Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

derlich wegen Ausladung der Schiffe, alle Stun-
den gefallen lassen, vorjetzo aber biß auf dero
Befehl und Verordnung meine Reise-Geschichte
in so weit, wiewohl nicht gäntzlich zum Schlusse
bringen, indem ich auf eine andere Zeit ein weit
mehrers zu melden mich schuldig erkenne.

Solchemnach machte der Capitain Horn
abermahls einen Abschnitt, seiner, obschon noch
nicht völlig geendigten Reise-Geschichte, und wur-
de dieserwegen nicht allein von dem Regenten,
Aeltesten, Herrn Geistlichen, sondern auch von
uns allen nochmahls aufs freundlichste compli-
mentir
t und bewillkommet. Nachhero aber, da
vor dißmahl eben der gantze obrigkeitliche und
geistliche Stand versammlet waren, wurde vor
allererst berathschlaget, wie es mit Ausladung
der Waaren und Sachen, ingleichen mit der Aus-
schiffung der fremden Völcker wohl von ohngefähr
zu halten sey?

Wie nun der Capitain Horn von allen, so
zu sagen, fast einstimmig ersucht wurde, seine Mey-
nung deßfalls am ersten von sich zu geben, weilen
man von seiner besondern Treu und Liebe zu uns
vollkommen überzeugt wäre, daß er keinen andern,
als guten Rathschlag ertheilen würde; als öffnete
derselbe seinen Mund, und sagte: Meine Hoch-
gebiethende allerseits hoch- und werthge-
schätzte Gönner und Freunde!
Jhnen nicht
vorzuschreiben, so halte ich es nicht vor rathsam,
sondern vielmehr vor ein wichtiges Staats-Ver-
sehen, wenn man die fremden Völcker, die bißhero
unter meinem und meines Bruders Commando

gestan-

derlich wegen Ausladung der Schiffe, alle Stun-
den gefallen laſſen, vorjetzo aber biß auf dero
Befehl und Verordnung meine Reiſe-Geſchichte
in ſo weit, wiewohl nicht gaͤntzlich zum Schluſſe
bringen, indem ich auf eine andere Zeit ein weit
mehrers zu melden mich ſchuldig erkenne.

Solchemnach machte der Capitain Horn
abermahls einen Abſchnitt, ſeiner, obſchon noch
nicht voͤllig geendigten Reiſe-Geſchichte, und wur-
de dieſerwegen nicht allein von dem Regenten,
Aelteſten, Herrn Geiſtlichen, ſondern auch von
uns allen nochmahls aufs freundlichſte compli-
mentir
t und bewillkommet. Nachhero aber, da
vor dißmahl eben der gantze obrigkeitliche und
geiſtliche Stand verſammlet waren, wurde vor
allererſt berathſchlaget, wie es mit Ausladung
der Waaren und Sachen, ingleichen mit der Aus-
ſchiffung der fremden Voͤlcker wohl von ohngefaͤhr
zu halten ſey?

Wie nun der Capitain Horn von allen, ſo
zu ſagen, faſt einſtimmig erſucht wurde, ſeine Mey-
nung deßfalls am erſten von ſich zu geben, weilen
man von ſeiner beſondern Treu und Liebe zu uns
vollkommen uͤberzeugt waͤre, daß er keinen andern,
als guten Rathſchlag ertheilen wuͤrde; als oͤffnete
derſelbe ſeinen Mund, und ſagte: Meine Hoch-
gebiethende allerſeits hoch- und werthge-
ſchaͤtzte Goͤnner und Freunde!
Jhnen nicht
vorzuſchreiben, ſo halte ich es nicht vor rathſam,
ſondern vielmehr vor ein wichtiges Staats-Ver-
ſehen, wenn man die fremden Voͤlcker, die bißhero
unter meinem und meines Bruders Commando

geſtan-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0206" n="196"/>
derlich wegen Ausladung der Schiffe, alle Stun-<lb/>
den gefallen la&#x017F;&#x017F;en, vorjetzo aber biß auf dero<lb/>
Befehl und Verordnung meine Rei&#x017F;e-Ge&#x017F;chichte<lb/>
in &#x017F;o weit, wiewohl nicht ga&#x0364;ntzlich zum Schlu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
bringen, indem ich auf eine andere Zeit ein weit<lb/>
mehrers zu melden mich &#x017F;chuldig erkenne.</p><lb/>
        <p>Solchemnach machte der <hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horn<lb/>
abermahls einen Ab&#x017F;chnitt, &#x017F;einer, ob&#x017F;chon noch<lb/>
nicht vo&#x0364;llig geendigten Rei&#x017F;e-Ge&#x017F;chichte, und wur-<lb/>
de die&#x017F;erwegen nicht allein von dem <hi rendition="#aq">Regent</hi>en,<lb/>
Aelte&#x017F;ten, Herrn Gei&#x017F;tlichen, &#x017F;ondern auch von<lb/>
uns allen nochmahls aufs freundlich&#x017F;te <hi rendition="#aq">compli-<lb/>
mentir</hi>t und bewillkommet. Nachhero aber, da<lb/>
vor dißmahl eben der gantze obrigkeitliche und<lb/>
gei&#x017F;tliche Stand ver&#x017F;ammlet waren, wurde vor<lb/>
allerer&#x017F;t berath&#x017F;chlaget, wie es mit Ausladung<lb/>
der Waaren und Sachen, ingleichen mit der Aus-<lb/>
&#x017F;chiffung der fremden Vo&#x0364;lcker wohl von ohngefa&#x0364;hr<lb/>
zu halten &#x017F;ey?</p><lb/>
        <p>Wie nun der <hi rendition="#aq">Capitain</hi> Horn von allen, &#x017F;o<lb/>
zu &#x017F;agen, fa&#x017F;t ein&#x017F;timmig er&#x017F;ucht wurde, &#x017F;eine Mey-<lb/>
nung deßfalls am er&#x017F;ten von &#x017F;ich zu geben, weilen<lb/>
man von &#x017F;einer be&#x017F;ondern Treu und Liebe zu uns<lb/>
vollkommen u&#x0364;berzeugt wa&#x0364;re, daß er keinen andern,<lb/>
als guten Rath&#x017F;chlag ertheilen wu&#x0364;rde; als o&#x0364;ffnete<lb/>
der&#x017F;elbe &#x017F;einen Mund, und &#x017F;agte: <hi rendition="#fr">Meine Hoch-<lb/>
gebiethende aller&#x017F;eits hoch- und werthge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzte Go&#x0364;nner und Freunde!</hi> Jhnen nicht<lb/>
vorzu&#x017F;chreiben, &#x017F;o halte ich es nicht vor rath&#x017F;am,<lb/>
&#x017F;ondern vielmehr vor ein wichtiges Staats-Ver-<lb/>
&#x017F;ehen, wenn man die fremden Vo&#x0364;lcker, die bißhero<lb/>
unter meinem und meines Bruders <hi rendition="#aq">Commando</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;tan-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0206] derlich wegen Ausladung der Schiffe, alle Stun- den gefallen laſſen, vorjetzo aber biß auf dero Befehl und Verordnung meine Reiſe-Geſchichte in ſo weit, wiewohl nicht gaͤntzlich zum Schluſſe bringen, indem ich auf eine andere Zeit ein weit mehrers zu melden mich ſchuldig erkenne. Solchemnach machte der Capitain Horn abermahls einen Abſchnitt, ſeiner, obſchon noch nicht voͤllig geendigten Reiſe-Geſchichte, und wur- de dieſerwegen nicht allein von dem Regenten, Aelteſten, Herrn Geiſtlichen, ſondern auch von uns allen nochmahls aufs freundlichſte compli- mentirt und bewillkommet. Nachhero aber, da vor dißmahl eben der gantze obrigkeitliche und geiſtliche Stand verſammlet waren, wurde vor allererſt berathſchlaget, wie es mit Ausladung der Waaren und Sachen, ingleichen mit der Aus- ſchiffung der fremden Voͤlcker wohl von ohngefaͤhr zu halten ſey? Wie nun der Capitain Horn von allen, ſo zu ſagen, faſt einſtimmig erſucht wurde, ſeine Mey- nung deßfalls am erſten von ſich zu geben, weilen man von ſeiner beſondern Treu und Liebe zu uns vollkommen uͤberzeugt waͤre, daß er keinen andern, als guten Rathſchlag ertheilen wuͤrde; als oͤffnete derſelbe ſeinen Mund, und ſagte: Meine Hoch- gebiethende allerſeits hoch- und werthge- ſchaͤtzte Goͤnner und Freunde! Jhnen nicht vorzuſchreiben, ſo halte ich es nicht vor rathſam, ſondern vielmehr vor ein wichtiges Staats-Ver- ſehen, wenn man die fremden Voͤlcker, die bißhero unter meinem und meines Bruders Commando geſtan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/206
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/206>, abgerufen am 21.11.2024.