Am 13. Octobr. passirte in Stephans-Raum ein erbärmlicher Streich, indem sich ein 6. jähriger artiger Knabe allzu weit in das Fluth-Bette der Mühle wagte, dahero schnell fortgeführet, und von dem Mühl-Rade dermassen starck gegen die gleich über liegenden Steine geworffen wurde, daß man ihn von der Stelle mit zerschmetterten Kopfe, tod aufgehoben.
Den 7. Nov. stürtzte sich eine entsetzlich-grosse Fel- sen-Spitze zwischen Osten und Süden mit grausa- men Krachen in die See. Es verursachte dieses ein sehr grosses Schrecken auf der gantzen Jnsul, je- doch, nachdem wir Jüngern solches in Augenschein genommen, und dem Alt-Vater Rapport abge- stattet hatten, sagte derselbe, daß er diesen Abfall schon seit etliche 20. Jahren vermuthet, indem sich die Spitze immer nach und nach tieffer geneigt hätte.
Den 22. Novemb. wurde in Christians-Raum ein Knabe von einem Füllen darnieder gerennet, sehr zertreten, und am Schenckel starck verwundet, so, daß man an dessen Aufkommen zweifelte, jedoch Mons. Kramer hat denselben binnen kurtzer Zeit wiederum völlig gesund hergestellet.
Die See ist in diesem Früh-Jahre dermassen auf- geschwollen gewesen, daß wir sehr selten, kaum 50. Schritt lang auf dem Sande vom Felsen hingehen können. Hingegen haben wir bey der Gelegenheit eine grosse Menge von Austern, Muscheln, Fischen und andern Meer-Thieren eingefangen.
Andere
Am 13. Octobr. paſſirte in Stephans-Raum ein erbaͤrmlicher Streich, indem ſich ein 6. jaͤhriger artiger Knabe allzu weit in das Fluth-Bette der Muͤhle wagte, dahero ſchnell fortgefuͤhret, und von dem Muͤhl-Rade dermaſſen ſtarck gegen die gleich uͤber liegenden Steine geworffen wurde, daß man ihn von der Stelle mit zerſchmetterten Kopfe, tod aufgehoben.
Den 7. Nov. ſtuͤrtzte ſich eine entſetzlich-groſſe Fel- ſen-Spitze zwiſchen Oſten und Suͤden mit grauſa- men Krachen in die See. Es verurſachte dieſes ein ſehr groſſes Schrecken auf der gantzen Jnſul, je- doch, nachdem wir Juͤngern ſolches in Augenſchein genommen, und dem Alt-Vater Rapport abge- ſtattet hatten, ſagte derſelbe, daß er dieſen Abfall ſchon ſeit etliche 20. Jahren vermuthet, indem ſich die Spitze immer nach und nach tieffer geneigt haͤtte.
Den 22. Novemb. wurde in Chriſtians-Raum ein Knabe von einem Fuͤllen darnieder gerennet, ſehr zertreten, und am Schenckel ſtarck verwundet, ſo, daß man an deſſen Aufkommen zweifelte, jedoch Monſ. Kramer hat denſelben binnen kurtzer Zeit wiederum voͤllig geſund hergeſtellet.
Die See iſt in dieſem Fruͤh-Jahre dermaſſen auf- geſchwollen geweſen, daß wir ſehr ſelten, kaum 50. Schritt lang auf dem Sande vom Felſen hingehen koͤnnen. Hingegen haben wir bey der Gelegenheit eine groſſe Menge von Auſtern, Muſcheln, Fiſchen und andern Meer-Thieren eingefangen.
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Am 13. Octobr. paſſirte in Stephans-Raum ein
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artiger Knabe allzu weit in das Fluth-Bette der
Muͤhle wagte, dahero ſchnell fortgefuͤhret, und von
dem Muͤhl-Rade dermaſſen ſtarck gegen die gleich
uͤber liegenden Steine geworffen wurde, daß man
ihn von der Stelle mit zerſchmetterten Kopfe, tod
aufgehoben.
Den 7. Nov. ſtuͤrtzte ſich eine entſetzlich-groſſe Fel-
ſen-Spitze zwiſchen Oſten und Suͤden mit grauſa-
men Krachen in die See. Es verurſachte dieſes
ein ſehr groſſes Schrecken auf der gantzen Jnſul, je-
doch, nachdem wir Juͤngern ſolches in Augenſchein
genommen, und dem Alt-Vater Rapport abge-
ſtattet hatten, ſagte derſelbe, daß er dieſen Abfall
ſchon ſeit etliche 20. Jahren vermuthet, indem ſich
die Spitze immer nach und nach tieffer geneigt
haͤtte.
Den 22. Novemb. wurde in Chriſtians-Raum
ein Knabe von einem Fuͤllen darnieder gerennet, ſehr
zertreten, und am Schenckel ſtarck verwundet, ſo,
daß man an deſſen Aufkommen zweifelte, jedoch
Monſ. Kramer hat denſelben binnen kurtzer Zeit
wiederum voͤllig geſund hergeſtellet.
Die See iſt in dieſem Fruͤh-Jahre dermaſſen auf-
geſchwollen geweſen, daß wir ſehr ſelten, kaum 50.
Schritt lang auf dem Sande vom Felſen hingehen
koͤnnen. Hingegen haben wir bey der Gelegenheit
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/523>, abgerufen am 21.11.2024.
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