt-Vater Al-
berto
hingegen, begaben sich alle diejenigen, so ge-
striges Abends bey ihm geblieben waren, auf seine
Burg, allwo ein jeder nach seinem Belieben entweder
etwas zu speisen oder zu trincken fand, nachhero das
Vergnügen hatte, die

Fortsetzung von Herrn Mag. Schmeltzers
Lebens-Geschichte

mit anzuhören. Meine Werthesten! fieng also Hr.
Mag. Schmeltzer diesen Abend wiederum zu sagen
an, es werden in Teutschland wenig Menschen seyn,
welche nicht wissen solten, was vor eine wunderliche
und mehrentheils leichtsinnige Lebens-Art, junge
Studenten auf den Universitäten zu führen pflegen,
ich muß es selbst gestehen, daß unter so vielen meh-
rentheils sinnreichen und begeisterten Cörpern, al-
lerhand nützliche, unnützliche, auch ziemlicher massen
indifferente Streiche passiren, allein ich vor meine

Person
c 3

Leute aber theileten ſich in verſchiedene Hauffen, und
nahmen allerhand Luſt-Spiele vor, dahingegen die
Alten, bald dieſes bald jenes mit Vergnuͤgen be-
ſchaueten. Mit Untergang der Sonnen wurde
nicht allein das Spielen, ſondern auch das Vogel-
ſchieſſen geendiget, und weiln des Kropf-Vogels
mehr als halber Leib, nebſt einem Fuſſe, und groͤßtem
Stuͤcke des Schwantzes, noch ſehr feſt an der Stan-
ge hienge, nahmen wir Abrede, ſelbiges morgendes
Nachmittags vollends herunter zu ſchieſſen. Vor-
itzo aber zogen die meiſten, ſo wohl alte als junge Leu-
te, zuruͤck auf den Speiſe-Platz, und wurden Herr
Wolffgangs Veranſtalltung nach, mit gekochtem
Reiß, der mit Zucker und Zimmet ſtarck beſtreuet
war, ingleichen mit gebratenem Wildpret, Kuchen
und Fruͤchten bedienet. Mit dem Alt-Vater Al-
berto
hingegen, begaben ſich alle diejenigen, ſo ge-
ſtriges Abends bey ihm geblieben waren, auf ſeine
Burg, allwo ein jeder nach ſeinem Belieben entweder
etwas zu ſpeiſen oder zu trincken fand, nachhero das
Vergnuͤgen hatte, die

Fortſetzung von Herrn Mag. Schmeltzers
Lebens-Geſchichte

mit anzuhoͤren. Meine Wertheſten! fieng alſo Hr.
Mag. Schmeltzer dieſen Abend wiederum zu ſagen
an, es werden in Teutſchland wenig Menſchen ſeyn,
welche nicht wiſſen ſolten, was vor eine wunderliche
und mehrentheils leichtſinnige Lebens-Art, junge
Studenten auf den Univerſitaͤten zu fuͤhren pflegen,
ich muß es ſelbſt geſtehen, daß unter ſo vielen meh-
rentheils ſinnreichen und begeiſterten Coͤrpern, al-
lerhand nuͤtzliche, unnuͤtzliche, auch ziemlicher maſſen
indifferente Streiche paſſiren, allein ich vor meine

Perſon
c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0051" n="37"/>
Leute aber theileten &#x017F;ich in ver&#x017F;chiedene Hauffen, und<lb/>
nahmen allerhand Lu&#x017F;t-Spiele vor, dahingegen die<lb/>
Alten, bald die&#x017F;es bald jenes mit Vergnu&#x0364;gen be-<lb/>
&#x017F;chaueten. Mit Untergang der Sonnen wurde<lb/>
nicht allein das Spielen, &#x017F;ondern auch das Vogel-<lb/>
&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en geendiget, und weiln des Kropf-Vogels<lb/>
mehr als halber Leib, neb&#x017F;t einem Fu&#x017F;&#x017F;e, und gro&#x0364;ßtem<lb/>
Stu&#x0364;cke des Schwantzes, noch &#x017F;ehr fe&#x017F;t an der Stan-<lb/>
ge hienge, nahmen wir Abrede, &#x017F;elbiges morgendes<lb/>
Nachmittags vollends herunter zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en. Vor-<lb/>
itzo aber zogen die mei&#x017F;ten, &#x017F;o wohl alte als junge Leu-<lb/>
te, zuru&#x0364;ck auf den Spei&#x017F;e-Platz, und wurden Herr<lb/><hi rendition="#aq">Wolffgangs</hi> Veran&#x017F;talltung nach, mit gekochtem<lb/>
Reiß, der mit Zucker und Zimmet &#x017F;tarck be&#x017F;treuet<lb/>
war, ingleichen mit gebratenem Wildpret, Kuchen<lb/>
und Fru&#x0364;chten bedienet. Mit dem Alt-Vater <hi rendition="#aq">Al-<lb/>
berto</hi> hingegen, begaben &#x017F;ich alle diejenigen, &#x017F;o ge-<lb/>
&#x017F;triges Abends bey ihm geblieben waren, auf &#x017F;eine<lb/>
Burg, allwo ein jeder nach &#x017F;einem Belieben entweder<lb/>
etwas zu &#x017F;pei&#x017F;en oder zu trincken fand, nachhero das<lb/>
Vergnu&#x0364;gen hatte, die</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fort&#x017F;etzung von Herrn <hi rendition="#aq">Mag. Schmeltzers</hi><lb/>
Lebens-Ge&#x017F;chichte</hi> </head><lb/>
          <p>mit anzuho&#x0364;ren. Meine Werthe&#x017F;ten! fieng al&#x017F;o Hr.<lb/><hi rendition="#aq">Mag. Schmeltzer</hi> die&#x017F;en Abend wiederum zu &#x017F;agen<lb/>
an, es werden in Teut&#x017F;chland wenig Men&#x017F;chen &#x017F;eyn,<lb/>
welche nicht wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olten, was vor eine wunderliche<lb/>
und mehrentheils leicht&#x017F;innige Lebens-Art, junge<lb/><hi rendition="#aq">Student</hi>en auf den <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;it</hi>a&#x0364;ten zu fu&#x0364;hren pflegen,<lb/>
ich muß es &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;tehen, daß unter &#x017F;o vielen meh-<lb/>
rentheils &#x017F;innreichen und begei&#x017F;terten Co&#x0364;rpern, al-<lb/>
lerhand nu&#x0364;tzliche, unnu&#x0364;tzliche, auch ziemlicher ma&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">indifferent</hi>e Streiche <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ir</hi>en, allein ich vor meine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">c 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Per&#x017F;on</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0051] Leute aber theileten ſich in verſchiedene Hauffen, und nahmen allerhand Luſt-Spiele vor, dahingegen die Alten, bald dieſes bald jenes mit Vergnuͤgen be- ſchaueten. Mit Untergang der Sonnen wurde nicht allein das Spielen, ſondern auch das Vogel- ſchieſſen geendiget, und weiln des Kropf-Vogels mehr als halber Leib, nebſt einem Fuſſe, und groͤßtem Stuͤcke des Schwantzes, noch ſehr feſt an der Stan- ge hienge, nahmen wir Abrede, ſelbiges morgendes Nachmittags vollends herunter zu ſchieſſen. Vor- itzo aber zogen die meiſten, ſo wohl alte als junge Leu- te, zuruͤck auf den Speiſe-Platz, und wurden Herr Wolffgangs Veranſtalltung nach, mit gekochtem Reiß, der mit Zucker und Zimmet ſtarck beſtreuet war, ingleichen mit gebratenem Wildpret, Kuchen und Fruͤchten bedienet. Mit dem Alt-Vater Al- berto hingegen, begaben ſich alle diejenigen, ſo ge- ſtriges Abends bey ihm geblieben waren, auf ſeine Burg, allwo ein jeder nach ſeinem Belieben entweder etwas zu ſpeiſen oder zu trincken fand, nachhero das Vergnuͤgen hatte, die Fortſetzung von Herrn Mag. Schmeltzers Lebens-Geſchichte mit anzuhoͤren. Meine Wertheſten! fieng alſo Hr. Mag. Schmeltzer dieſen Abend wiederum zu ſagen an, es werden in Teutſchland wenig Menſchen ſeyn, welche nicht wiſſen ſolten, was vor eine wunderliche und mehrentheils leichtſinnige Lebens-Art, junge Studenten auf den Univerſitaͤten zu fuͤhren pflegen, ich muß es ſelbſt geſtehen, daß unter ſo vielen meh- rentheils ſinnreichen und begeiſterten Coͤrpern, al- lerhand nuͤtzliche, unnuͤtzliche, auch ziemlicher maſſen indifferente Streiche paſſiren, allein ich vor meine Perſon c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/51
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/51>, abgerufen am 11.12.2024.