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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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dig scharf canonirt, jedoch wir legten uns alle auf
einige Stunden zur Ruhe. Die Portugiesen hiel-
ten ihr Wort redlich, und stelleten sich bey früher
Tags-Zeit bey uns ein, da denn nicht lange her-
nach auf der Burg alles munter und wach wurde,
demnach mochten wir auf der Burg wohl ein gut
Stück länger geschlaffen haben, als die Herrn Por-
tugiesen.

Dieses Tages ließ der Gouverneur in Wahr-
heit abermahls ein recht fürstlich Tractament zu-
richten: Denn die Taffeln waren dergestalt mit
den allerbesten Sorten von leckerhafften Speisen
besetzt, daß man immer vermeynen sollen, es wür-
den dieselben brechen. Von Wein und andern Ge-
träncke verschiedener Sorten war ein solcher Uber-
fluß zu sehen, so daß es das Ansehen gewann, als
ob sich die Gefässe immer von sich selbsten wieder
voll fülleten.

Bey allen dem sassen wir in die 4. biß 5. Stunden
an der Taffel, jedoch mehr beweglichen Machinen,
als Menschen ähnlich, indem von den allzuhäuffi-
gen Speise-Gerichten die wenigsten etwas rechts
geniessen konten, zumahlen, da uns allen noch die
Portugiesische gestrige Mahlzeit noch in dem Leibe
stack. Demnach wurde mehr getruncken, als ge-
speiset, denn es verfolgte immer ein Pocal den an-
dern, und zwar unter Trompeten und Paucken-
Schall, auch Lösung der Canonen, so wohl von
der Burg, als von unsern Schiffen. Wie nun
dieses gegen des Gouverneurs Wort lief, daß
wir nemlich das Pulver schonen wolten; so sagte
derselbe: Ey was! Schade vor das Pulver, mei-

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(k) 4

dig ſcharf canonirt, jedoch wir legten uns alle auf
einige Stunden zur Ruhe. Die Portugieſen hiel-
ten ihr Wort redlich, und ſtelleten ſich bey fruͤher
Tags-Zeit bey uns ein, da denn nicht lange her-
nach auf der Burg alles munter und wach wurde,
demnach mochten wir auf der Burg wohl ein gut
Stuͤck laͤnger geſchlaffen haben, als die Herrn Por-
tugieſen.

Dieſes Tages ließ der Gouverneur in Wahr-
heit abermahls ein recht fuͤrſtlich Tractament zu-
richten: Denn die Taffeln waren dergeſtalt mit
den allerbeſten Sorten von leckerhafften Speiſen
beſetzt, daß man immer vermeynen ſollen, es wuͤr-
den dieſelben brechen. Von Wein und andern Ge-
traͤncke verſchiedener Sorten war ein ſolcher Uber-
fluß zu ſehen, ſo daß es das Anſehen gewann, als
ob ſich die Gefaͤſſe immer von ſich ſelbſten wieder
voll fuͤlleten.

Bey allen dem ſaſſen wir in die 4. biß 5. Stunden
an der Taffel, jedoch mehr beweglichen Machinen,
als Menſchen aͤhnlich, indem von den allzuhaͤuffi-
gen Speiſe-Gerichten die wenigſten etwas rechts
genieſſen konten, zumahlen, da uns allen noch die
Portugieſiſche geſtrige Mahlzeit noch in dem Leibe
ſtack. Demnach wurde mehr getruncken, als ge-
ſpeiſet, denn es verfolgte immer ein Pocal den an-
dern, und zwar unter Trompeten und Paucken-
Schall, auch Loͤſung der Canonen, ſo wohl von
der Burg, als von unſern Schiffen. Wie nun
dieſes gegen des Gouverneurs Wort lief, daß
wir nemlich das Pulver ſchonen wolten; ſo ſagte
derſelbe: Ey was! Schade vor das Pulver, mei-

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[151/0161] dig ſcharf canonirt, jedoch wir legten uns alle auf einige Stunden zur Ruhe. Die Portugieſen hiel- ten ihr Wort redlich, und ſtelleten ſich bey fruͤher Tags-Zeit bey uns ein, da denn nicht lange her- nach auf der Burg alles munter und wach wurde, demnach mochten wir auf der Burg wohl ein gut Stuͤck laͤnger geſchlaffen haben, als die Herrn Por- tugieſen. Dieſes Tages ließ der Gouverneur in Wahr- heit abermahls ein recht fuͤrſtlich Tractament zu- richten: Denn die Taffeln waren dergeſtalt mit den allerbeſten Sorten von leckerhafften Speiſen beſetzt, daß man immer vermeynen ſollen, es wuͤr- den dieſelben brechen. Von Wein und andern Ge- traͤncke verſchiedener Sorten war ein ſolcher Uber- fluß zu ſehen, ſo daß es das Anſehen gewann, als ob ſich die Gefaͤſſe immer von ſich ſelbſten wieder voll fuͤlleten. Bey allen dem ſaſſen wir in die 4. biß 5. Stunden an der Taffel, jedoch mehr beweglichen Machinen, als Menſchen aͤhnlich, indem von den allzuhaͤuffi- gen Speiſe-Gerichten die wenigſten etwas rechts genieſſen konten, zumahlen, da uns allen noch die Portugieſiſche geſtrige Mahlzeit noch in dem Leibe ſtack. Demnach wurde mehr getruncken, als ge- ſpeiſet, denn es verfolgte immer ein Pocal den an- dern, und zwar unter Trompeten und Paucken- Schall, auch Loͤſung der Canonen, ſo wohl von der Burg, als von unſern Schiffen. Wie nun dieſes gegen des Gouverneurs Wort lief, daß wir nemlich das Pulver ſchonen wolten; ſo ſagte derſelbe: Ey was! Schade vor das Pulver, mei- ne (k) 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/161>, abgerufen am 24.11.2024.