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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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zeigt, gegen seine Lands-Leute gantz ungemein, weß-
wegen uns dieselben alle ersinnliche Ehre antha-
ten; endlich aber, nachdem wir uns nur 4. Wo-
chen auf der Jnsul St. Helena aufgehalten, unse-
re Schiffe aufs neue ergäntzt, und mit allen Be-
dürffnissen versorgt, seegelten wir ab, indem ich
von nun an und von dar aus mich nunmehro wohl
gantz allein nach Felsenburg zu finden getrauete,
meines Bruders Haupt-Vergnügen war inmit-
telst dieses, daß uns der Himmel mit der Räuber
ihrem Gute so reichlich gesegnet, da wir schon wie-
der ein vieles erworben von demjenigen, was wir
auf der Jnsul St. Jago im Stiche gelassen hätten.

Wie ich nun eines Tages meinen Bruder
wider seine bißherige Gewohnheit gantz unbetrübt
und bey recht guter Laune antraf, so fragte ich ihn
erstlich um seine Religions-Veränderung, wel-
ches er mir endlich gestunde; was die Heyrath an
und vor sich selbst anbeträffe, hätte er geschworen,
daß, wenn er lebte und gesund bliebe, er längstens
binnen den 2. bestimmten Jahren wieder kommen
wolte; solte aber ich, als sein Bruder, nach völlig
verrichteten Geschäfften ihn zeitiger missen können,
so würde er keinen Augenblick vorbey streichen las-
sen, sich auf St. Jago einzustellen, indem er sich nun
nicht mehr länger zu leben getrauete, biß die Hey-
rath vollzogen wäre. Jch gratulirte ihm im Vor-
aus darzu, und versprach alles anzuwenden, was
mir nur immer möglich wäre, damit er nicht auf-
gehalten werden solte.

Nach der Zeit, und zwar biß auf diese Stunde
hieher, hat er sich gantz auserordentlich dienstfertig

gegen

zeigt, gegen ſeine Lands-Leute gantz ungemein, weß-
wegen uns dieſelben alle erſinnliche Ehre antha-
ten; endlich aber, nachdem wir uns nur 4. Wo-
chen auf der Jnſul St. Helena aufgehalten, unſe-
re Schiffe aufs neue ergaͤntzt, und mit allen Be-
duͤrffniſſen verſorgt, ſeegelten wir ab, indem ich
von nun an und von dar aus mich nunmehro wohl
gantz allein nach Felſenburg zu finden getrauete,
meines Bruders Haupt-Vergnuͤgen war inmit-
telſt dieſes, daß uns der Himmel mit der Raͤuber
ihrem Gute ſo reichlich geſegnet, da wir ſchon wie-
der ein vieles erworben von demjenigen, was wir
auf der Jnſul St. Jago im Stiche gelaſſen haͤtten.

Wie ich nun eines Tages meinen Bruder
wider ſeine bißherige Gewohnheit gantz unbetruͤbt
und bey recht guter Laune antraf, ſo fragte ich ihn
erſtlich um ſeine Religions-Veraͤnderung, wel-
ches er mir endlich geſtunde; was die Heyrath an
und vor ſich ſelbſt anbetraͤffe, haͤtte er geſchworen,
daß, wenn er lebte und geſund bliebe, er laͤngſtens
binnen den 2. beſtimmten Jahren wieder kommen
wolte; ſolte aber ich, als ſein Bruder, nach voͤllig
verrichteten Geſchaͤfften ihn zeitiger miſſen koͤnnen,
ſo wuͤrde er keinen Augenblick vorbey ſtreichen laſ-
ſen, ſich auf St. Jago einzuſtellen, indem er ſich nun
nicht mehr laͤnger zu leben getrauete, biß die Hey-
rath vollzogen waͤre. Jch gratulirte ihm im Vor-
aus darzu, und verſprach alles anzuwenden, was
mir nur immer moͤglich waͤre, damit er nicht auf-
gehalten werden ſolte.

Nach der Zeit, und zwar biß auf dieſe Stunde
hieher, hat er ſich gantz auſerordentlich dienſtfertig

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[191/0201] zeigt, gegen ſeine Lands-Leute gantz ungemein, weß- wegen uns dieſelben alle erſinnliche Ehre antha- ten; endlich aber, nachdem wir uns nur 4. Wo- chen auf der Jnſul St. Helena aufgehalten, unſe- re Schiffe aufs neue ergaͤntzt, und mit allen Be- duͤrffniſſen verſorgt, ſeegelten wir ab, indem ich von nun an und von dar aus mich nunmehro wohl gantz allein nach Felſenburg zu finden getrauete, meines Bruders Haupt-Vergnuͤgen war inmit- telſt dieſes, daß uns der Himmel mit der Raͤuber ihrem Gute ſo reichlich geſegnet, da wir ſchon wie- der ein vieles erworben von demjenigen, was wir auf der Jnſul St. Jago im Stiche gelaſſen haͤtten. Wie ich nun eines Tages meinen Bruder wider ſeine bißherige Gewohnheit gantz unbetruͤbt und bey recht guter Laune antraf, ſo fragte ich ihn erſtlich um ſeine Religions-Veraͤnderung, wel- ches er mir endlich geſtunde; was die Heyrath an und vor ſich ſelbſt anbetraͤffe, haͤtte er geſchworen, daß, wenn er lebte und geſund bliebe, er laͤngſtens binnen den 2. beſtimmten Jahren wieder kommen wolte; ſolte aber ich, als ſein Bruder, nach voͤllig verrichteten Geſchaͤfften ihn zeitiger miſſen koͤnnen, ſo wuͤrde er keinen Augenblick vorbey ſtreichen laſ- ſen, ſich auf St. Jago einzuſtellen, indem er ſich nun nicht mehr laͤnger zu leben getrauete, biß die Hey- rath vollzogen waͤre. Jch gratulirte ihm im Vor- aus darzu, und verſprach alles anzuwenden, was mir nur immer moͤglich waͤre, damit er nicht auf- gehalten werden ſolte. Nach der Zeit, und zwar biß auf dieſe Stunde hieher, hat er ſich gantz auſerordentlich dienſtfertig gegen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/201>, abgerufen am 21.11.2024.