erlangt, indem der Engelländer dem Bassa ein nicht geringes Praesent gemacht.
Nachdem wir also 6. Wochen und 4. Tage in des Juden Hause eingesperret gewesen, wurden wir endlich nebst noch 2. Sclaven heraus und in des Engelländers Quartier geführet, des Nachts packte man die 4. Maul-Thiere auf, welche von uns 4. Sclaven solten getrieben werden, und früh Mor- gens mit anbrechendem Tage ging die Reise sort, so, daß wir nach etlichen zurück gelegten Tage Reisen endlich den Hafen Arzilla glücklich erreichten, all- wo andern Tages der Engelländer nebst seinen übri- gen Sachen auch eintraff, und nach vorgezeigten Paßir-Zettel uns 4. Sclaven mit den Waaren ein- schiffen, die Maul-Thiere verkauffen, und den Ju- den wieder zurück wandern ließ, nachdem derselbe vor seine gehabte Mühe wohl vergnügt worden. Was dieser Jude mit den 2. übrig erkaufften Scla- ven angefangen, weiß ich nicht, wir aber danckten den Himmel, daß er uns günstigen Wind schenckte, weßwegen sich der Kauffmann nicht länger säumen wolte, sondern die Seegel aufziehen ließ, demnach lieffen wir in wenig Tagen im Hafen zu Gibraltar ein.
Wie erfreut meine Lands-Männin und ich über unsere nunmehro völlig erlangte Freyheit waren, solches ist nicht wohl auszusprecheu, unser Erret- ter, der Englische Kauffmann, wurde nicht allein mit allen erfinnlichsten Danck und Lob-Sprüchen belegt, sondern wir wolten ihn auch unsere Danck- barkeit mit baaren Gelde zeigen, allein, er wei- gerte sich, selbiges anzunehmen, doch ließ er sich end-
lich
(J 3)
erlangt, indem der Engellaͤnder dem Baſſa ein nicht geringes Præſent gemacht.
Nachdem wir alſo 6. Wochen und 4. Tage in des Juden Hauſe eingeſperret geweſen, wurden wir endlich nebſt noch 2. Sclaven heraus und in des Engellaͤnders Quartier gefuͤhret, des Nachts packte man die 4. Maul-Thiere auf, welche von uns 4. Sclaven ſolten getrieben werden, und fruͤh Mor- gens mit anbrechendem Tage ging die Reiſe ſort, ſo, daß wir nach etlichen zuruͤck gelegten Tage Reiſen endlich den Hafen Arzilla gluͤcklich erreichten, all- wo andern Tages der Engellaͤnder nebſt ſeinen uͤbri- gen Sachen auch eintraff, und nach vorgezeigten Paßir-Zettel uns 4. Sclaven mit den Waaren ein- ſchiffen, die Maul-Thiere verkauffen, und den Ju- den wieder zuruͤck wandern ließ, nachdem derſelbe vor ſeine gehabte Muͤhe wohl vergnuͤgt worden. Was dieſer Jude mit den 2. uͤbrig erkaufften Scla- ven angefangen, weiß ich nicht, wir aber danckten den Himmel, daß er uns guͤnſtigen Wind ſchenckte, weßwegen ſich der Kauffmann nicht laͤnger ſaͤumen wolte, ſondern die Seegel aufziehen ließ, demnach lieffen wir in wenig Tagen im Hafen zu Gibraltar ein.
Wie erfreut meine Lands-Maͤnnin und ich uͤber unſere nunmehro voͤllig erlangte Freyheit waren, ſolches iſt nicht wohl auszuſprecheu, unſer Erret- ter, der Engliſche Kauffmann, wurde nicht allein mit allen erfinnlichſten Danck und Lob-Spruͤchen belegt, ſondern wir wolten ihn auch unſere Danck- barkeit mit baaren Gelde zeigen, allein, er wei- gerte ſich, ſelbiges anzunehmen, doch ließ er ſich end-
lich
(J 3)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0141"n="133"/>
erlangt, indem der Engellaͤnder dem <hirendition="#aq">Baſſa</hi> ein nicht<lb/>
geringes <hirendition="#aq">Præſent</hi> gemacht.</p><lb/><p>Nachdem wir alſo 6. Wochen und 4. Tage in<lb/>
des Juden Hauſe eingeſperret geweſen, wurden wir<lb/>
endlich nebſt noch 2. Sclaven heraus und in des<lb/>
Engellaͤnders Quartier gefuͤhret, des Nachts packte<lb/>
man die 4. Maul-Thiere auf, welche von uns 4.<lb/>
Sclaven ſolten getrieben werden, und fruͤh Mor-<lb/>
gens mit anbrechendem Tage ging die Reiſe ſort,<lb/>ſo, daß wir nach etlichen zuruͤck gelegten Tage Reiſen<lb/>
endlich den Hafen <hirendition="#aq">Arzilla</hi> gluͤcklich erreichten, all-<lb/>
wo andern Tages der Engellaͤnder nebſt ſeinen uͤbri-<lb/>
gen Sachen auch eintraff, und nach vorgezeigten<lb/>
Paßir-Zettel uns 4. Sclaven mit den Waaren ein-<lb/>ſchiffen, die Maul-Thiere verkauffen, und den Ju-<lb/>
den wieder zuruͤck wandern ließ, nachdem derſelbe<lb/>
vor ſeine gehabte Muͤhe wohl vergnuͤgt worden.<lb/>
Was dieſer Jude mit den 2. uͤbrig erkaufften Scla-<lb/>
ven angefangen, weiß ich nicht, wir aber danckten<lb/>
den Himmel, daß er uns guͤnſtigen Wind ſchenckte,<lb/>
weßwegen ſich der Kauffmann nicht laͤnger ſaͤumen<lb/>
wolte, ſondern die Seegel aufziehen ließ, demnach<lb/>
lieffen wir in wenig Tagen im Hafen zu <hirendition="#aq">Gibraltar</hi><lb/>
ein.</p><lb/><p>Wie erfreut meine Lands-Maͤnnin und ich uͤber<lb/>
unſere nunmehro voͤllig erlangte Freyheit waren,<lb/>ſolches iſt nicht wohl auszuſprecheu, unſer Erret-<lb/>
ter, der Engliſche Kauffmann, wurde nicht allein<lb/>
mit allen erfinnlichſten Danck und Lob-Spruͤchen<lb/>
belegt, ſondern wir wolten ihn auch unſere Danck-<lb/>
barkeit mit baaren Gelde zeigen, allein, er wei-<lb/>
gerte ſich, ſelbiges anzunehmen, doch ließ er ſich end-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(J 3)</fw><fwplace="bottom"type="catch">lich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[133/0141]
erlangt, indem der Engellaͤnder dem Baſſa ein nicht
geringes Præſent gemacht.
Nachdem wir alſo 6. Wochen und 4. Tage in
des Juden Hauſe eingeſperret geweſen, wurden wir
endlich nebſt noch 2. Sclaven heraus und in des
Engellaͤnders Quartier gefuͤhret, des Nachts packte
man die 4. Maul-Thiere auf, welche von uns 4.
Sclaven ſolten getrieben werden, und fruͤh Mor-
gens mit anbrechendem Tage ging die Reiſe ſort,
ſo, daß wir nach etlichen zuruͤck gelegten Tage Reiſen
endlich den Hafen Arzilla gluͤcklich erreichten, all-
wo andern Tages der Engellaͤnder nebſt ſeinen uͤbri-
gen Sachen auch eintraff, und nach vorgezeigten
Paßir-Zettel uns 4. Sclaven mit den Waaren ein-
ſchiffen, die Maul-Thiere verkauffen, und den Ju-
den wieder zuruͤck wandern ließ, nachdem derſelbe
vor ſeine gehabte Muͤhe wohl vergnuͤgt worden.
Was dieſer Jude mit den 2. uͤbrig erkaufften Scla-
ven angefangen, weiß ich nicht, wir aber danckten
den Himmel, daß er uns guͤnſtigen Wind ſchenckte,
weßwegen ſich der Kauffmann nicht laͤnger ſaͤumen
wolte, ſondern die Seegel aufziehen ließ, demnach
lieffen wir in wenig Tagen im Hafen zu Gibraltar
ein.
Wie erfreut meine Lands-Maͤnnin und ich uͤber
unſere nunmehro voͤllig erlangte Freyheit waren,
ſolches iſt nicht wohl auszuſprecheu, unſer Erret-
ter, der Engliſche Kauffmann, wurde nicht allein
mit allen erfinnlichſten Danck und Lob-Spruͤchen
belegt, ſondern wir wolten ihn auch unſere Danck-
barkeit mit baaren Gelde zeigen, allein, er wei-
gerte ſich, ſelbiges anzunehmen, doch ließ er ſich end-
lich
(J 3)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/141>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.