Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

Brodten, 6. Körben mit allerley Koch-Speisen und
Früchten, 6. Körben mit Reiß, und in etliche 60.
Krügen eines wohlschmeckenden kostbarn Geträncks
Anbey brachte er uns die Erlaubniß mit, unser Schiff
den Strohm hinauf ziehen zulassen, und unser Ge-
werbe nach allen eigenen Gutbedüncken zu treiben.

Der Capitain Wodley gab sich hierauf dem
Groß-Vezier zu erkennen, wie er nemlich bereits
vor 12. Jahren mit dessen Vater, ja ihm dem Groß-
Vezier selbst, als einem damahligen Jüngling von
etwa 14. bis 16. Jahren sehr wohl bekandt gewesen,
welches dem letzteren, als er sich der Wahrheit an
ein und andern Merckmahlen erinnerte, eine ausser-
ordentliche Freude erweckte. Er ließ demnach nicht
ab zu bitten, sich aufs baldigste mit ihm zum Sultan
zu begeben, als welches des itzigen Groß-Veziers
Vaters-Bruders-Sohn war, und ich sahe nicht un-
gern, daß ihm Wodley dahin folgte. Mittlerwei-
le aber war ich nebst den Meinigen beschäfftiget,
unser Schiff an einen solchen Ort zu bringen, wo es
vor den Sturm-Winden und den Würmern, welche
sich um dasige Gegend sonderlich aufhalten, und
binnen weniger Zeit einen Schiffs-Boden gäntzlich
durchzufressen vermögend sind, in sicherer Verwah-
rung liegen könte.

Am zweyten Tage kam der Capitain Wodley
wieder zurück, und führete uns sämtlich in die Re-
sidenz
des Sultantz, bis auf einige Mannschafft,
welche zur Besatzung und Verwahrung des Schiffs
und unserer Sachen zurück bleiben mußten.

Jch

Brodten, 6. Koͤrben mit allerley Koch-Speiſen und
Fruͤchten, 6. Koͤrben mit Reiß, und in etliche 60.
Kruͤgen eines wohlſchmeckenden koſtbarn Getraͤncks
Anbey brachte er uns die Erlaubniß mit, unſer Schiff
den Strohm hinauf ziehen zulaſſen, und unſer Ge-
werbe nach allen eigenen Gutbeduͤncken zu treiben.

Der Capitain Wodley gab ſich hierauf dem
Groß-Vezier zu erkennen, wie er nemlich bereits
vor 12. Jahren mit deſſen Vater, ja ihm dem Groß-
Vezier ſelbſt, als einem damahligen Juͤngling von
etwa 14. bis 16. Jahren ſehr wohl bekandt geweſen,
welches dem letzteren, als er ſich der Wahrheit an
ein und andern Merckmahlen erinnerte, eine auſſer-
ordentliche Freude erweckte. Er ließ demnach nicht
ab zu bitten, ſich aufs baldigſte mit ihm zum Sultan
zu begeben, als welches des itzigen Groß-Veziers
Vaters-Bruders-Sohn war, und ich ſahe nicht un-
gern, daß ihm Wodley dahin folgte. Mittlerwei-
le aber war ich nebſt den Meinigen beſchaͤfftiget,
unſer Schiff an einen ſolchen Ort zu bringen, wo es
vor den Sturm-Winden und den Wuͤrmern, welche
ſich um daſige Gegend ſonderlich aufhalten, und
binnen weniger Zeit einen Schiffs-Boden gaͤntzlich
durchzufreſſen vermoͤgend ſind, in ſicherer Verwah-
rung liegen koͤnte.

Am zweyten Tage kam der Capitain Wodley
wieder zuruͤck, und fuͤhrete uns ſaͤmtlich in die Re-
ſidenz
des Sultantz, bis auf einige Mannſchafft,
welche zur Beſatzung und Verwahrung des Schiffs
und unſerer Sachen zuruͤck bleiben mußten.

Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0557" n="541"/>
Brodten, 6. Ko&#x0364;rben mit allerley Koch-Spei&#x017F;en und<lb/>
Fru&#x0364;chten, 6. Ko&#x0364;rben mit Reiß, und in etliche 60.<lb/>
Kru&#x0364;gen eines wohl&#x017F;chmeckenden ko&#x017F;tbarn Getra&#x0364;ncks<lb/>
Anbey brachte er uns die Erlaubniß mit, un&#x017F;er Schiff<lb/>
den Strohm hinauf ziehen zula&#x017F;&#x017F;en, und un&#x017F;er Ge-<lb/>
werbe nach allen eigenen Gutbedu&#x0364;ncken zu treiben.</p><lb/>
            <p>Der <hi rendition="#aq">Capitain Wodley</hi> gab &#x017F;ich hierauf dem<lb/>
Groß-<hi rendition="#aq">Vezier</hi> zu erkennen, wie er nemlich bereits<lb/>
vor 12. Jahren mit de&#x017F;&#x017F;en Vater, ja ihm dem Groß-<lb/><hi rendition="#aq">Vezier</hi> &#x017F;elb&#x017F;t, als einem damahligen Ju&#x0364;ngling von<lb/>
etwa 14. bis 16. Jahren &#x017F;ehr wohl bekandt gewe&#x017F;en,<lb/>
welches dem letzteren, als er &#x017F;ich der Wahrheit an<lb/>
ein und andern Merckmahlen erinnerte, eine au&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
ordentliche Freude erweckte. Er ließ demnach nicht<lb/>
ab zu bitten, &#x017F;ich aufs baldig&#x017F;te mit ihm zum <hi rendition="#aq">Sultan</hi><lb/>
zu begeben, als welches des itzigen Groß-<hi rendition="#aq">Veziers</hi><lb/>
Vaters-Bruders-Sohn war, und ich &#x017F;ahe nicht un-<lb/>
gern, daß ihm <hi rendition="#aq">Wodley</hi> dahin folgte. Mittlerwei-<lb/>
le aber war ich neb&#x017F;t den Meinigen be&#x017F;cha&#x0364;fftiget,<lb/>
un&#x017F;er Schiff an einen &#x017F;olchen Ort zu bringen, wo es<lb/>
vor den Sturm-Winden und den Wu&#x0364;rmern, welche<lb/>
&#x017F;ich um da&#x017F;ige Gegend &#x017F;onderlich aufhalten, und<lb/>
binnen weniger Zeit einen Schiffs-Boden ga&#x0364;ntzlich<lb/>
durchzufre&#x017F;&#x017F;en vermo&#x0364;gend &#x017F;ind, in &#x017F;icherer Verwah-<lb/>
rung liegen ko&#x0364;nte.</p><lb/>
            <p>Am zweyten Tage kam der <hi rendition="#aq">Capitain Wodley</hi><lb/>
wieder zuru&#x0364;ck, und fu&#x0364;hrete uns &#x017F;a&#x0364;mtlich in die <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
&#x017F;idenz</hi> des Sultantz, bis auf einige Mann&#x017F;chafft,<lb/>
welche zur Be&#x017F;atzung und Verwahrung des Schiffs<lb/>
und un&#x017F;erer Sachen zuru&#x0364;ck bleiben mußten.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[541/0557] Brodten, 6. Koͤrben mit allerley Koch-Speiſen und Fruͤchten, 6. Koͤrben mit Reiß, und in etliche 60. Kruͤgen eines wohlſchmeckenden koſtbarn Getraͤncks Anbey brachte er uns die Erlaubniß mit, unſer Schiff den Strohm hinauf ziehen zulaſſen, und unſer Ge- werbe nach allen eigenen Gutbeduͤncken zu treiben. Der Capitain Wodley gab ſich hierauf dem Groß-Vezier zu erkennen, wie er nemlich bereits vor 12. Jahren mit deſſen Vater, ja ihm dem Groß- Vezier ſelbſt, als einem damahligen Juͤngling von etwa 14. bis 16. Jahren ſehr wohl bekandt geweſen, welches dem letzteren, als er ſich der Wahrheit an ein und andern Merckmahlen erinnerte, eine auſſer- ordentliche Freude erweckte. Er ließ demnach nicht ab zu bitten, ſich aufs baldigſte mit ihm zum Sultan zu begeben, als welches des itzigen Groß-Veziers Vaters-Bruders-Sohn war, und ich ſahe nicht un- gern, daß ihm Wodley dahin folgte. Mittlerwei- le aber war ich nebſt den Meinigen beſchaͤfftiget, unſer Schiff an einen ſolchen Ort zu bringen, wo es vor den Sturm-Winden und den Wuͤrmern, welche ſich um daſige Gegend ſonderlich aufhalten, und binnen weniger Zeit einen Schiffs-Boden gaͤntzlich durchzufreſſen vermoͤgend ſind, in ſicherer Verwah- rung liegen koͤnte. Am zweyten Tage kam der Capitain Wodley wieder zuruͤck, und fuͤhrete uns ſaͤmtlich in die Re- ſidenz des Sultantz, bis auf einige Mannſchafft, welche zur Beſatzung und Verwahrung des Schiffs und unſerer Sachen zuruͤck bleiben mußten. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/557
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/557>, abgerufen am 23.11.2024.