vorjetzo nicht weiter mit ihm einlassen würde, biß ich sähe, wo meines Bleibens wäre. Er führete sich demnach, als er meinen harten Ernst vermerck- te, jederzeit sehr vernünfftig auf, da aber die Zeit kam, daß er unter Seegel gehen solte, that er mir solches zu wissen. Wie ich nun zwar noch Zeit genug übrig gehabt hätte, mich anders zu besinnen, und mein ihm gethanes Versprechen zurück zu ruf- fen, so weiß dennoch biß diese Stunde nicht eigent- lich, wie mir zur selbigen Zeit zu Muthe war, ja ich glaube sicherlich, es muste mich dieser Mensch be- zaubert haben, daß ich nicht von ihm ablassen kon- te, packte derowegen bey nächtlicher Weile alle meine Habseligkeiten ein, und begab mich damit zu meinem Liebsten, ohne vorhero Abschied weder von meiner Herrschafft, noch von meinem Bru- der zu nehmen.
Es war mein Liebster ungemein erfreuet, daß ich mein Wort gehalten hätte, und zu ihm gekommen, denn seinem Sagen nach, war ihm die Zeit schon allzu lang worden; wir giengen auch bald darauf unter Seegel, und nahmen die or- dentliche Strasse nach Ost-Jndien zu, allein Sturm, Wetter und Wind kehreten sich nicht an unsere vorgesetzte Ordnung, sondern unterbra- chen dieselbe bald, indem sie uns von der ordentli- chen Ost-Jndischen Strasse bald ab, bald nach ihren wütenden Wellen hin und her, und endlich gantz auser der ordentlichen Strasse, an die Per- sianischen Küsten trieben, jedoch, ehe wir dieselben erreichten, zerscheiterten alle unsere 3. Schiffe, die damahls mit einander in Compagnie reiseten.
Jch
vorjetzo nicht weiter mit ihm einlaſſen wuͤrde, biß ich ſaͤhe, wo meines Bleibens waͤre. Er fuͤhrete ſich demnach, als er meinen harten Ernſt vermerck- te, jederzeit ſehr vernuͤnfftig auf, da aber die Zeit kam, daß er unter Seegel gehen ſolte, that er mir ſolches zu wiſſen. Wie ich nun zwar noch Zeit genug uͤbrig gehabt haͤtte, mich anders zu beſinnen, und mein ihm gethanes Verſprechen zuruͤck zu ruf- fen, ſo weiß dennoch biß dieſe Stunde nicht eigent- lich, wie mir zur ſelbigen Zeit zu Muthe war, ja ich glaube ſicherlich, es muſte mich dieſer Menſch be- zaubert haben, daß ich nicht von ihm ablaſſen kon- te, packte derowegen bey naͤchtlicher Weile alle meine Habſeligkeiten ein, und begab mich damit zu meinem Liebſten, ohne vorhero Abſchied weder von meiner Herrſchafft, noch von meinem Bru- der zu nehmen.
Es war mein Liebſter ungemein erfreuet, daß ich mein Wort gehalten haͤtte, und zu ihm gekommen, denn ſeinem Sagen nach, war ihm die Zeit ſchon allzu lang worden; wir giengen auch bald darauf unter Seegel, und nahmen die or- dentliche Straſſe nach Oſt-Jndien zu, allein Sturm, Wetter und Wind kehreten ſich nicht an unſere vorgeſetzte Ordnung, ſondern unterbra- chen dieſelbe bald, indem ſie uns von der ordentli- chen Oſt-Jndiſchen Straſſe bald ab, bald nach ihren wuͤtenden Wellen hin und her, und endlich gantz auſer der ordentlichen Straſſe, an die Per- ſianiſchen Kuͤſten trieben, jedoch, ehe wir dieſelben erreichten, zerſcheiterten alle unſere 3. Schiffe, die damahls mit einander in Compagnie reiſeten.
Jch
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0436"n="426"/>
vorjetzo nicht weiter mit ihm einlaſſen wuͤrde, biß<lb/>
ich ſaͤhe, wo meines Bleibens waͤre. Er fuͤhrete<lb/>ſich demnach, als er meinen harten Ernſt vermerck-<lb/>
te, jederzeit ſehr vernuͤnfftig auf, da aber die Zeit<lb/>
kam, daß er unter Seegel gehen ſolte, that er mir<lb/>ſolches zu wiſſen. Wie ich nun zwar noch Zeit<lb/>
genug uͤbrig gehabt haͤtte, mich anders zu beſinnen,<lb/>
und mein ihm gethanes Verſprechen zuruͤck zu ruf-<lb/>
fen, ſo weiß dennoch biß dieſe Stunde nicht eigent-<lb/>
lich, wie mir zur ſelbigen Zeit zu Muthe war, ja ich<lb/>
glaube ſicherlich, es muſte mich dieſer Menſch be-<lb/>
zaubert haben, daß ich nicht von ihm ablaſſen kon-<lb/>
te, packte derowegen bey naͤchtlicher Weile alle<lb/>
meine Habſeligkeiten ein, und begab mich damit<lb/>
zu meinem Liebſten, ohne vorhero Abſchied weder<lb/>
von meiner Herrſchafft, noch von meinem Bru-<lb/>
der zu nehmen.</p><lb/><p>Es war mein Liebſter ungemein erfreuet,<lb/>
daß ich mein Wort gehalten haͤtte, und zu ihm<lb/>
gekommen, denn ſeinem Sagen nach, war ihm die<lb/>
Zeit ſchon allzu lang worden; wir giengen auch<lb/>
bald darauf unter Seegel, und nahmen die or-<lb/>
dentliche Straſſe nach Oſt-Jndien zu, allein<lb/>
Sturm, Wetter und Wind kehreten ſich nicht<lb/>
an unſere vorgeſetzte Ordnung, ſondern unterbra-<lb/>
chen dieſelbe bald, indem ſie uns von der ordentli-<lb/>
chen Oſt-Jndiſchen Straſſe bald ab, bald nach<lb/>
ihren wuͤtenden Wellen hin und her, und endlich<lb/>
gantz auſer der ordentlichen Straſſe, an die Per-<lb/>ſianiſchen Kuͤſten trieben, jedoch, ehe wir dieſelben<lb/>
erreichten, zerſcheiterten alle unſere 3. Schiffe, die<lb/>
damahls mit einander in <hirendition="#aq">Compagnie</hi> reiſeten.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jch</fw><lb/></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[426/0436]
vorjetzo nicht weiter mit ihm einlaſſen wuͤrde, biß
ich ſaͤhe, wo meines Bleibens waͤre. Er fuͤhrete
ſich demnach, als er meinen harten Ernſt vermerck-
te, jederzeit ſehr vernuͤnfftig auf, da aber die Zeit
kam, daß er unter Seegel gehen ſolte, that er mir
ſolches zu wiſſen. Wie ich nun zwar noch Zeit
genug uͤbrig gehabt haͤtte, mich anders zu beſinnen,
und mein ihm gethanes Verſprechen zuruͤck zu ruf-
fen, ſo weiß dennoch biß dieſe Stunde nicht eigent-
lich, wie mir zur ſelbigen Zeit zu Muthe war, ja ich
glaube ſicherlich, es muſte mich dieſer Menſch be-
zaubert haben, daß ich nicht von ihm ablaſſen kon-
te, packte derowegen bey naͤchtlicher Weile alle
meine Habſeligkeiten ein, und begab mich damit
zu meinem Liebſten, ohne vorhero Abſchied weder
von meiner Herrſchafft, noch von meinem Bru-
der zu nehmen.
Es war mein Liebſter ungemein erfreuet,
daß ich mein Wort gehalten haͤtte, und zu ihm
gekommen, denn ſeinem Sagen nach, war ihm die
Zeit ſchon allzu lang worden; wir giengen auch
bald darauf unter Seegel, und nahmen die or-
dentliche Straſſe nach Oſt-Jndien zu, allein
Sturm, Wetter und Wind kehreten ſich nicht
an unſere vorgeſetzte Ordnung, ſondern unterbra-
chen dieſelbe bald, indem ſie uns von der ordentli-
chen Oſt-Jndiſchen Straſſe bald ab, bald nach
ihren wuͤtenden Wellen hin und her, und endlich
gantz auſer der ordentlichen Straſſe, an die Per-
ſianiſchen Kuͤſten trieben, jedoch, ehe wir dieſelben
erreichten, zerſcheiterten alle unſere 3. Schiffe, die
damahls mit einander in Compagnie reiſeten.
Jch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/436>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.