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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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innen, welches er gern und willig zu thun ver-
sprach, und 2. Kisten damit anzufüllen hatte.
Weiln er nun den 7. Jan. in Person zu Schiffe zu
gehen und abzuseegeln gesonnen war, auch darzu
alles veranstaltet hatte, so nahm er Tags vorhero
von seiner Liebste, dem Alt- Vater, Aeltesten
und andern speciellesten Freunden, bey mir aber
zuletzt Abschied, weil verabredet war, ihm diese
meine fortgesetzte Geschichts-Beschreibung der Fel-
senburger, gantz auf die letzte Stunde mitzugeben.
Welche ich denn hiermit beschliesse, und wohl
glaube, daß sich einige finden und sagen werden,
ich hätte mich bey einer Sache zu lange, bey der
andern zu kurtz aufgehalten, und manches zu mel-
den, gar vergessen; was aber das letzte anbelan-
get, so werden diejenigen, so ich nicht berühret,
wohl von schlechter Wichtigkeit und nicht beson-
ders merckwürdig seyn, und wegen der erstern ha-
be es vor dißmahl nach meinem eigenen Belieben
gehalten, hätte zwar eins und andere ver-
bessern können, indem keine Sache so gut, daß
sie nicht verbessert werden könte; allein, ich kan
versichern, daß auch andere wichtigere Geschäffte
mir nicht erlauben wollen, dieser Neben- Sache
wegen allzu viele Zeit zu verlieren, zumahlen, da
ich weder Lob, noch Danck, noch Gewinst dar-
vor verlange. Habe ich nicht genung geschrie-
ben, so habe ich doch etwas geschrieben, und wie
müste man thun, wenn ich gar nichts von unsern
Zustande geschrieben hätte? Nicht wahr, es
würde deßwegen doch an Historien- Büchern kein

Man-

innen, welches er gern und willig zu thun ver-
ſprach, und 2. Kiſten damit anzufuͤllen hatte.
Weiln er nun den 7. Jan. in Perſon zu Schiffe zu
gehen und abzuſeegeln geſonnen war, auch darzu
alles veranſtaltet hatte, ſo nahm er Tags vorhero
von ſeiner Liebſte, dem Alt- Vater, Aelteſten
und andern ſpecielleſten Freunden, bey mir aber
zuletzt Abſchied, weil verabredet war, ihm dieſe
meine fortgeſetzte Geſchichts-Beſchreibung der Fel-
ſenburger, gantz auf die letzte Stunde mitzugeben.
Welche ich denn hiermit beſchlieſſe, und wohl
glaube, daß ſich einige finden und ſagen werden,
ich haͤtte mich bey einer Sache zu lange, bey der
andern zu kurtz aufgehalten, und manches zu mel-
den, gar vergeſſen; was aber das letzte anbelan-
get, ſo werden diejenigen, ſo ich nicht beruͤhret,
wohl von ſchlechter Wichtigkeit und nicht beſon-
ders merckwuͤrdig ſeyn, und wegen der erſtern ha-
be es vor dißmahl nach meinem eigenen Belieben
gehalten, haͤtte zwar eins und andere ver-
beſſern koͤnnen, indem keine Sache ſo gut, daß
ſie nicht verbeſſert werden koͤnte; allein, ich kan
verſichern, daß auch andere wichtigere Geſchaͤffte
mir nicht erlauben wollen, dieſer Neben- Sache
wegen allzu viele Zeit zu verlieren, zumahlen, da
ich weder Lob, noch Danck, noch Gewinſt dar-
vor verlange. Habe ich nicht genung geſchrie-
ben, ſo habe ich doch etwas geſchrieben, und wie
muͤſte man thun, wenn ich gar nichts von unſern
Zuſtande geſchrieben haͤtte? Nicht wahr, es
wuͤrde deßwegen doch an Hiſtorien- Buͤchern kein

Man-
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[462/0470] innen, welches er gern und willig zu thun ver- ſprach, und 2. Kiſten damit anzufuͤllen hatte. Weiln er nun den 7. Jan. in Perſon zu Schiffe zu gehen und abzuſeegeln geſonnen war, auch darzu alles veranſtaltet hatte, ſo nahm er Tags vorhero von ſeiner Liebſte, dem Alt- Vater, Aelteſten und andern ſpecielleſten Freunden, bey mir aber zuletzt Abſchied, weil verabredet war, ihm dieſe meine fortgeſetzte Geſchichts-Beſchreibung der Fel- ſenburger, gantz auf die letzte Stunde mitzugeben. Welche ich denn hiermit beſchlieſſe, und wohl glaube, daß ſich einige finden und ſagen werden, ich haͤtte mich bey einer Sache zu lange, bey der andern zu kurtz aufgehalten, und manches zu mel- den, gar vergeſſen; was aber das letzte anbelan- get, ſo werden diejenigen, ſo ich nicht beruͤhret, wohl von ſchlechter Wichtigkeit und nicht beſon- ders merckwuͤrdig ſeyn, und wegen der erſtern ha- be es vor dißmahl nach meinem eigenen Belieben gehalten, haͤtte zwar eins und andere ver- beſſern koͤnnen, indem keine Sache ſo gut, daß ſie nicht verbeſſert werden koͤnte; allein, ich kan verſichern, daß auch andere wichtigere Geſchaͤffte mir nicht erlauben wollen, dieſer Neben- Sache wegen allzu viele Zeit zu verlieren, zumahlen, da ich weder Lob, noch Danck, noch Gewinſt dar- vor verlange. Habe ich nicht genung geſchrie- ben, ſo habe ich doch etwas geſchrieben, und wie muͤſte man thun, wenn ich gar nichts von unſern Zuſtande geſchrieben haͤtte? Nicht wahr, es wuͤrde deßwegen doch an Hiſtorien- Buͤchern kein Man-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/470>, abgerufen am 21.11.2024.