Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Endlich aber wurde die martialische Arbeit bey
Seite gesetzt, hergegen bemühete sich ein jeder
Haußwirth, alles das, was ihm in seinem Hause,
Gärten und Feldern zu Schaden gekommen, wieder
in behörige Ordnung zu bringen, damit wir den
Frühling und Sommer desto vergnügter leben kön-
ten, da man zu sagen pflegt: nach vorher gethaner
Arbeit ist gut ruhen.

Allein der Höchste hatte vor dieses mahl, nach
seinem gnädigen Wohlgefallen, und zwar noch deut-
licher zu sagen, wohl ehe unserer Sünden wegen, in
seinem Zorne beschlossen, unsere stoltze Ruh aber-
mahls zu stöhren, und uns zu zeigen, daß er als der
Allmächtige über uns lebte, und nach seinem Gefal-
len mit uns umgehen könne, wie er nur immer sel-
ber wolle.

Dieses konten wir zu allererst aus dem Berich-
te eines Davids-Raumer-Schild-Wächters bemer-
cken, als welcher zu vernehmen gab, daß man nun
schon seit 2 biß 3. Tagen her in der Gegend der Sand-
Bäncke ein Schiff herum irren sehen, weilen es aber
keine Noth-Schüsse gethan, so hätte auch er Be-
dencken getragen, auf der Jnsul Lerm zu machen, zu-
mahlen, da gedachtes Schiff nur ein und andere
Waaren aufgefischt. Capitain Wolffgang, ich und
noch verschiedene andere mehr bestiegen derowegen
die allerhöchste Davids-Raumer Klippe, und wur-
den so gleich gewahr, daß es eine leichte Fregatte
wäre, von welcher wir zwar die gelben Flaggen,
keines wegs aber die darein gemahlten Wappen we-
der mit unsern Fern-Gläsern, viel weniger mit den
blossen Augen eigentlich zu erkennen vermögend

waren.
(q) 5

Endlich aber wurde die martialiſche Arbeit bey
Seite geſetzt, hergegen bemuͤhete ſich ein jeder
Haußwirth, alles das, was ihm in ſeinem Hauſe,
Gaͤrten und Feldern zu Schaden gekommen, wieder
in behoͤrige Ordnung zu bringen, damit wir den
Fruͤhling und Sommer deſto vergnuͤgter leben koͤn-
ten, da man zu ſagen pflegt: nach vorher gethaner
Arbeit iſt gut ruhen.

Allein der Hoͤchſte hatte vor dieſes mahl, nach
ſeinem gnaͤdigen Wohlgefallen, und zwar noch deut-
licher zu ſagen, wohl ehe unſerer Suͤnden wegen, in
ſeinem Zorne beſchloſſen, unſere ſtoltze Ruh aber-
mahls zu ſtoͤhren, und uns zu zeigen, daß er als der
Allmaͤchtige uͤber uns lebte, und nach ſeinem Gefal-
len mit uns umgehen koͤnne, wie er nur immer ſel-
ber wolle.

Dieſes konten wir zu allererſt aus dem Berich-
te eines Davids-Raumer-Schild-Waͤchters bemer-
cken, als welcher zu vernehmen gab, daß man nun
ſchon ſeit 2 biß 3. Tagen her in der Gegend der Sand-
Baͤncke ein Schiff herum irren ſehen, weilen es aber
keine Noth-Schuͤſſe gethan, ſo haͤtte auch er Be-
dencken getragen, auf der Jnſul Lerm zu machen, zu-
mahlen, da gedachtes Schiff nur ein und andere
Waaren aufgefiſcht. Capitain Wolffgang, ich und
noch verſchiedene andere mehr beſtiegen derowegen
die allerhoͤchſte Davids-Raumer Klippe, und wur-
den ſo gleich gewahr, daß es eine leichte Fregatte
waͤre, von welcher wir zwar die gelben Flaggen,
keines wegs aber die darein gemahlten Wappen we-
der mit unſern Fern-Glaͤſern, viel weniger mit den
bloſſen Augen eigentlich zu erkennen vermoͤgend

waren.
(q) 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0259" n="249"/>
        <p>Endlich aber wurde die <hi rendition="#aq">martiali</hi>&#x017F;che Arbeit bey<lb/>
Seite ge&#x017F;etzt, hergegen bemu&#x0364;hete &#x017F;ich ein jeder<lb/>
Haußwirth, alles das, was ihm in &#x017F;einem Hau&#x017F;e,<lb/>
Ga&#x0364;rten und Feldern zu Schaden gekommen, wieder<lb/>
in beho&#x0364;rige Ordnung zu bringen, damit wir den<lb/>
Fru&#x0364;hling und Sommer de&#x017F;to vergnu&#x0364;gter leben ko&#x0364;n-<lb/>
ten, da man zu &#x017F;agen pflegt: nach vorher gethaner<lb/>
Arbeit i&#x017F;t gut ruhen.</p><lb/>
        <p>Allein der Ho&#x0364;ch&#x017F;te hatte vor die&#x017F;es mahl, nach<lb/>
&#x017F;einem gna&#x0364;digen Wohlgefallen, und zwar noch deut-<lb/>
licher zu &#x017F;agen, wohl ehe un&#x017F;erer Su&#x0364;nden wegen, in<lb/>
&#x017F;einem Zorne be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, un&#x017F;ere &#x017F;toltze Ruh aber-<lb/>
mahls zu &#x017F;to&#x0364;hren, und uns zu zeigen, daß er als der<lb/>
Allma&#x0364;chtige u&#x0364;ber uns lebte, und nach &#x017F;einem Gefal-<lb/>
len mit uns umgehen ko&#x0364;nne, wie er nur immer &#x017F;el-<lb/>
ber wolle.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es konten wir zu allerer&#x017F;t aus dem Berich-<lb/>
te eines Davids-Raumer-Schild-Wa&#x0364;chters bemer-<lb/>
cken, als welcher zu vernehmen gab, daß man nun<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;eit 2 biß 3. Tagen her in der Gegend der Sand-<lb/>
Ba&#x0364;ncke ein Schiff herum irren &#x017F;ehen, weilen es aber<lb/>
keine Noth-Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gethan, &#x017F;o ha&#x0364;tte auch er Be-<lb/>
dencken getragen, auf der Jn&#x017F;ul Lerm zu machen, zu-<lb/>
mahlen, da gedachtes Schiff nur ein und andere<lb/>
Waaren aufgefi&#x017F;cht. <hi rendition="#aq">Capitain</hi> Wolffgang, ich und<lb/>
noch ver&#x017F;chiedene andere mehr be&#x017F;tiegen derowegen<lb/>
die allerho&#x0364;ch&#x017F;te Davids-Raumer Klippe, und wur-<lb/>
den &#x017F;o gleich gewahr, daß es eine leichte <hi rendition="#aq">Fregatte</hi><lb/>
wa&#x0364;re, von welcher wir zwar die gelben Flaggen,<lb/>
keines wegs aber die darein gemahlten Wappen we-<lb/>
der mit un&#x017F;ern Fern-Gla&#x0364;&#x017F;ern, viel weniger mit den<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Augen eigentlich zu erkennen vermo&#x0364;gend<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(q) 5</fw><fw place="bottom" type="catch">waren.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0259] Endlich aber wurde die martialiſche Arbeit bey Seite geſetzt, hergegen bemuͤhete ſich ein jeder Haußwirth, alles das, was ihm in ſeinem Hauſe, Gaͤrten und Feldern zu Schaden gekommen, wieder in behoͤrige Ordnung zu bringen, damit wir den Fruͤhling und Sommer deſto vergnuͤgter leben koͤn- ten, da man zu ſagen pflegt: nach vorher gethaner Arbeit iſt gut ruhen. Allein der Hoͤchſte hatte vor dieſes mahl, nach ſeinem gnaͤdigen Wohlgefallen, und zwar noch deut- licher zu ſagen, wohl ehe unſerer Suͤnden wegen, in ſeinem Zorne beſchloſſen, unſere ſtoltze Ruh aber- mahls zu ſtoͤhren, und uns zu zeigen, daß er als der Allmaͤchtige uͤber uns lebte, und nach ſeinem Gefal- len mit uns umgehen koͤnne, wie er nur immer ſel- ber wolle. Dieſes konten wir zu allererſt aus dem Berich- te eines Davids-Raumer-Schild-Waͤchters bemer- cken, als welcher zu vernehmen gab, daß man nun ſchon ſeit 2 biß 3. Tagen her in der Gegend der Sand- Baͤncke ein Schiff herum irren ſehen, weilen es aber keine Noth-Schuͤſſe gethan, ſo haͤtte auch er Be- dencken getragen, auf der Jnſul Lerm zu machen, zu- mahlen, da gedachtes Schiff nur ein und andere Waaren aufgefiſcht. Capitain Wolffgang, ich und noch verſchiedene andere mehr beſtiegen derowegen die allerhoͤchſte Davids-Raumer Klippe, und wur- den ſo gleich gewahr, daß es eine leichte Fregatte waͤre, von welcher wir zwar die gelben Flaggen, keines wegs aber die darein gemahlten Wappen we- der mit unſern Fern-Glaͤſern, viel weniger mit den bloſſen Augen eigentlich zu erkennen vermoͤgend waren. (q) 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/259
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/259>, abgerufen am 21.11.2024.