zeit eine andächtige Bethstunde hielte, so daß wir jedes Tages 3. Bethstunden abzuwarten hatten, woran sich die 5. Portugiesen dergestalt ergötzten, daß sie wünschten, unserer Religion zu seyn, in- dem sie durch des Herrn Mag. Schmeltzers hertzbre- chende Worte und hauptsächlich durch die Krafft des Heiligen Geistes inniglich gerühret wurden.
Da diese 5. Mann nun eine brennende Begier- de gegen Herrn Mag. Schmeltzern spüren liessen, um, sie in unsern Glaubens-Articuln des Christen- thums vollkommen zu unterrichten, als nahm er sich nicht allein in denen darauf folgenden Tagen die grosse Mühe, etliche Stunden in dieser Arbeit mit ihnen im Sitzen zuzubringen, sondern er gieng auch sehr öffters mit ihnen spazieren; brachte ihnen also binnen kurtzer Frist die Glaubens-Articul un- serer Felsenburgischen-Protestantischen Religion dergestalt bey, daß ihnen, nach ihrem hefftigen Ver- langen, auf beschehene Beichte und Absolution, das Hochwürdige Abendmahl gereicht wurde, als worbey sich keiner andächtiger zeigte, als der gute Vincentius, dessen Augen man fast niemahls ohne Thränen sahe; wie ich aber noch biß diese Stunde vernommen, so erkennet Herr Mag. Schmeltzer den Vincentium vor einen bekehrten Sünder und auf- richtigen guten Christen, indem er denselben, son- derlich seiner Künste wegen, anfänglich zwar recht sehr scharff zugesetzt, endlich aber befunden, daß die meisten derselben erlaubte und in der vernünff- tigen Philosophie gantz wohl gegründete Sachen wären, die dem Christenthume, wenn sonsten keine Boßheit darbey wäre, keinen Schaden thun kön- ten.
Bin-
(c c) 3
zeit eine andaͤchtige Bethſtunde hielte, ſo daß wir jedes Tages 3. Bethſtunden abzuwarten hatten, woran ſich die 5. Portugieſen dergeſtalt ergoͤtzten, daß ſie wuͤnſchten, unſerer Religion zu ſeyn, in- dem ſie durch des Herrn Mag. Schmeltzers hertzbre- chende Worte und hauptſaͤchlich durch die Krafft des Heiligen Geiſtes inniglich geruͤhret wurden.
Da dieſe 5. Mann nun eine brennende Begier- de gegen Herrn Mag. Schmeltzern ſpuͤren lieſſen, um, ſie in unſern Glaubens-Articuln des Chriſten- thums vollkommen zu unterrichten, als nahm er ſich nicht allein in denen darauf folgenden Tagen die groſſe Muͤhe, etliche Stunden in dieſer Arbeit mit ihnen im Sitzen zuzubringen, ſondern er gieng auch ſehr oͤffters mit ihnen ſpazieren; brachte ihnen alſo binnen kurtzer Friſt die Glaubens-Articul un- ſerer Felſenburgiſchen-Proteſtantiſchen Religion dergeſtalt bey, daß ihnen, nach ihrem hefftigen Ver- langen, auf beſchehene Beichte und Abſolution, das Hochwuͤrdige Abendmahl gereicht wurde, als worbey ſich keiner andaͤchtiger zeigte, als der gute Vincentius, deſſen Augen man faſt niemahls ohne Thraͤnen ſahe; wie ich aber noch biß dieſe Stunde vernommen, ſo erkennet Herr Mag. Schmeltzer den Vincentium vor einen bekehrten Suͤnder und auf- richtigen guten Chriſten, indem er denſelben, ſon- derlich ſeiner Kuͤnſte wegen, anfaͤnglich zwar recht ſehr ſcharff zugeſetzt, endlich aber befunden, daß die meiſten derſelben erlaubte und in der vernuͤnff- tigen Philoſophie gantz wohl gegruͤndete Sachen waͤren, die dem Chriſtenthume, wenn ſonſten keine Boßheit darbey waͤre, keinen Schaden thun koͤn- ten.
Bin-
(c c) 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0415"n="405"/>
zeit eine andaͤchtige Bethſtunde hielte, ſo daß wir<lb/>
jedes Tages 3. Bethſtunden abzuwarten hatten,<lb/>
woran ſich die 5. Portugieſen dergeſtalt ergoͤtzten,<lb/>
daß ſie wuͤnſchten, unſerer <hirendition="#aq">Religi</hi>on zu ſeyn, in-<lb/>
dem ſie durch des Herrn <hirendition="#aq">Mag.</hi> Schmeltzers hertzbre-<lb/>
chende Worte und hauptſaͤchlich durch die Krafft<lb/>
des Heiligen Geiſtes inniglich geruͤhret wurden.</p><lb/><p>Da dieſe 5. Mann nun eine brennende Begier-<lb/>
de gegen Herrn <hirendition="#aq">Mag.</hi> Schmeltzern ſpuͤren lieſſen,<lb/>
um, ſie in unſern Glaubens-Articuln des Chriſten-<lb/>
thums vollkommen zu unterrichten, als nahm er<lb/>ſich nicht allein in denen darauf folgenden Tagen die<lb/>
groſſe Muͤhe, etliche Stunden in dieſer Arbeit mit<lb/>
ihnen im Sitzen zuzubringen, ſondern er gieng<lb/>
auch ſehr oͤffters mit ihnen ſpazieren; brachte ihnen<lb/>
alſo binnen kurtzer Friſt die Glaubens-Articul un-<lb/>ſerer Felſenburgiſchen-<hirendition="#aq">Proteſtanti</hi>ſchen <hirendition="#aq">Religi</hi>on<lb/>
dergeſtalt bey, daß ihnen, nach ihrem hefftigen Ver-<lb/>
langen, auf beſchehene Beichte und <hirendition="#aq">Abſoluti</hi>on,<lb/>
das Hochwuͤrdige Abendmahl gereicht wurde, als<lb/>
worbey ſich keiner andaͤchtiger zeigte, als der gute<lb/><hirendition="#aq">Vincentius,</hi> deſſen Augen man faſt niemahls ohne<lb/>
Thraͤnen ſahe; wie ich aber noch biß dieſe Stunde<lb/>
vernommen, ſo erkennet Herr <hirendition="#aq">Mag.</hi> Schmeltzer den<lb/><hirendition="#aq">Vincentium</hi> vor einen bekehrten Suͤnder und auf-<lb/>
richtigen guten Chriſten, indem er denſelben, ſon-<lb/>
derlich ſeiner Kuͤnſte wegen, anfaͤnglich zwar recht<lb/>ſehr ſcharff zugeſetzt, endlich aber befunden, daß<lb/>
die meiſten derſelben erlaubte und in der vernuͤnff-<lb/>
tigen <hirendition="#aq">Philoſophie</hi> gantz wohl gegruͤndete Sachen<lb/>
waͤren, die dem Chriſtenthume, wenn ſonſten keine<lb/>
Boßheit darbey waͤre, keinen Schaden thun koͤn-<lb/>
ten.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">(c c) 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Bin-</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[405/0415]
zeit eine andaͤchtige Bethſtunde hielte, ſo daß wir
jedes Tages 3. Bethſtunden abzuwarten hatten,
woran ſich die 5. Portugieſen dergeſtalt ergoͤtzten,
daß ſie wuͤnſchten, unſerer Religion zu ſeyn, in-
dem ſie durch des Herrn Mag. Schmeltzers hertzbre-
chende Worte und hauptſaͤchlich durch die Krafft
des Heiligen Geiſtes inniglich geruͤhret wurden.
Da dieſe 5. Mann nun eine brennende Begier-
de gegen Herrn Mag. Schmeltzern ſpuͤren lieſſen,
um, ſie in unſern Glaubens-Articuln des Chriſten-
thums vollkommen zu unterrichten, als nahm er
ſich nicht allein in denen darauf folgenden Tagen die
groſſe Muͤhe, etliche Stunden in dieſer Arbeit mit
ihnen im Sitzen zuzubringen, ſondern er gieng
auch ſehr oͤffters mit ihnen ſpazieren; brachte ihnen
alſo binnen kurtzer Friſt die Glaubens-Articul un-
ſerer Felſenburgiſchen-Proteſtantiſchen Religion
dergeſtalt bey, daß ihnen, nach ihrem hefftigen Ver-
langen, auf beſchehene Beichte und Abſolution,
das Hochwuͤrdige Abendmahl gereicht wurde, als
worbey ſich keiner andaͤchtiger zeigte, als der gute
Vincentius, deſſen Augen man faſt niemahls ohne
Thraͤnen ſahe; wie ich aber noch biß dieſe Stunde
vernommen, ſo erkennet Herr Mag. Schmeltzer den
Vincentium vor einen bekehrten Suͤnder und auf-
richtigen guten Chriſten, indem er denſelben, ſon-
derlich ſeiner Kuͤnſte wegen, anfaͤnglich zwar recht
ſehr ſcharff zugeſetzt, endlich aber befunden, daß
die meiſten derſelben erlaubte und in der vernuͤnff-
tigen Philoſophie gantz wohl gegruͤndete Sachen
waͤren, die dem Chriſtenthume, wenn ſonſten keine
Boßheit darbey waͤre, keinen Schaden thun koͤn-
ten.
Bin-
(c c) 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/415>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.