den eine Beschehrung zum freundlichen Andencken mit auf die Reise zu nehmen, hingelegt. Diese Be- schehrung bestund in eben denjenigen Stücken, wel- che man den Portugiesen mit auf die Reise gegeben, nur mit dem Unterschiede, daß wir beyde auser den kostbarn Degen und Stöcken, was das Gold- und Silber-Geschirre aubelangete, jeder auf seine Par- thie noch einmahl so viel bekam, als die Portugie- sen bekommen hatten, und dieses war auch an der Wäsche und Kleidungs-Stücken zu bemercken. Wie nun dieses allzu- und überaus kostbare Ge- schenckuns beyden Brüder vollends in äuserstes Er- staunen brachte, zumahlen, da wir nicht wusten, wie wir uns in der Geschwindigkeit revangiren wolten, als wurdemeinem Bruder selbsten bange, wegen dieser so gantz und gar nicht erwarteten Höf- lichkeit, jedoch um meine und seine Ehre zu retten, besanne ich mich endlich, daß ich noch eine mittel- mäßige Kiste stehen hatte, in welcher ungemeine Kostbarkeiten und Galanterien, sonderlich vor Frauenzimmer, aufgehaben worden, diese eröff- nete ich, und langete einen Schatz heraus, der mehr als 2. Tonnen Goldes am Werthe betrug. Jch zeigte meinem Bruder denselben, weilen er derglei- chen Tänteleyen bey mir sehr selten zu sehen bekom- men, jedoch es schiene, als ob ihm diese Sachen gar sehr wohl gefielen, weßwegen er zu mir sprach: Bruder! wenn ihr auch dieses noch dran spendiren wollet, worwider ich denn nichts einzuwenden ha- be, so dächte ich, wir hätten unsere Zeche allhier wohl theuer genug bezahlt, und wenn wir auch Fürsten-Kinder wären. Er hatte meines Sin-
nes
(m) 4
den eine Beſchehrung zum freundlichen Andencken mit auf die Reiſe zu nehmen, hingelegt. Dieſe Be- ſchehrung beſtund in eben denjenigen Stuͤcken, wel- che man den Portugieſen mit auf die Reiſe gegeben, nur mit dem Unterſchiede, daß wir beyde auſer den koſtbarn Degen und Stoͤcken, was das Gold- und Silber-Geſchirre aubelangete, jeder auf ſeine Par- thie noch einmahl ſo viel bekam, als die Portugie- ſen bekommen hatten, und dieſes war auch an der Waͤſche und Kleidungs-Stuͤcken zu bemercken. Wie nun dieſes allzu- und uͤberaus koſtbare Ge- ſchenckuns beyden Bruͤder vollends in aͤuſerſtes Er- ſtaunen brachte, zumahlen, da wir nicht wuſten, wie wir uns in der Geſchwindigkeit revangiren wolten, als wurdemeinem Bruder ſelbſten bange, wegen dieſer ſo gantz und gar nicht erwarteten Hoͤf- lichkeit, jedoch um meine und ſeine Ehre zu retten, beſanne ich mich endlich, daß ich noch eine mittel- maͤßige Kiſte ſtehen hatte, in welcher ungemeine Koſtbarkeiten und Galanterien, ſonderlich vor Frauenzimmer, aufgehaben worden, dieſe eroͤff- nete ich, und langete einen Schatz heraus, der mehr als 2. Tonnen Goldes am Werthe betrug. Jch zeigte meinem Bruder denſelben, weilen er derglei- chen Taͤnteleyen bey mir ſehr ſelten zu ſehen bekom- men, jedoch es ſchiene, als ob ihm dieſe Sachen gar ſehr wohl gefielen, weßwegen er zu mir ſprach: Bruder! wenn ihr auch dieſes noch dran ſpendiren wollet, worwider ich denn nichts einzuwenden ha- be, ſo daͤchte ich, wir haͤtten unſere Zeche allhier wohl theuer genug bezahlt, und wenn wir auch Fuͤrſten-Kinder waͤren. Er hatte meines Sin-
nes
(m) 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0193"n="183"/>
den eine Beſchehrung zum freundlichen Andencken<lb/>
mit auf die Reiſe zu nehmen, hingelegt. Dieſe Be-<lb/>ſchehrung beſtund in eben denjenigen Stuͤcken, wel-<lb/>
che man den Portugieſen mit auf die Reiſe gegeben,<lb/>
nur mit dem Unterſchiede, daß wir beyde auſer den<lb/>
koſtbarn Degen und Stoͤcken, was das Gold- und<lb/>
Silber-Geſchirre aubelangete, jeder auf ſeine Par-<lb/>
thie noch einmahl ſo viel bekam, als die Portugie-<lb/>ſen bekommen hatten, und dieſes war auch an der<lb/>
Waͤſche und Kleidungs-Stuͤcken zu bemercken.<lb/>
Wie nun dieſes allzu- und uͤberaus koſtbare Ge-<lb/>ſchenckuns beyden Bruͤder vollends in aͤuſerſtes Er-<lb/>ſtaunen brachte, zumahlen, da wir nicht wuſten,<lb/>
wie wir uns in der Geſchwindigkeit <hirendition="#aq">revangir</hi>en<lb/>
wolten, als wurdemeinem Bruder ſelbſten bange,<lb/>
wegen dieſer ſo gantz und gar nicht erwarteten Hoͤf-<lb/>
lichkeit, jedoch um meine und ſeine Ehre zu retten,<lb/>
beſanne ich mich endlich, daß ich noch eine mittel-<lb/>
maͤßige Kiſte ſtehen hatte, in welcher ungemeine<lb/>
Koſtbarkeiten und <hirendition="#aq">Galanteri</hi>en, ſonderlich vor<lb/>
Frauenzimmer, aufgehaben worden, dieſe eroͤff-<lb/>
nete ich, und langete einen Schatz heraus, der mehr<lb/>
als 2. Tonnen Goldes am Werthe betrug. Jch<lb/>
zeigte meinem Bruder denſelben, weilen er derglei-<lb/>
chen Taͤnteleyen bey mir ſehr ſelten zu ſehen bekom-<lb/>
men, jedoch es ſchiene, als ob ihm dieſe Sachen<lb/>
gar ſehr wohl gefielen, weßwegen er zu mir ſprach:<lb/>
Bruder! wenn ihr auch dieſes noch dran <hirendition="#aq">ſpendir</hi>en<lb/>
wollet, worwider ich denn nichts einzuwenden ha-<lb/>
be, ſo daͤchte ich, wir haͤtten unſere Zeche allhier<lb/>
wohl theuer genug bezahlt, und wenn wir auch<lb/>
Fuͤrſten-Kinder waͤren. Er hatte meines Sin-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(m) 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">nes</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[183/0193]
den eine Beſchehrung zum freundlichen Andencken
mit auf die Reiſe zu nehmen, hingelegt. Dieſe Be-
ſchehrung beſtund in eben denjenigen Stuͤcken, wel-
che man den Portugieſen mit auf die Reiſe gegeben,
nur mit dem Unterſchiede, daß wir beyde auſer den
koſtbarn Degen und Stoͤcken, was das Gold- und
Silber-Geſchirre aubelangete, jeder auf ſeine Par-
thie noch einmahl ſo viel bekam, als die Portugie-
ſen bekommen hatten, und dieſes war auch an der
Waͤſche und Kleidungs-Stuͤcken zu bemercken.
Wie nun dieſes allzu- und uͤberaus koſtbare Ge-
ſchenckuns beyden Bruͤder vollends in aͤuſerſtes Er-
ſtaunen brachte, zumahlen, da wir nicht wuſten,
wie wir uns in der Geſchwindigkeit revangiren
wolten, als wurdemeinem Bruder ſelbſten bange,
wegen dieſer ſo gantz und gar nicht erwarteten Hoͤf-
lichkeit, jedoch um meine und ſeine Ehre zu retten,
beſanne ich mich endlich, daß ich noch eine mittel-
maͤßige Kiſte ſtehen hatte, in welcher ungemeine
Koſtbarkeiten und Galanterien, ſonderlich vor
Frauenzimmer, aufgehaben worden, dieſe eroͤff-
nete ich, und langete einen Schatz heraus, der mehr
als 2. Tonnen Goldes am Werthe betrug. Jch
zeigte meinem Bruder denſelben, weilen er derglei-
chen Taͤnteleyen bey mir ſehr ſelten zu ſehen bekom-
men, jedoch es ſchiene, als ob ihm dieſe Sachen
gar ſehr wohl gefielen, weßwegen er zu mir ſprach:
Bruder! wenn ihr auch dieſes noch dran ſpendiren
wollet, worwider ich denn nichts einzuwenden ha-
be, ſo daͤchte ich, wir haͤtten unſere Zeche allhier
wohl theuer genug bezahlt, und wenn wir auch
Fuͤrſten-Kinder waͤren. Er hatte meines Sin-
nes
(m) 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/193>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.