den Garten sp atzieren herum, und verirrete mich dergestalt tieff in meinen Gedancken, daß ich mich nicht heraus finden konte, biß mich endlich die Wir- thih ruffte, und fragte, ob sie das Essen auftragen solte? Jch befahl ihr, nicht damit zu säumen, weil wir heute wenig genossen, ging hinauf, und fand meine Landsmännin in der Stube herum gehend, dem Scheine nach, ziemlich wohl disponirt, es ge- fiel ihr auch, daß ich einige gute Tractamenten hat- te zurichten lassen, indem sie alle mit Appetit ver- suchte.
Wie sauer es aber ihr, vielleicht nur meinetwe- gen, werden mochte, ihre Bekümmerniß zu verber- gen, so schwer kam es mir auch an, meine Affecten zu unterdrücken, allein, da wir erstlich eine Bouteil- le von dem vortrefflichsten Weine getruncken, öff- nete sich der Mund auf beyden Seiten einiger mas- sen, jedoch redeten wir von gantz indifferenten Sa- chen, biß sie endlich, nachdem alles abgetragen, und das Mädgen zur Ruhe gegangen war, von selbsten anfieng, und sagte: Mons. van Blac! ich habe euch heute etwas zu erzählen versprochen, derowegen hö- ret an die
Lebens-Geschicht der unglücklichen Charlotte Sophie van Bredal.
Jch bin unter 11. Kindern meiner Eltern das jüngste, und deren erste und letzte Tochter, denn meine Vorgänger sind lauter Söhne gewesen, deren ich bey meiner Abreise noch 8. lebendig gesehen. Mein Vater trieb zwar die Handlung, hatte aber wenig Mittel, weßwegen er alles sehr genau einfädeln
muste,
den Garten ſp atzieren herum, und verirrete mich dergeſtalt tieff in meinen Gedancken, daß ich mich nicht heraus finden konte, biß mich endlich die Wir- thih ruffte, und fragte, ob ſie das Eſſen auftragen ſolte? Jch befahl ihr, nicht damit zu ſaͤumen, weil wir heute wenig genoſſen, ging hinauf, und fand meine Landsmaͤnnin in der Stube herum gehend, dem Scheine nach, ziemlich wohl diſponirt, es ge- fiel ihr auch, daß ich einige gute Tractamenten hat- te zurichten laſſen, indem ſie alle mit Appetit ver- ſuchte.
Wie ſauer es aber ihr, vielleicht nur meinetwe- gen, werden mochte, ihre Bekuͤmmerniß zu verber- gen, ſo ſchwer kam es mir auch an, meine Affecten zu unterdruͤcken, allein, da wir erſtlich eine Bouteil- le von dem vortrefflichſten Weine getruncken, oͤff- nete ſich der Mund auf beyden Seiten einiger maſ- ſen, jedoch redeten wir von gantz indifferenten Sa- chen, biß ſie endlich, nachdem alles abgetragen, und das Maͤdgen zur Ruhe gegangen war, von ſelbſten anfieng, und ſagte: Monſ. van Blac! ich habe euch heute etwas zu erzaͤhlen verſprochen, derowegen hoͤ- ret an die
Lebens-Geſchicht der ungluͤcklichen Charlotte Sophie van Bredal.
Jch bin unter 11. Kindern meiner Eltern das juͤngſte, und deren erſte und letzte Tochter, denn meine Vorgaͤnger ſind lauter Soͤhne geweſen, deren ich bey meiner Abreiſe noch 8. lebendig geſehen. Mein Vater trieb zwar die Handlung, hatte aber wenig Mittel, weßwegen er alles ſehr genau einfaͤdeln
muſte,
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den Garten ſp atzieren herum, und verirrete mich
dergeſtalt tieff in meinen Gedancken, daß ich mich
nicht heraus finden konte, biß mich endlich die Wir-
thih ruffte, und fragte, ob ſie das Eſſen auftragen
ſolte? Jch befahl ihr, nicht damit zu ſaͤumen, weil
wir heute wenig genoſſen, ging hinauf, und fand
meine Landsmaͤnnin in der Stube herum gehend,
dem Scheine nach, ziemlich wohl diſponirt, es ge-
fiel ihr auch, daß ich einige gute Tractamenten hat-
te zurichten laſſen, indem ſie alle mit Appetit ver-
ſuchte.
Wie ſauer es aber ihr, vielleicht nur meinetwe-
gen, werden mochte, ihre Bekuͤmmerniß zu verber-
gen, ſo ſchwer kam es mir auch an, meine Affecten
zu unterdruͤcken, allein, da wir erſtlich eine Bouteil-
le von dem vortrefflichſten Weine getruncken, oͤff-
nete ſich der Mund auf beyden Seiten einiger maſ-
ſen, jedoch redeten wir von gantz indifferenten Sa-
chen, biß ſie endlich, nachdem alles abgetragen, und
das Maͤdgen zur Ruhe gegangen war, von ſelbſten
anfieng, und ſagte: Monſ. van Blac! ich habe euch
heute etwas zu erzaͤhlen verſprochen, derowegen hoͤ-
ret an die
Lebens-Geſchicht
der ungluͤcklichen
Charlotte Sophie van Bredal.
Jch bin unter 11. Kindern meiner Eltern das
juͤngſte, und deren erſte und letzte Tochter, denn
meine Vorgaͤnger ſind lauter Soͤhne geweſen, deren
ich bey meiner Abreiſe noch 8. lebendig geſehen. Mein
Vater trieb zwar die Handlung, hatte aber wenig
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/154>, abgerufen am 22.11.2024.
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