Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

Am 14. Novembr. nemlich am 25. Sonntage
p. Trinit. nachdem uns Herr Mag. Schmeltzer
in öffentlicher Predigt tausendfaches Glück auf die
Reise gewünschet, auch versprochen hatte, so wohl
mich, als den Capitain Horn ins gewöhnliche Kir-
chen-Gebet, bis zu glücklicher Wiederkunfft mit
einzuschliessen, nahmen wir Mittags nach verrich-
teten GOttes-Dienste von allen Stämmen, die
sich auf dem Kirch-Hofe in besondere Hauffen ge-
theilet, und ihre Aeltesten vor sich stehen hatten,
zärtlichen Abschied, empfiengen ihre hertzlichen
Glück-Wünsche auf die Reise, und begaben uns
hernach mit den sämtlichen Aeltesten auf die Al-
bertus-
Burg, allwo noch ein und anderes erin-
nert wurde, welches ich, um in Europa nichts zu
vergessen, in meine Schreib-Tafel eintragen
mußte.

Hierauf setzten wir uns zu Tische, die Valet-
Mahlzeit einzunehmen, worbey verschiedene Ge-
spräche vorfielen, unter andern sagte der Capitain
Wodley
zu Herrn Wolffgangen und dem Capitain
Horn: Meine Herren, ich habe ihnen meines
Wissens alles mein baares Geld und Guth gezei-
get, was meinen sie wohl, wie hoch sich dasselbe
belauffen solte? Jndem nun beyde einstimmig wa-
ren, daß er selbiges, inclusive der vielen Edelgestei-
ne und andern Kostbarkeiten, die zwar von klei-
nem Gewichte, aber desto grössern Werthe wären,
schwerlich unter dreymahl hunderttausend Reichs-
Thalern hingeben würde, sprach Wodley ferner:
Sie haben richtig genug taxiret, meine Herren,

wol-

Am 14. Novembr. nemlich am 25. Sonntage
p. Trinit. nachdem uns Herr Mag. Schmeltzer
in oͤffentlicher Predigt tauſendfaches Gluͤck auf die
Reiſe gewuͤnſchet, auch verſprochen hatte, ſo wohl
mich, als den Capitain Horn ins gewoͤhnliche Kir-
chen-Gebet, bis zu gluͤcklicher Wiederkunfft mit
einzuſchlieſſen, nahmen wir Mittags nach verrich-
teten GOttes-Dienſte von allen Staͤmmen, die
ſich auf dem Kirch-Hofe in beſondere Hauffen ge-
theilet, und ihre Aelteſten vor ſich ſtehen hatten,
zaͤrtlichen Abſchied, empfiengen ihre hertzlichen
Gluͤck-Wuͤnſche auf die Reiſe, und begaben uns
hernach mit den ſaͤmtlichen Aelteſten auf die Al-
bertus-
Burg, allwo noch ein und anderes erin-
nert wurde, welches ich, um in Europa nichts zu
vergeſſen, in meine Schreib-Tafel eintragen
mußte.

Hierauf ſetzten wir uns zu Tiſche, die Valet-
Mahlzeit einzunehmen, worbey verſchiedene Ge-
ſpraͤche vorfielen, unter andern ſagte der Capitain
Wodley
zu Herrn Wolffgangen und dem Capitain
Horn: Meine Herren, ich habe ihnen meines
Wiſſens alles mein baares Geld und Guth gezei-
get, was meinen ſie wohl, wie hoch ſich daſſelbe
belauffen ſolte? Jndem nun beyde einſtimmig wa-
ren, daß er ſelbiges, incluſive der vielen Edelgeſtei-
ne und andern Koſtbarkeiten, die zwar von klei-
nem Gewichte, aber deſto groͤſſern Werthe waͤren,
ſchwerlich unter dreymahl hunderttauſend Reichs-
Thalern hingeben wuͤrde, ſprach Wodley ferner:
Sie haben richtig genug taxiret, meine Herren,

wol-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0582" n="566"/>
            <p>Am 14. <hi rendition="#aq">Novembr.</hi> nemlich am 25. Sonntage<lb/><hi rendition="#aq">p. Trinit.</hi> nachdem uns Herr <hi rendition="#aq">Mag. Schmeltzer</hi><lb/>
in o&#x0364;ffentlicher Predigt tau&#x017F;endfaches Glu&#x0364;ck auf die<lb/>
Rei&#x017F;e gewu&#x0364;n&#x017F;chet, auch ver&#x017F;prochen hatte, &#x017F;o wohl<lb/>
mich, als den <hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horn ins gewo&#x0364;hnliche Kir-<lb/>
chen-Gebet, bis zu glu&#x0364;cklicher Wiederkunfft mit<lb/>
einzu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, nahmen wir Mittags nach verrich-<lb/>
teten GOttes-Dien&#x017F;te von allen Sta&#x0364;mmen, die<lb/>
&#x017F;ich auf dem Kirch-Hofe in be&#x017F;ondere Hauffen ge-<lb/>
theilet, und ihre Aelte&#x017F;ten vor &#x017F;ich &#x017F;tehen hatten,<lb/>
za&#x0364;rtlichen Ab&#x017F;chied, empfiengen ihre hertzlichen<lb/>
Glu&#x0364;ck-Wu&#x0364;n&#x017F;che auf die Rei&#x017F;e, und begaben uns<lb/>
hernach mit den &#x017F;a&#x0364;mtlichen Aelte&#x017F;ten auf die <hi rendition="#aq">Al-<lb/>
bertus-</hi>Burg, allwo noch ein und anderes erin-<lb/>
nert wurde, welches ich, um in Europa nichts zu<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en, in meine Schreib-Tafel eintragen<lb/>
mußte.</p><lb/>
            <p>Hierauf &#x017F;etzten wir uns zu Ti&#x017F;che, die <hi rendition="#aq">Valet-</hi><lb/>
Mahlzeit einzunehmen, worbey ver&#x017F;chiedene Ge-<lb/>
&#x017F;pra&#x0364;che vorfielen, unter andern &#x017F;agte der <hi rendition="#aq">Capitain<lb/>
Wodley</hi> zu Herrn <hi rendition="#aq">Wolffgangen</hi> und dem <hi rendition="#aq">Capitain</hi><lb/>
Horn: Meine Herren, ich habe ihnen meines<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;ens alles mein baares Geld und Guth gezei-<lb/>
get, was meinen &#x017F;ie wohl, wie hoch &#x017F;ich da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
belauffen &#x017F;olte? Jndem nun beyde ein&#x017F;timmig wa-<lb/>
ren, daß er &#x017F;elbiges, <hi rendition="#aq">inclu&#x017F;ive</hi> der vielen Edelge&#x017F;tei-<lb/>
ne und andern Ko&#x017F;tbarkeiten, die zwar von klei-<lb/>
nem Gewichte, aber de&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Werthe wa&#x0364;ren,<lb/>
&#x017F;chwerlich unter dreymahl hunderttau&#x017F;end Reichs-<lb/>
Thalern hingeben wu&#x0364;rde, &#x017F;prach <hi rendition="#aq">Wodley</hi> ferner:<lb/>
Sie haben richtig genug <hi rendition="#aq">taxir</hi>et, meine Herren,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wol-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[566/0582] Am 14. Novembr. nemlich am 25. Sonntage p. Trinit. nachdem uns Herr Mag. Schmeltzer in oͤffentlicher Predigt tauſendfaches Gluͤck auf die Reiſe gewuͤnſchet, auch verſprochen hatte, ſo wohl mich, als den Capitain Horn ins gewoͤhnliche Kir- chen-Gebet, bis zu gluͤcklicher Wiederkunfft mit einzuſchlieſſen, nahmen wir Mittags nach verrich- teten GOttes-Dienſte von allen Staͤmmen, die ſich auf dem Kirch-Hofe in beſondere Hauffen ge- theilet, und ihre Aelteſten vor ſich ſtehen hatten, zaͤrtlichen Abſchied, empfiengen ihre hertzlichen Gluͤck-Wuͤnſche auf die Reiſe, und begaben uns hernach mit den ſaͤmtlichen Aelteſten auf die Al- bertus-Burg, allwo noch ein und anderes erin- nert wurde, welches ich, um in Europa nichts zu vergeſſen, in meine Schreib-Tafel eintragen mußte. Hierauf ſetzten wir uns zu Tiſche, die Valet- Mahlzeit einzunehmen, worbey verſchiedene Ge- ſpraͤche vorfielen, unter andern ſagte der Capitain Wodley zu Herrn Wolffgangen und dem Capitain Horn: Meine Herren, ich habe ihnen meines Wiſſens alles mein baares Geld und Guth gezei- get, was meinen ſie wohl, wie hoch ſich daſſelbe belauffen ſolte? Jndem nun beyde einſtimmig wa- ren, daß er ſelbiges, incluſive der vielen Edelgeſtei- ne und andern Koſtbarkeiten, die zwar von klei- nem Gewichte, aber deſto groͤſſern Werthe waͤren, ſchwerlich unter dreymahl hunderttauſend Reichs- Thalern hingeben wuͤrde, ſprach Wodley ferner: Sie haben richtig genug taxiret, meine Herren, wol-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/582
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/582>, abgerufen am 24.11.2024.