Wir giengen demnach zur Taffel, die sehr köstlich zubereitet war, da denn beym Gesundheit- Trincken kein eintziger Canonen-Schuß gehöret wurde, als Abends, wenn die Sonne untergieng, da denn 3. Canonen von der Citadelle abgebrannt, und von unsern Schiffen mit eben so vielen geant- wortet wurde.
Biß gegen Mitternacht wurde noch mancher schöner Pocal und Becher unter Trompeten und Paucken-Schall, auch anderer instrumen- tal Musique ausgeeleret, weil der Gouverneur und die Seinigen sich alle ungemein lustig bezeige- ten, und auch wir unserer Seits keine Schlaf- Mützen repraesentirten. Endlich ward Schicht gemacht, und wir beyden Brüder bezogen wieder unser vormahliges Zimmer.
Hernachmahls gieng alles gantz ordentlich, jedoch mit täglicher Veränderung der Lustbarkei- ten zu, den einen Tag giengen wir auf die Jagd, den andern auf die Fischerey, den dritten schossen wir einen grossen höltzernen Vogel von der auf- gerichteten Vogel-Stange herunter, den vierd- ten Tag schossen wir mit Büchsen, Flinten, auch theils mit Pistolen nach den aufgesetzten Schei- ben, den fünfften sahen wir aus den Fenstern dem Kampff der wilden Thiere unter einander zu, den sechsten fuhren wir Abends in den kleinen Lust- Schiffen auf der See herum, dabey mein Bruder doch sein Wort nicht hielte, und das Pulver spa- rete, indem er nach einander eine ziemliche Menge Raqueten steigen, auch eine Anzahl kleinere Schwärmer aus den Händen werffen, oder aus
Pisto-
Wir giengen demnach zur Taffel, die ſehr koͤſtlich zubereitet war, da denn beym Geſundheit- Trincken kein eintziger Canonen-Schuß gehoͤret wurde, als Abends, wenn die Sonne untergieng, da denn 3. Canonen von der Citadelle abgebrannt, und von unſern Schiffen mit eben ſo vielen geant- wortet wurde.
Biß gegen Mitternacht wurde noch mancher ſchoͤner Pocal und Becher unter Trompeten und Paucken-Schall, auch anderer inſtrumen- tal Muſique ausgeeleret, weil der Gouverneur und die Seinigen ſich alle ungemein luſtig bezeige- ten, und auch wir unſerer Seits keine Schlaf- Muͤtzen repræſentirten. Endlich ward Schicht gemacht, und wir beyden Bruͤder bezogen wieder unſer vormahliges Zimmer.
Hernachmahls gieng alles gantz ordentlich, jedoch mit taͤglicher Veraͤnderung der Luſtbarkei- ten zu, den einen Tag giengen wir auf die Jagd, den andern auf die Fiſcherey, den dritten ſchoſſen wir einen groſſen hoͤltzernen Vogel von der auf- gerichteten Vogel-Stange herunter, den vierd- ten Tag ſchoſſen wir mit Buͤchſen, Flinten, auch theils mit Piſtolen nach den aufgeſetzten Schei- ben, den fuͤnfften ſahen wir aus den Fenſtern dem Kampff der wilden Thiere unter einander zu, den ſechſten fuhren wir Abends in den kleinen Luſt- Schiffen auf der See herum, dabey mein Bruder doch ſein Wort nicht hielte, und das Pulver ſpa- rete, indem er nach einander eine ziemliche Menge Raqueten ſteigen, auch eine Anzahl kleinere Schwaͤrmer aus den Haͤnden werffen, oder aus
Piſto-
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Wir giengen demnach zur Taffel, die ſehr
koͤſtlich zubereitet war, da denn beym Geſundheit-
Trincken kein eintziger Canonen-Schuß gehoͤret
wurde, als Abends, wenn die Sonne untergieng,
da denn 3. Canonen von der Citadelle abgebrannt,
und von unſern Schiffen mit eben ſo vielen geant-
wortet wurde.
Biß gegen Mitternacht wurde noch mancher
ſchoͤner Pocal und Becher unter Trompeten
und Paucken-Schall, auch anderer inſtrumen-
tal Muſique ausgeeleret, weil der Gouverneur
und die Seinigen ſich alle ungemein luſtig bezeige-
ten, und auch wir unſerer Seits keine Schlaf-
Muͤtzen repræſentirten. Endlich ward Schicht
gemacht, und wir beyden Bruͤder bezogen wieder
unſer vormahliges Zimmer.
Hernachmahls gieng alles gantz ordentlich,
jedoch mit taͤglicher Veraͤnderung der Luſtbarkei-
ten zu, den einen Tag giengen wir auf die Jagd,
den andern auf die Fiſcherey, den dritten ſchoſſen
wir einen groſſen hoͤltzernen Vogel von der auf-
gerichteten Vogel-Stange herunter, den vierd-
ten Tag ſchoſſen wir mit Buͤchſen, Flinten, auch
theils mit Piſtolen nach den aufgeſetzten Schei-
ben, den fuͤnfften ſahen wir aus den Fenſtern dem
Kampff der wilden Thiere unter einander zu,
den ſechſten fuhren wir Abends in den kleinen Luſt-
Schiffen auf der See herum, dabey mein Bruder
doch ſein Wort nicht hielte, und das Pulver ſpa-
rete, indem er nach einander eine ziemliche Menge
Raqueten ſteigen, auch eine Anzahl kleinere
Schwaͤrmer aus den Haͤnden werffen, oder aus
Piſto-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/152>, abgerufen am 16.02.2025.
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