zu bringen; Allein, wir fanden bald bey ihr, daß sie die allerwenigste Lust zum Christenthume hatte, um so viel desto mehr dauerte uns aber, daß der gute Frantz, welcher doch viele Merckmahle, ein Christ zu seyn, von sich gab, elendiglich an der See- Kranckheit sterben muste, weßwegen er, nachdem wir seinen Pilger-Habit ihm ausgezogen und zu uns genommen, (als welcher mit Kleynodien und Edelgesteinen ziemlicher Maassen beschweret war) sein Begräbniß in der See finden muste. Uns aber trieb nachhero ein stürmender Würbel- Wind aus einer Ecke in die andere, und schlug uns um viele kleine Jnsuln rund herum, wir kon- ten aber niemahls zu Lande kommen, blieben her- gegen zum öfftern auf Sand-Bäncken sitzen, und stiessen an verborgene Klippen an, biß wir endlich, nachdem wir viele Wochen herum geschwärmet, an einer unbekannten Jnsul, die, wie ich nunmeh- ro weiß, Klein-Felsenburg genennet wird, mit Schiff und Geschirre zu scheitern giengen, da denn, weil es schon finster war, fast der meiste Theil un- serer Mannschafft ersoffe; Mirzamanda aber, ich und die Hadscha waren doch so glücklich, das Ufer zu erlangen, ohngeachtet uns die Kleider die- ses mahl sehr beschwerlich fielen: denn wir hatten der Hadscha des Frantzens Pilger-Kleid ange- zogen, welches eben so schwer war, als die unseri- gen. Jedoch, nachdem wir nur erstlich einen grü- nen Platz gefunden, auch die Vorsorge des Himmels uns eine ziemliche Menge von Lebens- Mitteln aus dem zerscheiterten Schiffe zufüh-
rete,
zu bringen; Allein, wir fanden bald bey ihr, daß ſie die allerwenigſte Luſt zum Chriſtenthume hatte, um ſo viel deſto mehr dauerte uns aber, daß der gute Frantz, welcher doch viele Merckmahle, ein Chriſt zu ſeyn, von ſich gab, elendiglich an der See- Kranckheit ſterben muſte, weßwegen er, nachdem wir ſeinen Pilger-Habit ihm ausgezogen und zu uns genommen, (als welcher mit Kleynodien und Edelgeſteinen ziemlicher Maaſſen beſchweret war) ſein Begraͤbniß in der See finden muſte. Uns aber trieb nachhero ein ſtuͤrmender Wuͤrbel- Wind aus einer Ecke in die andere, und ſchlug uns um viele kleine Jnſuln rund herum, wir kon- ten aber niemahls zu Lande kommen, blieben her- gegen zum oͤfftern auf Sand-Baͤncken ſitzen, und ſtieſſen an verborgene Klippen an, biß wir endlich, nachdem wir viele Wochen herum geſchwaͤrmet, an einer unbekannten Jnſul, die, wie ich nunmeh- ro weiß, Klein-Felſenburg genennet wird, mit Schiff und Geſchirre zu ſcheitern giengen, da denn, weil es ſchon finſter war, faſt der meiſte Theil un- ſerer Mannſchafft erſoffe; Mirzamanda aber, ich und die Hadſcha waren doch ſo gluͤcklich, das Ufer zu erlangen, ohngeachtet uns die Kleider die- ſes mahl ſehr beſchwerlich fielen: denn wir hatten der Hadſcha des Frantzens Pilger-Kleid ange- zogen, welches eben ſo ſchwer war, als die unſeri- gen. Jedoch, nachdem wir nur erſtlich einen gruͤ- nen Platz gefunden, auch die Vorſorge des Himmels uns eine ziemliche Menge von Lebens- Mitteln aus dem zerſcheiterten Schiffe zufuͤh-
rete,
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0517"n="507"/>
zu bringen; Allein, wir fanden bald bey ihr, daß<lb/>ſie die allerwenigſte Luſt zum Chriſtenthume hatte,<lb/>
um ſo viel deſto mehr dauerte uns aber, daß der<lb/>
gute <hirendition="#fr">Frantz,</hi> welcher doch viele Merckmahle, ein<lb/>
Chriſt zu ſeyn, von ſich gab, elendiglich an der See-<lb/>
Kranckheit ſterben muſte, weßwegen er, nachdem<lb/>
wir ſeinen Pilger-Habit ihm ausgezogen und zu<lb/>
uns genommen, (als welcher mit Kleynodien und<lb/>
Edelgeſteinen ziemlicher Maaſſen beſchweret war)<lb/>ſein Begraͤbniß in der See finden muſte. Uns<lb/>
aber trieb nachhero ein ſtuͤrmender Wuͤrbel-<lb/>
Wind aus einer Ecke in die andere, und ſchlug<lb/>
uns um viele kleine Jnſuln rund herum, wir kon-<lb/>
ten aber niemahls zu Lande kommen, blieben her-<lb/>
gegen zum oͤfftern auf Sand-Baͤncken ſitzen, und<lb/>ſtieſſen an verborgene Klippen an, biß wir endlich,<lb/>
nachdem wir viele Wochen herum geſchwaͤrmet,<lb/>
an einer unbekannten Jnſul, die, wie ich nunmeh-<lb/>
ro weiß, Klein-Felſenburg genennet wird, mit<lb/>
Schiff und Geſchirre zu ſcheitern giengen, da denn,<lb/>
weil es ſchon finſter war, faſt der meiſte Theil un-<lb/>ſerer Mannſchafft erſoffe; <hirendition="#aq">Mirzamanda</hi> aber,<lb/>
ich und die <hirendition="#aq">Hadſcha</hi> waren doch ſo gluͤcklich, das<lb/>
Ufer zu erlangen, ohngeachtet uns die Kleider die-<lb/>ſes mahl ſehr beſchwerlich fielen: denn wir hatten<lb/>
der <hirendition="#aq">Hadſcha</hi> des <hirendition="#fr">Frantzens</hi> Pilger-Kleid ange-<lb/>
zogen, welches eben ſo ſchwer war, als die unſeri-<lb/>
gen. Jedoch, nachdem wir nur erſtlich einen gruͤ-<lb/>
nen Platz gefunden, auch die Vorſorge des<lb/>
Himmels uns eine ziemliche Menge von Lebens-<lb/>
Mitteln aus dem zerſcheiterten Schiffe zufuͤh-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">rete,</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[507/0517]
zu bringen; Allein, wir fanden bald bey ihr, daß
ſie die allerwenigſte Luſt zum Chriſtenthume hatte,
um ſo viel deſto mehr dauerte uns aber, daß der
gute Frantz, welcher doch viele Merckmahle, ein
Chriſt zu ſeyn, von ſich gab, elendiglich an der See-
Kranckheit ſterben muſte, weßwegen er, nachdem
wir ſeinen Pilger-Habit ihm ausgezogen und zu
uns genommen, (als welcher mit Kleynodien und
Edelgeſteinen ziemlicher Maaſſen beſchweret war)
ſein Begraͤbniß in der See finden muſte. Uns
aber trieb nachhero ein ſtuͤrmender Wuͤrbel-
Wind aus einer Ecke in die andere, und ſchlug
uns um viele kleine Jnſuln rund herum, wir kon-
ten aber niemahls zu Lande kommen, blieben her-
gegen zum oͤfftern auf Sand-Baͤncken ſitzen, und
ſtieſſen an verborgene Klippen an, biß wir endlich,
nachdem wir viele Wochen herum geſchwaͤrmet,
an einer unbekannten Jnſul, die, wie ich nunmeh-
ro weiß, Klein-Felſenburg genennet wird, mit
Schiff und Geſchirre zu ſcheitern giengen, da denn,
weil es ſchon finſter war, faſt der meiſte Theil un-
ſerer Mannſchafft erſoffe; Mirzamanda aber,
ich und die Hadſcha waren doch ſo gluͤcklich, das
Ufer zu erlangen, ohngeachtet uns die Kleider die-
ſes mahl ſehr beſchwerlich fielen: denn wir hatten
der Hadſcha des Frantzens Pilger-Kleid ange-
zogen, welches eben ſo ſchwer war, als die unſeri-
gen. Jedoch, nachdem wir nur erſtlich einen gruͤ-
nen Platz gefunden, auch die Vorſorge des
Himmels uns eine ziemliche Menge von Lebens-
Mitteln aus dem zerſcheiterten Schiffe zufuͤh-
rete,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/517>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.