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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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ner recht untersuchte, so war überall ein Nisi dar-
bey. Endlich fiel mir ohngefähr ein Frauenzimmer
in die Augen, welche, weil ich hörete, daß sie noch
ungebunden wäre, mein Hertz auf einmahl gantz be-
sonders an sich zohe, denn sie war, wiewohl etwas
starck und fett von Leibe und Gesichte, aber sehr
proportionirlich gestaltet, und überhaupt mit ei-
ner schönen und zarten Haut überzogen. Bey
fernerer Erkundigung dieser Person wegen, erfuhr
ich, daß sie zwar keine Eltern mehr, aber doch 4000.
Thlr. baares Geld auf Zinsen aussen stehen hätte,
bey ihrer seeligen Mutter Schwester als eine Toch-
ter im Hause gehalten, und dermahleins auch noch
etwas von derselben erben würde. Ferner sag-
te man mir, daß, ohngeacht sie kaum 20. Jahr
alt, doch schon mehr als noch einmahl so viel Freyer
bey ihr gewesen, worunter einige in grossen Aem-
tern sässen, allein, sie wolte durchaus nicht ehe
heyrathen, biß sich einer fände, den sie rechtschaffen
lieben könte, er möchte reich oder arm, auch nur
mittelmäßigen Standes seyn, wenn er nur etwas
zu erwerben vermögend, damit sie ihr vergnügliches
Auskommen, eine liebreiche Ehe und keine Schan-
de von ihm haben möchte. Ubrigens wäre sie
sehr stilles Gemüths, eine Feindin der Wollust und
des überflüßigen Staats, versäumete hingegen fast
keine eintzige Kirche.

Das wäre ein Weibgen vor mich; (gedachte
ich in meinem Hertzen, als man wir dieses sagte,
und an einigen Orten confirmirte,) derowegen
suchte alle Gelegenheit diese Schöne zu sprechen zu

krie-

ner recht unterſuchte, ſo war uͤberall ein Nisi dar-
bey. Endlich fiel mir ohngefaͤhr ein Frauenzimmer
in die Augen, welche, weil ich hoͤrete, daß ſie noch
ungebunden waͤre, mein Hertz auf einmahl gantz be-
ſonders an ſich zohe, denn ſie war, wiewohl etwas
ſtarck und fett von Leibe und Geſichte, aber ſehr
proportionirlich geſtaltet, und uͤberhaupt mit ei-
ner ſchoͤnen und zarten Haut uͤberzogen. Bey
fernerer Erkundigung dieſer Perſon wegen, erfuhr
ich, daß ſie zwar keine Eltern mehr, aber doch 4000.
Thlr. baares Geld auf Zinſen auſſen ſtehen haͤtte,
bey ihrer ſeeligen Mutter Schweſter als eine Toch-
ter im Hauſe gehalten, und dermahleins auch noch
etwas von derſelben erben wuͤrde. Ferner ſag-
te man mir, daß, ohngeacht ſie kaum 20. Jahr
alt, doch ſchon mehr als noch einmahl ſo viel Freyer
bey ihr geweſen, worunter einige in groſſen Aem-
tern ſaͤſſen, allein, ſie wolte durchaus nicht ehe
heyrathen, biß ſich einer faͤnde, den ſie rechtſchaffen
lieben koͤnte, er moͤchte reich oder arm, auch nur
mittelmaͤßigen Standes ſeyn, wenn er nur etwas
zu erwerben vermoͤgend, damit ſie ihr vergnuͤgliches
Auskommen, eine liebreiche Ehe und keine Schan-
de von ihm haben moͤchte. Ubrigens waͤre ſie
ſehr ſtilles Gemuͤths, eine Feindin der Wolluſt und
des uͤberfluͤßigen Staats, verſaͤumete hingegen faſt
keine eintzige Kirche.

Das waͤre ein Weibgen vor mich; (gedachte
ich in meinem Hertzen, als man wir dieſes ſagte,
und an einigen Orten confirmirte,) derowegen
ſuchte alle Gelegenheit dieſe Schoͤne zu ſprechen zu

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[429/0437] ner recht unterſuchte, ſo war uͤberall ein Nisi dar- bey. Endlich fiel mir ohngefaͤhr ein Frauenzimmer in die Augen, welche, weil ich hoͤrete, daß ſie noch ungebunden waͤre, mein Hertz auf einmahl gantz be- ſonders an ſich zohe, denn ſie war, wiewohl etwas ſtarck und fett von Leibe und Geſichte, aber ſehr proportionirlich geſtaltet, und uͤberhaupt mit ei- ner ſchoͤnen und zarten Haut uͤberzogen. Bey fernerer Erkundigung dieſer Perſon wegen, erfuhr ich, daß ſie zwar keine Eltern mehr, aber doch 4000. Thlr. baares Geld auf Zinſen auſſen ſtehen haͤtte, bey ihrer ſeeligen Mutter Schweſter als eine Toch- ter im Hauſe gehalten, und dermahleins auch noch etwas von derſelben erben wuͤrde. Ferner ſag- te man mir, daß, ohngeacht ſie kaum 20. Jahr alt, doch ſchon mehr als noch einmahl ſo viel Freyer bey ihr geweſen, worunter einige in groſſen Aem- tern ſaͤſſen, allein, ſie wolte durchaus nicht ehe heyrathen, biß ſich einer faͤnde, den ſie rechtſchaffen lieben koͤnte, er moͤchte reich oder arm, auch nur mittelmaͤßigen Standes ſeyn, wenn er nur etwas zu erwerben vermoͤgend, damit ſie ihr vergnuͤgliches Auskommen, eine liebreiche Ehe und keine Schan- de von ihm haben moͤchte. Ubrigens waͤre ſie ſehr ſtilles Gemuͤths, eine Feindin der Wolluſt und des uͤberfluͤßigen Staats, verſaͤumete hingegen faſt keine eintzige Kirche. Das waͤre ein Weibgen vor mich; (gedachte ich in meinem Hertzen, als man wir dieſes ſagte, und an einigen Orten confirmirte,) derowegen ſuchte alle Gelegenheit dieſe Schoͤne zu ſprechen zu krie-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/437>, abgerufen am 24.11.2024.