Geld überkam, so daß ich im Stande war, mit meinem bißherigen Hrn. und Patron in Compagnie zu handeln.
Durch unermüdeten Fleiß, vornehmlich aber durchs Glück und GOttes Seegen, wurde ich in wenig Jahren einer der stärcksten Handels-Leute in D. so, daß meinen nunmehrigen Compagnon sehr weit übersehen konte, doch war dieser deßwegen nicht neidisch, sondern blieb mein vertrauter Freund, weßwegen ich ihn denn zu verschiedenen mahlen mit gewaltigen Geld-Summen secundirte.
Mit meiner Liebste lebte ich von Anfange an, bis zu ihrem Tode in der allervergnügtesten Ehe, denn sie war sehr schön, tugendhaft, sonsten aber von sehr zärtlicher Leibes-Beschaffenheit. Die Pfän- der unserer Liebe sind dieser mein Sohn Eberhard Julius, welchen sie mir An. 1706. den 12. May, und diese meine Tochter Juliana Louise, die sie den 7. Nov. 1709. zur Welt gebahr.
Wie nun aus allen dem, was ich bißhero erzäh- let, genungsam abzunehmen, daß mir das Glück in allen Stücken sehr gewogen gewesen und ich binnen so viel Jahren wenig Verdruß, vielmehr recht gu- ten Genuß gehabt und vollkommen vergnügt leben konte, ließ ich doch meinen Fleiß in der Handel- schaft gar nicht sincken, die Haupt-Sorge aber war, meine beyden Kinder, welche von ihrer Mutter hertz- inniglich geliebt wurden, recht wohl zu erziehen, weßwegen ich ihnen denn von Jugend auf eigene Informatores hielt, die sie im Christenthume und andern Wissenschafften unterrichten musten. Un- ter allen hat mich keiner besser vergnügt, als der
red-
Geld uͤberkam, ſo daß ich im Stande war, mit meinem bißherigen Hrn. und Patron in Compagnie zu handeln.
Durch unermuͤdeten Fleiß, vornehmlich aber durchs Gluͤck und GOttes Seegen, wurde ich in wenig Jahren einer der ſtaͤrckſten Handels-Leute in D. ſo, daß meinen nunmehrigen Compagnon ſehr weit uͤberſehen konte, doch war dieſer deßwegen nicht neidiſch, ſondern blieb mein vertrauter Freund, weßwegen ich ihn denn zu verſchiedenen mahlen mit gewaltigen Geld-Summen ſecundirte.
Mit meiner Liebſte lebte ich von Anfange an, bis zu ihrem Tode in der allervergnuͤgteſten Ehe, denn ſie war ſehr ſchoͤn, tugendhaft, ſonſten aber von ſehr zaͤrtlicher Leibes-Beſchaffenheit. Die Pfaͤn- der unſerer Liebe ſind dieſer mein Sohn Eberhard Julius, welchen ſie mir An. 1706. den 12. May, und dieſe meine Tochter Juliana Louiſe, die ſie den 7. Nov. 1709. zur Welt gebahr.
Wie nun aus allen dem, was ich bißhero erzaͤh- let, genungſam abzunehmen, daß mir das Gluͤck in allen Stuͤcken ſehr gewogen geweſen und ich binnen ſo viel Jahren wenig Verdruß, vielmehr recht gu- ten Genuß gehabt und vollkommen vergnuͤgt leben konte, ließ ich doch meinen Fleiß in der Handel- ſchaft gar nicht ſincken, die Haupt-Sorge aber war, meine beyden Kinder, welche von ihrer Mutter hertz- inniglich geliebt wurden, recht wohl zu erziehen, weßwegen ich ihnen denn von Jugend auf eigene Informatores hielt, die ſie im Chriſtenthume und andern Wiſſenſchafften unterrichten muſten. Un- ter allen hat mich keiner beſſer vergnuͤgt, als der
red-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0024"n="16"/>
Geld uͤberkam, ſo daß ich im Stande war, mit<lb/>
meinem bißherigen Hrn. und <hirendition="#aq">Patron</hi> in <hirendition="#aq">Compagnie</hi><lb/>
zu handeln.</p><lb/><p>Durch unermuͤdeten Fleiß, vornehmlich aber<lb/>
durchs Gluͤck und GOttes Seegen, wurde ich in<lb/>
wenig Jahren einer der ſtaͤrckſten Handels-Leute in<lb/><hirendition="#aq">D.</hi>ſo, daß meinen nunmehrigen <hirendition="#aq">Compagnon</hi>ſehr<lb/>
weit uͤberſehen konte, doch war dieſer deßwegen<lb/>
nicht neidiſch, ſondern blieb mein vertrauter Freund,<lb/>
weßwegen ich ihn denn zu verſchiedenen mahlen mit<lb/>
gewaltigen Geld-Summen ſecundirte.</p><lb/><p>Mit meiner Liebſte lebte ich von Anfange an, bis<lb/>
zu ihrem Tode in der allervergnuͤgteſten Ehe, denn<lb/>ſie war ſehr ſchoͤn, tugendhaft, ſonſten aber von<lb/>ſehr zaͤrtlicher Leibes-Beſchaffenheit. Die Pfaͤn-<lb/>
der unſerer Liebe ſind dieſer mein Sohn <hirendition="#aq">Eberhard<lb/>
Julius,</hi> welchen ſie mir An. 1706. den 12. May,<lb/>
und dieſe meine Tochter <hirendition="#aq">Juliana Louiſe,</hi> die ſie den<lb/>
7. Nov. 1709. zur Welt gebahr.</p><lb/><p>Wie nun aus allen dem, was ich bißhero erzaͤh-<lb/>
let, genungſam abzunehmen, daß mir das Gluͤck in<lb/>
allen Stuͤcken ſehr gewogen geweſen und ich binnen<lb/>ſo viel Jahren wenig Verdruß, vielmehr recht gu-<lb/>
ten Genuß gehabt und vollkommen vergnuͤgt leben<lb/>
konte, ließ ich doch meinen Fleiß in der Handel-<lb/>ſchaft gar nicht ſincken, die Haupt-Sorge aber war,<lb/>
meine beyden Kinder, welche von ihrer Mutter hertz-<lb/>
inniglich geliebt wurden, recht wohl zu erziehen,<lb/>
weßwegen ich ihnen denn von Jugend auf eigene<lb/><hirendition="#aq">Informatores</hi> hielt, die ſie im Chriſtenthume und<lb/>
andern Wiſſenſchafften unterrichten muſten. Un-<lb/>
ter allen hat mich keiner beſſer vergnuͤgt, als der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">red-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[16/0024]
Geld uͤberkam, ſo daß ich im Stande war, mit
meinem bißherigen Hrn. und Patron in Compagnie
zu handeln.
Durch unermuͤdeten Fleiß, vornehmlich aber
durchs Gluͤck und GOttes Seegen, wurde ich in
wenig Jahren einer der ſtaͤrckſten Handels-Leute in
D. ſo, daß meinen nunmehrigen Compagnon ſehr
weit uͤberſehen konte, doch war dieſer deßwegen
nicht neidiſch, ſondern blieb mein vertrauter Freund,
weßwegen ich ihn denn zu verſchiedenen mahlen mit
gewaltigen Geld-Summen ſecundirte.
Mit meiner Liebſte lebte ich von Anfange an, bis
zu ihrem Tode in der allervergnuͤgteſten Ehe, denn
ſie war ſehr ſchoͤn, tugendhaft, ſonſten aber von
ſehr zaͤrtlicher Leibes-Beſchaffenheit. Die Pfaͤn-
der unſerer Liebe ſind dieſer mein Sohn Eberhard
Julius, welchen ſie mir An. 1706. den 12. May,
und dieſe meine Tochter Juliana Louiſe, die ſie den
7. Nov. 1709. zur Welt gebahr.
Wie nun aus allen dem, was ich bißhero erzaͤh-
let, genungſam abzunehmen, daß mir das Gluͤck in
allen Stuͤcken ſehr gewogen geweſen und ich binnen
ſo viel Jahren wenig Verdruß, vielmehr recht gu-
ten Genuß gehabt und vollkommen vergnuͤgt leben
konte, ließ ich doch meinen Fleiß in der Handel-
ſchaft gar nicht ſincken, die Haupt-Sorge aber war,
meine beyden Kinder, welche von ihrer Mutter hertz-
inniglich geliebt wurden, recht wohl zu erziehen,
weßwegen ich ihnen denn von Jugend auf eigene
Informatores hielt, die ſie im Chriſtenthume und
andern Wiſſenſchafften unterrichten muſten. Un-
ter allen hat mich keiner beſſer vergnuͤgt, als der
red-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/24>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.