Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Leber zu Muthe war, jedoch um zu zeigen, daß ich
kein Hasen-Hertze hätte, mithin auch andere nicht
gern feige machen wolte, als nahm ich, da ich er-
blickte, daß Vincentius den Anfang machte, auch
meine Schauffel, Spaten, und grub bey dem
Scheine der vielen angesteckten Fackeln, da ohne
dem es noch sehr Mond- und Stern-helle war, eine
Urnam, oder so genannten heydnischen Todten-
Topff, aus der gantz lockern Erde heraus. Jn-
dem ich mir aber in meinen Gedancken darauf
gantz viel einzubilden getrauete, so wurde um und
neben mir gewahr, daß meine andern Mit-Ge-
fährden eben dergleichen Dinger aus den kleinen
Hügeln (oder wie ich dieselben vorhero genennet,
Maulwürffer-Hauffen) zum Vorscheine brach-
ten. Vor meine Person habe nicht mehr als 9.
derselben Stück ausgegraben; jedoch da Vincen-
tius das abgeredete Zeichen von sich hören ließ,
daß wir uns alle insgesammt wieder bey ihm ver-
sammlen solten, machte ich auch meiner Arbeit vor
dißmahl ein Ende, und gieng mit an die Haupt-
Arbeit, welche in Ausgrabung des Feuer-Loches
bestunde.

Hier hätte man sein Wunder sehen sollen,
welcher Gestalt sich die artigen Thiergens, die wir
nur immer sofort Minions nenneten, auf das al-
lerkräfftigste bemüheten, uns in unserer Arbeit zu
verhindern, wie denn auch allerhand andere Ge-
spenster, als Feuerspeyende Drachen, feurige
Schlangen und dergleichen Ungeziefer ebenfalls
auf uns zu gegangen, geflogen und gekrochen ka-
men, welche aber alle, so bald Vincentius nur

seinen

Leber zu Muthe war, jedoch um zu zeigen, daß ich
kein Haſen-Hertze haͤtte, mithin auch andere nicht
gern feige machen wolte, als nahm ich, da ich er-
blickte, daß Vincentius den Anfang machte, auch
meine Schauffel, Spaten, und grub bey dem
Scheine der vielen angeſteckten Fackeln, da ohne
dem es noch ſehr Mond- und Stern-helle war, eine
Urnam, oder ſo genannten heydniſchen Todten-
Topff, aus der gantz lockern Erde heraus. Jn-
dem ich mir aber in meinen Gedancken darauf
gantz viel einzubilden getrauete, ſo wurde um und
neben mir gewahr, daß meine andern Mit-Ge-
faͤhrden eben dergleichen Dinger aus den kleinen
Huͤgeln (oder wie ich dieſelben vorhero genennet,
Maulwuͤrffer-Hauffen) zum Vorſcheine brach-
ten. Vor meine Perſon habe nicht mehr als 9.
derſelben Stuͤck ausgegraben; jedoch da Vincen-
tius das abgeredete Zeichen von ſich hoͤren ließ,
daß wir uns alle insgeſammt wieder bey ihm ver-
ſammlen ſolten, machte ich auch meiner Arbeit vor
dißmahl ein Ende, und gieng mit an die Haupt-
Arbeit, welche in Ausgrabung des Feuer-Loches
beſtunde.

Hier haͤtte man ſein Wunder ſehen ſollen,
welcher Geſtalt ſich die artigen Thiergens, die wir
nur immer ſofort Minions nenneten, auf das al-
lerkraͤfftigſte bemuͤheten, uns in unſerer Arbeit zu
verhindern, wie denn auch allerhand andere Ge-
ſpenſter, als Feuerſpeyende Drachen, feurige
Schlangen und dergleichen Ungeziefer ebenfalls
auf uns zu gegangen, geflogen und gekrochen ka-
men, welche aber alle, ſo bald Vincentius nur

ſeinen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0378" n="368"/>
Leber zu Muthe war, jedoch um zu zeigen, daß ich<lb/>
kein Ha&#x017F;en-Hertze ha&#x0364;tte, mithin auch andere nicht<lb/>
gern feige machen wolte, als nahm ich, da ich er-<lb/>
blickte, daß <hi rendition="#aq">Vincentius</hi> den Anfang machte, auch<lb/>
meine Schauffel, Spaten, und grub bey dem<lb/>
Scheine der vielen ange&#x017F;teckten Fackeln, da ohne<lb/>
dem es noch &#x017F;ehr Mond- und Stern-helle war, eine<lb/><hi rendition="#aq">Urnam,</hi> oder &#x017F;o genannten heydni&#x017F;chen Todten-<lb/>
Topff, aus der gantz lockern Erde heraus. Jn-<lb/>
dem ich mir aber in meinen Gedancken darauf<lb/>
gantz viel einzubilden getrauete, &#x017F;o wurde um und<lb/>
neben mir gewahr, daß meine andern Mit-Ge-<lb/>
fa&#x0364;hrden eben dergleichen Dinger aus den kleinen<lb/>
Hu&#x0364;geln (oder wie ich die&#x017F;elben vorhero genennet,<lb/>
Maulwu&#x0364;rffer-Hauffen) zum Vor&#x017F;cheine brach-<lb/>
ten. Vor meine Per&#x017F;on habe nicht mehr als 9.<lb/>
der&#x017F;elben Stu&#x0364;ck ausgegraben; jedoch da <hi rendition="#aq">Vincen-<lb/>
tius</hi> das abgeredete Zeichen von &#x017F;ich ho&#x0364;ren ließ,<lb/>
daß wir uns alle insge&#x017F;ammt wieder bey ihm ver-<lb/>
&#x017F;ammlen &#x017F;olten, machte ich auch meiner Arbeit vor<lb/>
dißmahl ein Ende, und gieng mit an die Haupt-<lb/>
Arbeit, welche in Ausgrabung des Feuer-Loches<lb/>
be&#x017F;tunde.</p><lb/>
        <p>Hier ha&#x0364;tte man &#x017F;ein Wunder &#x017F;ehen &#x017F;ollen,<lb/>
welcher Ge&#x017F;talt &#x017F;ich die artigen Thiergens, die wir<lb/>
nur immer &#x017F;ofort <hi rendition="#aq">Minions</hi> nenneten, auf das al-<lb/>
lerkra&#x0364;fftig&#x017F;te bemu&#x0364;heten, uns in un&#x017F;erer Arbeit zu<lb/>
verhindern, wie denn auch allerhand andere Ge-<lb/>
&#x017F;pen&#x017F;ter, als Feuer&#x017F;peyende Drachen, feurige<lb/>
Schlangen und dergleichen Ungeziefer ebenfalls<lb/>
auf uns zu gegangen, geflogen und gekrochen ka-<lb/>
men, welche aber alle, &#x017F;o bald <hi rendition="#aq">Vincentius</hi> nur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;einen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[368/0378] Leber zu Muthe war, jedoch um zu zeigen, daß ich kein Haſen-Hertze haͤtte, mithin auch andere nicht gern feige machen wolte, als nahm ich, da ich er- blickte, daß Vincentius den Anfang machte, auch meine Schauffel, Spaten, und grub bey dem Scheine der vielen angeſteckten Fackeln, da ohne dem es noch ſehr Mond- und Stern-helle war, eine Urnam, oder ſo genannten heydniſchen Todten- Topff, aus der gantz lockern Erde heraus. Jn- dem ich mir aber in meinen Gedancken darauf gantz viel einzubilden getrauete, ſo wurde um und neben mir gewahr, daß meine andern Mit-Ge- faͤhrden eben dergleichen Dinger aus den kleinen Huͤgeln (oder wie ich dieſelben vorhero genennet, Maulwuͤrffer-Hauffen) zum Vorſcheine brach- ten. Vor meine Perſon habe nicht mehr als 9. derſelben Stuͤck ausgegraben; jedoch da Vincen- tius das abgeredete Zeichen von ſich hoͤren ließ, daß wir uns alle insgeſammt wieder bey ihm ver- ſammlen ſolten, machte ich auch meiner Arbeit vor dißmahl ein Ende, und gieng mit an die Haupt- Arbeit, welche in Ausgrabung des Feuer-Loches beſtunde. Hier haͤtte man ſein Wunder ſehen ſollen, welcher Geſtalt ſich die artigen Thiergens, die wir nur immer ſofort Minions nenneten, auf das al- lerkraͤfftigſte bemuͤheten, uns in unſerer Arbeit zu verhindern, wie denn auch allerhand andere Ge- ſpenſter, als Feuerſpeyende Drachen, feurige Schlangen und dergleichen Ungeziefer ebenfalls auf uns zu gegangen, geflogen und gekrochen ka- men, welche aber alle, ſo bald Vincentius nur ſeinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/378
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/378>, abgerufen am 21.11.2024.