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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Keineswegs, mon Patron! (gab hierauf
Herr Wolffgang zur Antwort) haben wir Streit
und Krieg von uns selber angefangen, denn wir
sind ein friedliebendes Völcklein; da aber wider
alles Vermuthen und Verhoffen unter unsere
Leute, die uns gefolgt waren, um nur zu sehen, wo
wir hin wolten, und wie es uns etwa gehen möch-
te, so gleich Feuer gegeben wurde, als wie unter
die Hunde, so haben dieselben auch einiger Maassen
ihre Hertzhafftigkeit gezeigt, welche dieserwegen zu
bedauren, weilen sie den Jhrigen in etwas zum
Schaden gereichet seyn mag. Jch kan ihnen
(redete Herr Wolffgang weiter) heilig versichern,
daß unsere Felsenburger, ohngeachtet sie von Ju-
gend auf, so zu sagen, gantz einfältig auferzogen
worden, dennoch Hertzen in ihren Cörpern haben,
wie die Löwen und Tyger, inmassen sie sich bloß
auf GOtt, ihre gerechte Sache, gutes Gewissen
und, so zu sagen, angebohrne natürliche Freyheit
verlassen, anbey sich eher auf der Stelle todt schla-
gen liessen, als nur einen Fuß zurücke zöhen, um
den Schein von sich zu geben, als ob sie ihren Fein-
den nachgeben oder weichen wolten. Jch will hier-
von weiter nicht viel Redens machen, damit es
nicht etwa als eine bey gewissen Völckern ge-
bräuchliche Rodomontade oder Prahlerey heraus
kommen möchte.

Der Himmel ist mein Zeuge, (versetzte auf
dieses Don Juan de Silves,) daß ich meinen Leu-
ten nicht mit dem geringsten Worte Befehl gege-
ben, Feindseeligkeiten zu gebrauchen, geschweige
denn mit dem Feuer-geben den Anfang zu machen,
da aber die Anführer derselben bereits an ihren

Wun-

Keineswegs, mon Patron! (gab hierauf
Herr Wolffgang zur Antwort) haben wir Streit
und Krieg von uns ſelber angefangen, denn wir
ſind ein friedliebendes Voͤlcklein; da aber wider
alles Vermuthen und Verhoffen unter unſere
Leute, die uns gefolgt waren, um nur zu ſehen, wo
wir hin wolten, und wie es uns etwa gehen moͤch-
te, ſo gleich Feuer gegeben wurde, als wie unter
die Hunde, ſo haben dieſelben auch einiger Maaſſen
ihre Hertzhafftigkeit gezeigt, welche dieſerwegen zu
bedauren, weilen ſie den Jhrigen in etwas zum
Schaden gereichet ſeyn mag. Jch kan ihnen
(redete Herr Wolffgang weiter) heilig verſichern,
daß unſere Felſenburger, ohngeachtet ſie von Ju-
gend auf, ſo zu ſagen, gantz einfaͤltig auferzogen
worden, dennoch Hertzen in ihren Coͤrpern haben,
wie die Loͤwen und Tyger, inmaſſen ſie ſich bloß
auf GOtt, ihre gerechte Sache, gutes Gewiſſen
und, ſo zu ſagen, angebohrne natuͤrliche Freyheit
verlaſſen, anbey ſich eher auf der Stelle todt ſchla-
gen lieſſen, als nur einen Fuß zuruͤcke zoͤhen, um
den Schein von ſich zu geben, als ob ſie ihren Fein-
den nachgeben oder weichen wolten. Jch will hier-
von weiter nicht viel Redens machen, damit es
nicht etwa als eine bey gewiſſen Voͤlckern ge-
braͤuchliche Rodomontade oder Prahlerey heraus
kommen moͤchte.

Der Himmel iſt mein Zeuge, (verſetzte auf
dieſes Don Juan de Silves,) daß ich meinen Leu-
ten nicht mit dem geringſten Worte Befehl gege-
ben, Feindſeeligkeiten zu gebrauchen, geſchweige
denn mit dem Feuer-geben den Anfang zu machen,
da aber die Anfuͤhrer derſelben bereits an ihren

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[300/0310] Keineswegs, mon Patron! (gab hierauf Herr Wolffgang zur Antwort) haben wir Streit und Krieg von uns ſelber angefangen, denn wir ſind ein friedliebendes Voͤlcklein; da aber wider alles Vermuthen und Verhoffen unter unſere Leute, die uns gefolgt waren, um nur zu ſehen, wo wir hin wolten, und wie es uns etwa gehen moͤch- te, ſo gleich Feuer gegeben wurde, als wie unter die Hunde, ſo haben dieſelben auch einiger Maaſſen ihre Hertzhafftigkeit gezeigt, welche dieſerwegen zu bedauren, weilen ſie den Jhrigen in etwas zum Schaden gereichet ſeyn mag. Jch kan ihnen (redete Herr Wolffgang weiter) heilig verſichern, daß unſere Felſenburger, ohngeachtet ſie von Ju- gend auf, ſo zu ſagen, gantz einfaͤltig auferzogen worden, dennoch Hertzen in ihren Coͤrpern haben, wie die Loͤwen und Tyger, inmaſſen ſie ſich bloß auf GOtt, ihre gerechte Sache, gutes Gewiſſen und, ſo zu ſagen, angebohrne natuͤrliche Freyheit verlaſſen, anbey ſich eher auf der Stelle todt ſchla- gen lieſſen, als nur einen Fuß zuruͤcke zoͤhen, um den Schein von ſich zu geben, als ob ſie ihren Fein- den nachgeben oder weichen wolten. Jch will hier- von weiter nicht viel Redens machen, damit es nicht etwa als eine bey gewiſſen Voͤlckern ge- braͤuchliche Rodomontade oder Prahlerey heraus kommen moͤchte. Der Himmel iſt mein Zeuge, (verſetzte auf dieſes Don Juan de Silves,) daß ich meinen Leu- ten nicht mit dem geringſten Worte Befehl gege- ben, Feindſeeligkeiten zu gebrauchen, geſchweige denn mit dem Feuer-geben den Anfang zu machen, da aber die Anfuͤhrer derſelben bereits an ihren Wun-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/310>, abgerufen am 24.11.2024.