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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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länglichen Mannschafft auf Mindanao, in unserer
Niederlage als Ober-Aufseher zurück bleiben. Al-
lein da wir einsmahls nach 4. monatlicher Abwesen-
heit wieder zurück kamen, fand sich alles in sehr
verwirreten Zustande, denn Adam Gorques war
so wohl als seine Untergebenen in ein sehr liederli-
ches Leben gerathen, hatte nicht allein sein gantzes
Vermögen durchgebracht, sondern nebst seinen
übrigen liederlichen Gesellen von unsern Güthern
und Sachen genommen, verkaufft oder ver-
schenckt, was ihnen beliebt hatte. Dieserwegen
erhub sich ein starcker Streit unter uns, und wenn
ich so hitzig als Gorques und sein Anhang gewesen
wäre, dürffte es leichtlich zu einem blutigen Gefech-
te unter uns selbst gekommen seyn. Allein weil der
Capitain Wodley merckte, daß sich Adam Gor-
ques
einen starcken Anhang unter den Mindanaern
gemacht, und ein gantz besonderes Vorhaben aus-
zuführen willens hatte, stifftete er einen Vergleich
unter uns allen, so daß wir den Rebellen annoch
etwas gewisses heraus gaben und zufrieden waren,
daß sie sich von uns trenneten und als Leute, die hin-
führo beständig auf dieser Jnsul zu bleiben Lust hat-
ten, ihre Haushaltungen einzurichten anfiengen.

Adam Gorques war eintzig und allein Schuld
und Ursach an dieser Trennung, denn er hatte sich
in die Tochter eines daselbst wohnenden Engellän-
ders verliebt, mit der er sich auch bald hernach
trauen ließ, und unter allerhand süssen Vorstel-
lungen, begaben sich nach und nach die allermei-
sten auf seine Seite, so daß aus der höchstnöthigen
Anzahl annoch getreuer Schiff-Knechte, letzlich

nicht

laͤnglichen Mannſchafft auf Mindanao, in unſerer
Niederlage als Ober-Aufſeher zuruͤck bleiben. Al-
lein da wir einsmahls nach 4. monatlicher Abweſen-
heit wieder zuruͤck kamen, fand ſich alles in ſehr
verwirreten Zuſtande, denn Adam Gorques war
ſo wohl als ſeine Untergebenen in ein ſehr liederli-
ches Leben gerathen, hatte nicht allein ſein gantzes
Vermoͤgen durchgebracht, ſondern nebſt ſeinen
uͤbrigen liederlichen Geſellen von unſern Guͤthern
und Sachen genommen, verkaufft oder ver-
ſchenckt, was ihnen beliebt hatte. Dieſerwegen
erhub ſich ein ſtarcker Streit unter uns, und wenn
ich ſo hitzig als Gorques und ſein Anhang geweſen
waͤre, duͤrffte es leichtlich zu einem blutigen Gefech-
te unter uns ſelbſt gekommen ſeyn. Allein weil der
Capitain Wodley merckte, daß ſich Adam Gor-
ques
einen ſtarcken Anhang unter den Mindanaern
gemacht, und ein gantz beſonderes Vorhaben aus-
zufuͤhren willens hatte, ſtifftete er einen Vergleich
unter uns allen, ſo daß wir den Rebellen annoch
etwas gewiſſes heraus gaben und zufrieden waren,
daß ſie ſich von uns trenneten und als Leute, die hin-
fuͤhro beſtaͤndig auf dieſer Jnſul zu bleiben Luſt hat-
ten, ihre Haushaltungen einzurichten anfiengen.

Adam Gorques war eintzig und allein Schuld
und Urſach an dieſer Trennung, denn er hatte ſich
in die Tochter eines daſelbſt wohnenden Engellaͤn-
ders verliebt, mit der er ſich auch bald hernach
trauen ließ, und unter allerhand ſuͤſſen Vorſtel-
lungen, begaben ſich nach und nach die allermei-
ſten auf ſeine Seite, ſo daß aus der hoͤchſtnoͤthigen
Anzahl annoch getreuer Schiff-Knechte, letzlich

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[543/0559] laͤnglichen Mannſchafft auf Mindanao, in unſerer Niederlage als Ober-Aufſeher zuruͤck bleiben. Al- lein da wir einsmahls nach 4. monatlicher Abweſen- heit wieder zuruͤck kamen, fand ſich alles in ſehr verwirreten Zuſtande, denn Adam Gorques war ſo wohl als ſeine Untergebenen in ein ſehr liederli- ches Leben gerathen, hatte nicht allein ſein gantzes Vermoͤgen durchgebracht, ſondern nebſt ſeinen uͤbrigen liederlichen Geſellen von unſern Guͤthern und Sachen genommen, verkaufft oder ver- ſchenckt, was ihnen beliebt hatte. Dieſerwegen erhub ſich ein ſtarcker Streit unter uns, und wenn ich ſo hitzig als Gorques und ſein Anhang geweſen waͤre, duͤrffte es leichtlich zu einem blutigen Gefech- te unter uns ſelbſt gekommen ſeyn. Allein weil der Capitain Wodley merckte, daß ſich Adam Gor- ques einen ſtarcken Anhang unter den Mindanaern gemacht, und ein gantz beſonderes Vorhaben aus- zufuͤhren willens hatte, ſtifftete er einen Vergleich unter uns allen, ſo daß wir den Rebellen annoch etwas gewiſſes heraus gaben und zufrieden waren, daß ſie ſich von uns trenneten und als Leute, die hin- fuͤhro beſtaͤndig auf dieſer Jnſul zu bleiben Luſt hat- ten, ihre Haushaltungen einzurichten anfiengen. Adam Gorques war eintzig und allein Schuld und Urſach an dieſer Trennung, denn er hatte ſich in die Tochter eines daſelbſt wohnenden Engellaͤn- ders verliebt, mit der er ſich auch bald hernach trauen ließ, und unter allerhand ſuͤſſen Vorſtel- lungen, begaben ſich nach und nach die allermei- ſten auf ſeine Seite, ſo daß aus der hoͤchſtnoͤthigen Anzahl annoch getreuer Schiff-Knechte, letzlich nicht

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/559>, abgerufen am 23.11.2024.