Dieses war der erste Ruff, den ich ihnen durchs Sprach-Rohr entgegen schickte, weßwegen sie mit den Händen klatschten, und ihre Mützen um die Köpffe schwungen, weil wir den Laut ihrer Stimmen von so weit her noch nicht vernehmen konten. Endlich aber, da sie immer näher und nä- her kamen, höreten wir die deutlichen Worte: Er lebet noch! Willkommen! Willkommen! Bald hernach gelangeten sie bey unserm Schiffe an, da wir denn, weil sie mich, so wie ich sie alle wohl und bey Nahmen kenneten, einander auf das frölichste bewillkommeten, worauf sie auch den Ca- pitain und den andern neu mit angekommenen Eu- ropäern ihre Reverenze machten, sodann ein gutes Früh-Stück einnahmen.
Weiln ich aber keine Zeit versäumen wolte, gab ich meine Meynung den Felsenburgern zu ver- stehen, da sich denn gleich die ersten 4. offerirten, mich hinüber zu führen, die übrigen 8. aber blie- ben bey unserm Schiffe. So bald wir nun dem Eingange gegen über kamen, nehmlich, wo sonst der Nord-Fluß seinen gewöhnlichen Ausfall hat, waren die allermeisten Groß-Felsenburgischen Einwohner unten am Fusse des Gebürges ver- sammlet, voran aber stunden Herr Wolffgang, der alte Capitain Wodley, Litzberg und die andern Einkömmlinge, wir umarmten einander, ohne viel Worte zu machen, da aber der Capitain Wolff- gang merckte, daß ich schwerlich vor Abends fer- tig werden würde, wenn ich einem jeden anwesen- den Befreundten die gebührende Höflichkeit er- zeigen wolte, sprach er: Mein Herr! wir alle wer-
den
Dieſes war der erſte Ruff, den ich ihnen durchs Sprach-Rohr entgegen ſchickte, weßwegen ſie mit den Haͤnden klatſchten, und ihre Muͤtzen um die Koͤpffe ſchwungen, weil wir den Laut ihrer Stimmen von ſo weit her noch nicht vernehmen konten. Endlich aber, da ſie immer naͤher und naͤ- her kamen, hoͤreten wir die deutlichen Worte: Er lebet noch! Willkommen! Willkommen! Bald hernach gelangeten ſie bey unſerm Schiffe an, da wir denn, weil ſie mich, ſo wie ich ſie alle wohl und bey Nahmen kenneten, einander auf das froͤlichſte bewillkommeten, worauf ſie auch den Ca- pitain und den andern neu mit angekommenen Eu- ropaͤern ihre Reverenze machten, ſodann ein gutes Fruͤh-Stuͤck einnahmen.
Weiln ich aber keine Zeit verſaͤumen wolte, gab ich meine Meynung den Felſenburgern zu ver- ſtehen, da ſich denn gleich die erſten 4. offerirten, mich hinuͤber zu fuͤhren, die uͤbrigen 8. aber blie- ben bey unſerm Schiffe. So bald wir nun dem Eingange gegen uͤber kamen, nehmlich, wo ſonſt der Nord-Fluß ſeinen gewoͤhnlichen Ausfall hat, waren die allermeiſten Groß-Felſenburgiſchen Einwohner unten am Fuſſe des Gebuͤrges ver- ſammlet, voran aber ſtunden Herr Wolffgang, der alte Capitain Wodley, Litzberg und die andern Einkoͤmmlinge, wir umarmten einander, ohne viel Worte zu machen, da aber der Capitain Wolff- gang merckte, daß ich ſchwerlich vor Abends fer- tig werden wuͤrde, wenn ich einem jeden anweſen- den Befreundten die gebuͤhrende Hoͤflichkeit er- zeigen wolte, ſprach er: Mein Herr! wir alle wer-
den
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0046"n="38"/>
Dieſes war der erſte Ruff, den ich ihnen durchs<lb/>
Sprach-Rohr entgegen ſchickte, weßwegen ſie<lb/>
mit den Haͤnden klatſchten, und ihre Muͤtzen um<lb/>
die Koͤpffe ſchwungen, weil wir den Laut ihrer<lb/>
Stimmen von ſo weit her noch nicht vernehmen<lb/>
konten. Endlich aber, da ſie immer naͤher und naͤ-<lb/>
her kamen, hoͤreten wir die deutlichen Worte:<lb/><hirendition="#fr">Er lebet noch! Willkommen! Willkommen!</hi><lb/>
Bald hernach gelangeten ſie bey unſerm Schiffe<lb/>
an, da wir denn, weil ſie mich, ſo wie ich ſie alle<lb/>
wohl und bey Nahmen kenneten, einander auf das<lb/>
froͤlichſte bewillkommeten, worauf ſie auch den <hirendition="#aq">Ca-<lb/>
pitain</hi> und den andern neu mit angekommenen Eu-<lb/>
ropaͤern ihre <hirendition="#aq">Reverenze</hi> machten, ſodann ein gutes<lb/>
Fruͤh-Stuͤck einnahmen.</p><lb/><p>Weiln ich aber keine Zeit verſaͤumen wolte,<lb/>
gab ich meine Meynung den Felſenburgern zu ver-<lb/>ſtehen, da ſich denn gleich die erſten 4. <hirendition="#aq">offerirt</hi>en,<lb/>
mich hinuͤber zu fuͤhren, die uͤbrigen 8. aber blie-<lb/>
ben bey unſerm Schiffe. So bald wir nun dem<lb/>
Eingange gegen uͤber kamen, nehmlich, wo ſonſt<lb/>
der Nord-Fluß ſeinen gewoͤhnlichen Ausfall hat,<lb/>
waren die allermeiſten Groß-Felſenburgiſchen<lb/>
Einwohner unten am Fuſſe des Gebuͤrges ver-<lb/>ſammlet, voran aber ſtunden Herr Wolffgang, der<lb/>
alte <hirendition="#aq">Capitain Wodley,</hi> Litzberg und die andern<lb/>
Einkoͤmmlinge, wir umarmten einander, ohne viel<lb/>
Worte zu machen, da aber der <hirendition="#aq">Capitain</hi> Wolff-<lb/>
gang merckte, daß ich ſchwerlich vor Abends fer-<lb/>
tig werden wuͤrde, wenn ich einem jeden anweſen-<lb/>
den Befreundten die gebuͤhrende Hoͤflichkeit er-<lb/>
zeigen wolte, ſprach er: Mein Herr! wir alle wer-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[38/0046]
Dieſes war der erſte Ruff, den ich ihnen durchs
Sprach-Rohr entgegen ſchickte, weßwegen ſie
mit den Haͤnden klatſchten, und ihre Muͤtzen um
die Koͤpffe ſchwungen, weil wir den Laut ihrer
Stimmen von ſo weit her noch nicht vernehmen
konten. Endlich aber, da ſie immer naͤher und naͤ-
her kamen, hoͤreten wir die deutlichen Worte:
Er lebet noch! Willkommen! Willkommen!
Bald hernach gelangeten ſie bey unſerm Schiffe
an, da wir denn, weil ſie mich, ſo wie ich ſie alle
wohl und bey Nahmen kenneten, einander auf das
froͤlichſte bewillkommeten, worauf ſie auch den Ca-
pitain und den andern neu mit angekommenen Eu-
ropaͤern ihre Reverenze machten, ſodann ein gutes
Fruͤh-Stuͤck einnahmen.
Weiln ich aber keine Zeit verſaͤumen wolte,
gab ich meine Meynung den Felſenburgern zu ver-
ſtehen, da ſich denn gleich die erſten 4. offerirten,
mich hinuͤber zu fuͤhren, die uͤbrigen 8. aber blie-
ben bey unſerm Schiffe. So bald wir nun dem
Eingange gegen uͤber kamen, nehmlich, wo ſonſt
der Nord-Fluß ſeinen gewoͤhnlichen Ausfall hat,
waren die allermeiſten Groß-Felſenburgiſchen
Einwohner unten am Fuſſe des Gebuͤrges ver-
ſammlet, voran aber ſtunden Herr Wolffgang, der
alte Capitain Wodley, Litzberg und die andern
Einkoͤmmlinge, wir umarmten einander, ohne viel
Worte zu machen, da aber der Capitain Wolff-
gang merckte, daß ich ſchwerlich vor Abends fer-
tig werden wuͤrde, wenn ich einem jeden anweſen-
den Befreundten die gebuͤhrende Hoͤflichkeit er-
zeigen wolte, ſprach er: Mein Herr! wir alle wer-
den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/46>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.