des Regenten Tische geschlichen, um diese starcken Heerden nur speisen zu sehen.
Die Herrn Geistlichen hatten unter einan- der verabredet, selbigen Nachmittag keine Kirche zu halten, sondern das Volck einmahl recht mit Appetit speisen zu lassen. Dieses wurde bey al- len Tischen dem Volcke verkündiget, daß Morgen früh etwa eine Stunde nach Aufgang der Son- nen eine Beth-Stunde in der Kirche solte gehal- ten werden, da sich denn die andächtigen und GOttes Wort liebenden Hertzen, nach ihrem Be- lieben einfinden könten, so bald das Zeichen durch einen Canonen-Schuß gegeben worden.
Da man merckte, daß sich die Sonne zum Untergange neigen wolte, nahmen nicht allein die- jenigen, welche auf der Burg bey dem Regenten gespeiset, sondern auch das gantze Volck Abschied, und sagten Danck vor erwiesene Wohlthat, wel- ches man an aller ihren frölichen Geberden, Bü- cken und Hände-Klatschen abmercken konte. Jn- dem sich nun die Stämme in ihre Hauffen verthei- let, liessen sich Trompeten, Paucken und andere musicalische Instrumente Wechselsweise hören, worüber sich die Abreisenden ungemein freuen mochten, welches wir daraus schlossen, da sie im- mer einmahl über das andere die Arme in die Höhe reckten, und mit den Händen klatschten, wel- ches, wie wir so von weiten nach sehen konten, auch die kleinesten Kinder thaten. Jch, der ich meine Lust an der Artollerie habe, wünschte ihnen mit noch 12. Canonen-Schüssen eine glückliche Reise und geruhige Nacht.
Des
des Regenten Tiſche geſchlichen, um dieſe ſtarcken Heerden nur ſpeiſen zu ſehen.
Die Herrn Geiſtlichen hatten unter einan- der verabredet, ſelbigen Nachmittag keine Kirche zu halten, ſondern das Volck einmahl recht mit Appetit ſpeiſen zu laſſen. Dieſes wurde bey al- len Tiſchen dem Volcke verkuͤndiget, daß Morgen fruͤh etwa eine Stunde nach Aufgang der Son- nen eine Beth-Stunde in der Kirche ſolte gehal- ten werden, da ſich denn die andaͤchtigen und GOttes Wort liebenden Hertzen, nach ihrem Be- lieben einfinden koͤnten, ſo bald das Zeichen durch einen Canonen-Schuß gegeben worden.
Da man merckte, daß ſich die Sonne zum Untergange neigen wolte, nahmen nicht allein die- jenigen, welche auf der Burg bey dem Regenten geſpeiſet, ſondern auch das gantze Volck Abſchied, und ſagten Danck vor erwieſene Wohlthat, wel- ches man an aller ihren froͤlichen Geberden, Buͤ- cken und Haͤnde-Klatſchen abmercken konte. Jn- dem ſich nun die Staͤmme in ihre Hauffen verthei- let, lieſſen ſich Trompeten, Paucken und andere muſicaliſche Inſtrumente Wechſelsweiſe hoͤren, woruͤber ſich die Abreiſenden ungemein freuen mochten, welches wir daraus ſchloſſen, da ſie im- mer einmahl uͤber das andere die Arme in die Hoͤhe reckten, und mit den Haͤnden klatſchten, wel- ches, wie wir ſo von weiten nach ſehen konten, auch die kleineſten Kinder thaten. Jch, der ich meine Luſt an der Artollerie habe, wuͤnſchte ihnen mit noch 12. Canonen-Schuͤſſen eine gluͤckliche Reiſe und geruhige Nacht.
Des
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des Regenten Tiſche geſchlichen, um dieſe ſtarcken
Heerden nur ſpeiſen zu ſehen.
Die Herrn Geiſtlichen hatten unter einan-
der verabredet, ſelbigen Nachmittag keine Kirche
zu halten, ſondern das Volck einmahl recht mit
Appetit ſpeiſen zu laſſen. Dieſes wurde bey al-
len Tiſchen dem Volcke verkuͤndiget, daß Morgen
fruͤh etwa eine Stunde nach Aufgang der Son-
nen eine Beth-Stunde in der Kirche ſolte gehal-
ten werden, da ſich denn die andaͤchtigen und
GOttes Wort liebenden Hertzen, nach ihrem Be-
lieben einfinden koͤnten, ſo bald das Zeichen durch
einen Canonen-Schuß gegeben worden.
Da man merckte, daß ſich die Sonne zum
Untergange neigen wolte, nahmen nicht allein die-
jenigen, welche auf der Burg bey dem Regenten
geſpeiſet, ſondern auch das gantze Volck Abſchied,
und ſagten Danck vor erwieſene Wohlthat, wel-
ches man an aller ihren froͤlichen Geberden, Buͤ-
cken und Haͤnde-Klatſchen abmercken konte. Jn-
dem ſich nun die Staͤmme in ihre Hauffen verthei-
let, lieſſen ſich Trompeten, Paucken und andere
muſicaliſche Inſtrumente Wechſelsweiſe hoͤren,
woruͤber ſich die Abreiſenden ungemein freuen
mochten, welches wir daraus ſchloſſen, da ſie im-
mer einmahl uͤber das andere die Arme in die
Hoͤhe reckten, und mit den Haͤnden klatſchten, wel-
ches, wie wir ſo von weiten nach ſehen konten,
auch die kleineſten Kinder thaten. Jch, der ich
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/50>, abgerufen am 03.12.2024.
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