Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite
Barb. Kuntzin, meiner Schwester Bediente.
Capitain Horn mit seinen 9. Sclaven, so lange
als ihm allhier auszuruhen beliebte.

Die Buchbinders hatten ihre Werck-Zeuge am
allerersten in Ordnung gebracht, indem sie die vor-
nehmsten Stücke aus Europa mitgenommen hat-
ten, derowegen kamen beyde, und suchten auch die
Kisten, worinnen die rohen Bücher, Pergament
und ander Zubehör verwahret wäre, auszupacken,
damit sie einen Ansang machen könten, die grosse An-
zahl Bücher zu verfertigen, welche zu der Felsenbur-
gischen Bibliothec erkaufft und gewidmet waren.
Sie durfften hierauf nicht lange warten, sondern
bekamen bald, was sie verlangeten. Nächst diesen
suchte ich das benöthigte vor Mons. Hollersdorffen,
den Mahler, hervor, welcher denn mit drey ihm zu-
gegebenen jungen Purschen, die er in der Mahler-
Kunst unterrichten solte, in wenig Tagen den An-
fang machte, den Altar zu mahlen, und an behöri-
gen Orten zu vergulden. Weiln aber in unserer
Kirche, so wohl als auf der Albertus-Burg kei-
ne Glaß-Fenster, sondern die Rahmen nur mit
durchsichtigen Fisch-Häuten überzogen waren, wel-
che doch sehr verdunckelten, so ließ ich nicht ab, biß
Mons. Litzberg und die übrigen Bau-Verständigen,
sich nebst gnugsamen Arbeitern mit mir auf denje-
nigen Platz begaben, wo die Glaß-Hütte angelegt
werden solte. Es wurde also nicht nur binnen
wenig Tagen der Grund aufgegraben, sondern
auch sattsames Holtz, Kalck und Steine aufge-
führet, und das gantze Gebäude binnen wenig
Wochen unter des Dach gebracht. Der Glaß-

Meister
Barb. Kuntzin, meiner Schweſter Bediente.
Capitain Horn mit ſeinen 9. Sclaven, ſo lange
als ihm allhier auszuruhen beliebte.

Die Buchbinders hatten ihre Werck-Zeuge am
allererſten in Ordnung gebracht, indem ſie die vor-
nehmſten Stuͤcke aus Europa mitgenommen hat-
ten, derowegen kamen beyde, und ſuchten auch die
Kiſten, worinnen die rohen Buͤcher, Pergament
und ander Zubehoͤr verwahret waͤre, auszupacken,
damit ſie einen Anſang machen koͤnten, die groſſe An-
zahl Buͤcher zu verfertigen, welche zu der Felſenbur-
giſchen Bibliothec erkaufft und gewidmet waren.
Sie durfften hierauf nicht lange warten, ſondern
bekamen bald, was ſie verlangeten. Naͤchſt dieſen
ſuchte ich das benoͤthigte vor Monſ. Hollersdorffen,
den Mahler, hervor, welcher denn mit drey ihm zu-
gegebenen jungen Purſchen, die er in der Mahler-
Kunſt unterrichten ſolte, in wenig Tagen den An-
fang machte, den Altar zu mahlen, und an behoͤri-
gen Orten zu vergulden. Weiln aber in unſerer
Kirche, ſo wohl als auf der Albertus-Burg kei-
ne Glaß-Fenſter, ſondern die Rahmen nur mit
durchſichtigen Fiſch-Haͤuten uͤberzogen waren, wel-
che doch ſehr verdunckelten, ſo ließ ich nicht ab, biß
Monſ. Litzberg und die uͤbrigen Bau-Verſtaͤndigen,
ſich nebſt gnugſamen Arbeitern mit mir auf denje-
nigen Platz begaben, wo die Glaß-Huͤtte angelegt
werden ſolte. Es wurde alſo nicht nur binnen
wenig Tagen der Grund aufgegraben, ſondern
auch ſattſames Holtz, Kalck und Steine aufge-
fuͤhret, und das gantze Gebaͤude binnen wenig
Wochen unter des Dach gebracht. Der Glaß-

Meiſter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0096" n="88"/>
        <list>
          <item>Barb. Kuntzin, meiner Schwe&#x017F;ter Bediente.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horn mit &#x017F;einen 9. <hi rendition="#aq">Sclav</hi>en, &#x017F;o lange<lb/>
als ihm allhier auszuruhen beliebte.</item>
        </list><lb/>
        <p>Die Buchbinders hatten ihre Werck-Zeuge am<lb/>
allerer&#x017F;ten in Ordnung gebracht, indem &#x017F;ie die vor-<lb/>
nehm&#x017F;ten Stu&#x0364;cke aus Europa mitgenommen hat-<lb/>
ten, derowegen kamen beyde, und &#x017F;uchten auch die<lb/>
Ki&#x017F;ten, worinnen die rohen Bu&#x0364;cher, <hi rendition="#aq">Pergament</hi><lb/>
und ander Zubeho&#x0364;r verwahret wa&#x0364;re, auszupacken,<lb/>
damit &#x017F;ie einen An&#x017F;ang machen ko&#x0364;nten, die gro&#x017F;&#x017F;e An-<lb/>
zahl Bu&#x0364;cher zu verfertigen, welche zu der Fel&#x017F;enbur-<lb/>
gi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> erkaufft und gewidmet waren.<lb/>
Sie durfften hierauf nicht lange warten, &#x017F;ondern<lb/>
bekamen bald, was &#x017F;ie verlangeten. Na&#x0364;ch&#x017F;t die&#x017F;en<lb/>
&#x017F;uchte ich das beno&#x0364;thigte vor <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Hollersdorffen,<lb/>
den Mahler, hervor, welcher denn mit drey ihm zu-<lb/>
gegebenen jungen Pur&#x017F;chen, die er in der Mahler-<lb/>
Kun&#x017F;t unterrichten &#x017F;olte, in wenig Tagen den An-<lb/>
fang machte, den Altar zu mahlen, und an beho&#x0364;ri-<lb/>
gen Orten zu vergulden. Weiln aber in un&#x017F;erer<lb/>
Kirche, &#x017F;o wohl als auf der <hi rendition="#aq">Albertus-</hi>Burg kei-<lb/>
ne Glaß-Fen&#x017F;ter, &#x017F;ondern die Rahmen nur mit<lb/>
durch&#x017F;ichtigen Fi&#x017F;ch-Ha&#x0364;uten u&#x0364;berzogen waren, wel-<lb/>
che doch &#x017F;ehr verdunckelten, &#x017F;o ließ ich nicht ab, biß<lb/><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Litzberg und die u&#x0364;brigen Bau-Ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen,<lb/>
&#x017F;ich neb&#x017F;t gnug&#x017F;amen Arbeitern mit mir auf denje-<lb/>
nigen Platz begaben, wo die Glaß-Hu&#x0364;tte angelegt<lb/>
werden &#x017F;olte. Es wurde al&#x017F;o nicht nur binnen<lb/>
wenig Tagen der Grund aufgegraben, &#x017F;ondern<lb/>
auch &#x017F;att&#x017F;ames Holtz, Kalck und Steine aufge-<lb/>
fu&#x0364;hret, und das gantze Geba&#x0364;ude binnen wenig<lb/>
Wochen unter des Dach gebracht. Der Glaß-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mei&#x017F;ter</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0096] Barb. Kuntzin, meiner Schweſter Bediente. Capitain Horn mit ſeinen 9. Sclaven, ſo lange als ihm allhier auszuruhen beliebte. Die Buchbinders hatten ihre Werck-Zeuge am allererſten in Ordnung gebracht, indem ſie die vor- nehmſten Stuͤcke aus Europa mitgenommen hat- ten, derowegen kamen beyde, und ſuchten auch die Kiſten, worinnen die rohen Buͤcher, Pergament und ander Zubehoͤr verwahret waͤre, auszupacken, damit ſie einen Anſang machen koͤnten, die groſſe An- zahl Buͤcher zu verfertigen, welche zu der Felſenbur- giſchen Bibliothec erkaufft und gewidmet waren. Sie durfften hierauf nicht lange warten, ſondern bekamen bald, was ſie verlangeten. Naͤchſt dieſen ſuchte ich das benoͤthigte vor Monſ. Hollersdorffen, den Mahler, hervor, welcher denn mit drey ihm zu- gegebenen jungen Purſchen, die er in der Mahler- Kunſt unterrichten ſolte, in wenig Tagen den An- fang machte, den Altar zu mahlen, und an behoͤri- gen Orten zu vergulden. Weiln aber in unſerer Kirche, ſo wohl als auf der Albertus-Burg kei- ne Glaß-Fenſter, ſondern die Rahmen nur mit durchſichtigen Fiſch-Haͤuten uͤberzogen waren, wel- che doch ſehr verdunckelten, ſo ließ ich nicht ab, biß Monſ. Litzberg und die uͤbrigen Bau-Verſtaͤndigen, ſich nebſt gnugſamen Arbeitern mit mir auf denje- nigen Platz begaben, wo die Glaß-Huͤtte angelegt werden ſolte. Es wurde alſo nicht nur binnen wenig Tagen der Grund aufgegraben, ſondern auch ſattſames Holtz, Kalck und Steine aufge- fuͤhret, und das gantze Gebaͤude binnen wenig Wochen unter des Dach gebracht. Der Glaß- Meiſter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/96
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/96>, abgerufen am 27.05.2024.