Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

gehabten Lustbarkeiten genossen hatten. Das
Commando über unsere beyden Schiffe überlies-
sen wir immittelst meines Bruders neu angenom-
menem Lieutenante und meinem Fähndriche, und
in Hoffnung, daß, da sie beyde uns getreue Un-
ter-Officiers und Leute unter sich hatten, reiseten
wir ohne besondere Sorge mit Plaisir fort, bestel-
leten aber, daß uns so wohl bey Tags als Nacht-
Zeit wenigstens alle 4. Stunden, von allem, was
so wohl auf den Schiffen, als sonsten veränder-
liches passirte, der allergenaueste Rapport durch
1. Unter-Officier und 2. Mann abgestattet wer-
den solte.

Wir gelangeten noch 2. Stunden vor Taf-
fels-Zeit bey dem Gouverneur an, mit dem und
dessen Familie wir vorhero ein freundliches Ge-
spräche hielten, in welchem der Gouverneur vor-
brachte, was Maassen er doch hoffen wolte, uns
gestern abgeredter Maassen noch etliche Monathe
bey ihm zu sehen; Allein die Portugiesischen Ca-
pitains deprecir
ten solches, und brachten allzu
trifftige Ursachen hervor, weßwegen sie sich vor
dißmahl nicht länger aufhalten könten, weilen ihr
gröster Schimpff und Schaden darunter versirte,
wenn sie über die Gebühr aussen blieben, und
nicht nach ihrem Lande trachteten. Also ließ sich
der Gouverneur endlich bewegen, und erlaubte
ihnen auf ihr inständiges Bitten, mit nächsten
favorablen Winde abzuseegeln. Mit euch aber,
meine Brüder! (sprach er zu mir und meinem
Bruder,) darf es so eilig nicht zugehen, denn allem
Ansehen nach, braucht ihr noch einige Wochen

Zeit,

gehabten Luſtbarkeiten genoſſen hatten. Das
Commando uͤber unſere beyden Schiffe uͤberlieſ-
ſen wir immittelſt meines Bruders neu angenom-
menem Lieutenante und meinem Faͤhndriche, und
in Hoffnung, daß, da ſie beyde uns getreue Un-
ter-Officiers und Leute unter ſich hatten, reiſeten
wir ohne beſondere Sorge mit Plaiſir fort, beſtel-
leten aber, daß uns ſo wohl bey Tags als Nacht-
Zeit wenigſtens alle 4. Stunden, von allem, was
ſo wohl auf den Schiffen, als ſonſten veraͤnder-
liches paſſirte, der allergenaueſte Rapport durch
1. Unter-Officier und 2. Mann abgeſtattet wer-
den ſolte.

Wir gelangeten noch 2. Stunden vor Taf-
fels-Zeit bey dem Gouverneur an, mit dem und
deſſen Familie wir vorhero ein freundliches Ge-
ſpraͤche hielten, in welchem der Gouverneur vor-
brachte, was Maaſſen er doch hoffen wolte, uns
geſtern abgeredter Maaſſen noch etliche Monathe
bey ihm zu ſehen; Allein die Portugieſiſchen Ca-
pitains deprecir
ten ſolches, und brachten allzu
trifftige Urſachen hervor, weßwegen ſie ſich vor
dißmahl nicht laͤnger aufhalten koͤnten, weilen ihr
groͤſter Schimpff und Schaden darunter verſirte,
wenn ſie uͤber die Gebuͤhr auſſen blieben, und
nicht nach ihrem Lande trachteten. Alſo ließ ſich
der Gouverneur endlich bewegen, und erlaubte
ihnen auf ihr inſtaͤndiges Bitten, mit naͤchſten
favorablen Winde abzuſeegeln. Mit euch aber,
meine Bruͤder! (ſprach er zu mir und meinem
Bruder,) darf es ſo eilig nicht zugehen, denn allem
Anſehen nach, braucht ihr noch einige Wochen

Zeit,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0150" n="140"/>
gehabten Lu&#x017F;tbarkeiten geno&#x017F;&#x017F;en hatten. Das<lb/><hi rendition="#aq">Commando</hi> u&#x0364;ber un&#x017F;ere beyden Schiffe u&#x0364;berlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wir immittel&#x017F;t meines Bruders neu angenom-<lb/>
menem <hi rendition="#aq">Lieutenant</hi>e und meinem Fa&#x0364;hndriche, und<lb/>
in Hoffnung, daß, da &#x017F;ie beyde uns getreue Un-<lb/>
ter-<hi rendition="#aq">Officiers</hi> und Leute unter &#x017F;ich hatten, rei&#x017F;eten<lb/>
wir ohne be&#x017F;ondere Sorge mit <hi rendition="#aq">Plai&#x017F;ir</hi> fort, be&#x017F;tel-<lb/>
leten aber, daß uns &#x017F;o wohl bey Tags als Nacht-<lb/>
Zeit wenig&#x017F;tens alle 4. Stunden, von allem, was<lb/>
&#x017F;o wohl auf den Schiffen, als &#x017F;on&#x017F;ten vera&#x0364;nder-<lb/>
liches <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ir</hi>te, der allergenaue&#x017F;te <hi rendition="#aq">Rapport</hi> durch<lb/>
1. Unter-<hi rendition="#aq">Officier</hi> und 2. Mann abge&#x017F;tattet wer-<lb/>
den &#x017F;olte.</p><lb/>
        <p>Wir gelangeten noch 2. Stunden vor Taf-<lb/>
fels-Zeit bey dem <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> an, mit dem und<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Familie</hi> wir vorhero ein freundliches Ge-<lb/>
&#x017F;pra&#x0364;che hielten, in welchem der <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> vor-<lb/>
brachte, was Maa&#x017F;&#x017F;en er doch hoffen wolte, uns<lb/>
ge&#x017F;tern abgeredter Maa&#x017F;&#x017F;en noch etliche Monathe<lb/>
bey ihm zu &#x017F;ehen; Allein die Portugie&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
pitains deprecir</hi>ten &#x017F;olches, und brachten allzu<lb/>
trifftige Ur&#x017F;achen hervor, weßwegen &#x017F;ie &#x017F;ich vor<lb/>
dißmahl nicht la&#x0364;nger aufhalten ko&#x0364;nten, weilen ihr<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;ter Schimpff und Schaden darunter <hi rendition="#aq">ver&#x017F;ir</hi>te,<lb/>
wenn &#x017F;ie u&#x0364;ber die Gebu&#x0364;hr au&#x017F;&#x017F;en blieben, und<lb/>
nicht nach ihrem Lande trachteten. Al&#x017F;o ließ &#x017F;ich<lb/>
der <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> endlich bewegen, und erlaubte<lb/>
ihnen auf ihr in&#x017F;ta&#x0364;ndiges Bitten, mit na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#aq">favorabl</hi>en Winde abzu&#x017F;eegeln. Mit euch aber,<lb/>
meine Bru&#x0364;der! (&#x017F;prach er zu mir und meinem<lb/>
Bruder,) darf es &#x017F;o eilig nicht zugehen, denn allem<lb/>
An&#x017F;ehen nach, braucht ihr noch einige Wochen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zeit,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0150] gehabten Luſtbarkeiten genoſſen hatten. Das Commando uͤber unſere beyden Schiffe uͤberlieſ- ſen wir immittelſt meines Bruders neu angenom- menem Lieutenante und meinem Faͤhndriche, und in Hoffnung, daß, da ſie beyde uns getreue Un- ter-Officiers und Leute unter ſich hatten, reiſeten wir ohne beſondere Sorge mit Plaiſir fort, beſtel- leten aber, daß uns ſo wohl bey Tags als Nacht- Zeit wenigſtens alle 4. Stunden, von allem, was ſo wohl auf den Schiffen, als ſonſten veraͤnder- liches paſſirte, der allergenaueſte Rapport durch 1. Unter-Officier und 2. Mann abgeſtattet wer- den ſolte. Wir gelangeten noch 2. Stunden vor Taf- fels-Zeit bey dem Gouverneur an, mit dem und deſſen Familie wir vorhero ein freundliches Ge- ſpraͤche hielten, in welchem der Gouverneur vor- brachte, was Maaſſen er doch hoffen wolte, uns geſtern abgeredter Maaſſen noch etliche Monathe bey ihm zu ſehen; Allein die Portugieſiſchen Ca- pitains deprecirten ſolches, und brachten allzu trifftige Urſachen hervor, weßwegen ſie ſich vor dißmahl nicht laͤnger aufhalten koͤnten, weilen ihr groͤſter Schimpff und Schaden darunter verſirte, wenn ſie uͤber die Gebuͤhr auſſen blieben, und nicht nach ihrem Lande trachteten. Alſo ließ ſich der Gouverneur endlich bewegen, und erlaubte ihnen auf ihr inſtaͤndiges Bitten, mit naͤchſten favorablen Winde abzuſeegeln. Mit euch aber, meine Bruͤder! (ſprach er zu mir und meinem Bruder,) darf es ſo eilig nicht zugehen, denn allem Anſehen nach, braucht ihr noch einige Wochen Zeit,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/150
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/150>, abgerufen am 21.11.2024.