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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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ten zu verschonen, nahm beyde an die Hand, und
führetel sie herunter zur andern Gesellschafft, ging
sodann abermahls heraus, und beschenckte die Haus-
und Stall-Bedienten reichlich, welches so viel
würckte, daß der Haus-Herr, mir und meines
Herrn Laqueyen, jeden einen Ducaten aufzwunge,
die Dame aber mir allein heimlich noch 2. Duca-
ten in die Tasche steckte. Jch wünschte deßwegen,
daß wir öffters an diesen Ort kommen, und den
Herrn von E.* denn so hieß der Haus-Wirth, be-
schmausen möchten, wenn mir aber das Kugeln-
Wechseln, welches mein Herr noch vor sich hatte,
in die Gedancken kam, schoß mir das Hertz-Blüt-
gen auf einmahl, doch endlich gedachte ich: Weil
mein Herr doch so lustig und frölich ist, muß er
gewiß die Kunst schon können, einen Kerl vom
Pferde zu schiessen; oder, wer weiß, ob gar was
daraus wird?

Wir kamen erstlich des Abends in unserm Lo-
gis
der Herrschaffllichen Residentz an, allwo mein
Herr sogleich die andern Bedienten fragte, ob der
Secretarius und der Cammer-Diener noch nicht zu-
rück gekommen wären? und zur Nachricht erhielt,
daß beyde sich noch nicht wieder sehen lassen. Ei-
nige Tage stellete sich mein Herr unpäßlich, und
kam nicht aus dem Zimmer, wurde jedoch von ver-
schiedenen Cavaliers und andern vornehmen Per-
sonen besucht, sobald aber der Secretarius und her-
nach der Cammer-Diener zurück gekommen, war er
wieder gesund, frequentirte fast alle Zusammen-
künffte vornehmer Standes- Personen, war aber
eine gute Zeit so unglücklich, dasjenige nicht anzu-

treffen,

ten zu verſchonen, nahm beyde an die Hand, und
fuͤhretel ſie herunter zur andern Geſellſchafft, ging
ſodann abermahls heraus, und beſchenckte die Haus-
und Stall-Bedienten reichlich, welches ſo viel
wuͤrckte, daß der Haus-Herr, mir und meines
Herrn Laqueyen, jeden einen Ducaten aufzwunge,
die Dame aber mir allein heimlich noch 2. Duca-
ten in die Taſche ſteckte. Jch wuͤnſchte deßwegen,
daß wir oͤffters an dieſen Ort kommen, und den
Herrn von E.* denn ſo hieß der Haus-Wirth, be-
ſchmauſen moͤchten, wenn mir aber das Kugeln-
Wechſeln, welches mein Herr noch vor ſich hatte,
in die Gedancken kam, ſchoß mir das Hertz-Bluͤt-
gen auf einmahl, doch endlich gedachte ich: Weil
mein Herr doch ſo luſtig und froͤlich iſt, muß er
gewiß die Kunſt ſchon koͤnnen, einen Kerl vom
Pferde zu ſchieſſen; oder, wer weiß, ob gar was
daraus wird?

Wir kamen erſtlich des Abends in unſerm Lo-
gis
der Herrſchaffllichen Reſidentz an, allwo mein
Herr ſogleich die andern Bedienten fragte, ob der
Secretarius und der Cammer-Diener noch nicht zu-
ruͤck gekommen waͤren? und zur Nachricht erhielt,
daß beyde ſich noch nicht wieder ſehen laſſen. Ei-
nige Tage ſtellete ſich mein Herr unpaͤßlich, und
kam nicht aus dem Zimmer, wurde jedoch von ver-
ſchiedenen Cavaliers und andern vornehmen Per-
ſonen beſucht, ſobald aber der Secretarius und her-
nach der Cammer-Diener zuruͤck gekommen, war er
wieder geſund, frequentirte faſt alle Zuſammen-
kuͤnffte vornehmer Standes- Perſonen, war aber
eine gute Zeit ſo ungluͤcklich, dasjenige nicht anzu-

treffen,
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[383/0391] ten zu verſchonen, nahm beyde an die Hand, und fuͤhretel ſie herunter zur andern Geſellſchafft, ging ſodann abermahls heraus, und beſchenckte die Haus- und Stall-Bedienten reichlich, welches ſo viel wuͤrckte, daß der Haus-Herr, mir und meines Herrn Laqueyen, jeden einen Ducaten aufzwunge, die Dame aber mir allein heimlich noch 2. Duca- ten in die Taſche ſteckte. Jch wuͤnſchte deßwegen, daß wir oͤffters an dieſen Ort kommen, und den Herrn von E.* denn ſo hieß der Haus-Wirth, be- ſchmauſen moͤchten, wenn mir aber das Kugeln- Wechſeln, welches mein Herr noch vor ſich hatte, in die Gedancken kam, ſchoß mir das Hertz-Bluͤt- gen auf einmahl, doch endlich gedachte ich: Weil mein Herr doch ſo luſtig und froͤlich iſt, muß er gewiß die Kunſt ſchon koͤnnen, einen Kerl vom Pferde zu ſchieſſen; oder, wer weiß, ob gar was daraus wird? Wir kamen erſtlich des Abends in unſerm Lo- gis der Herrſchaffllichen Reſidentz an, allwo mein Herr ſogleich die andern Bedienten fragte, ob der Secretarius und der Cammer-Diener noch nicht zu- ruͤck gekommen waͤren? und zur Nachricht erhielt, daß beyde ſich noch nicht wieder ſehen laſſen. Ei- nige Tage ſtellete ſich mein Herr unpaͤßlich, und kam nicht aus dem Zimmer, wurde jedoch von ver- ſchiedenen Cavaliers und andern vornehmen Per- ſonen beſucht, ſobald aber der Secretarius und her- nach der Cammer-Diener zuruͤck gekommen, war er wieder geſund, frequentirte faſt alle Zuſammen- kuͤnffte vornehmer Standes- Perſonen, war aber eine gute Zeit ſo ungluͤcklich, dasjenige nicht anzu- treffen,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/391>, abgerufen am 17.06.2024.