befragten: warum er geweinet hätte? gab er zur Antrwort: Jhr wisset alle insgesammt, Alt und Jung, daß ich ein Mann bin, der kein Weiber, viel weniger Hasen-Hertz im Leibe, sich auch, ohne eitlen Ruhm zu melden, bey den Felsenburgern ziemlicher Maassen wohl verdient gemacht hat. Die Thränen, welche ich unter den beweglichen Vorstel- lungen des Herrn Mag. Schmeltzers fallen lassen, sind keine Crocodills-Thränen, sondern hertzliche Freuden-Thränen, weil ich an dem Glücke und der Ehre, die dem CapitainHorn heute begegnet und noch ferner begegnen wird, den allergrösten Theil zu nehmen einige Ursache habe. Mein Wunsch ist also dieser: GOtt segne die Felsenburger! den CapitainHorn nebst seiner Ehegenoßin und mich benebst den Meinigen! so sind wir alle gesegnet, und ich bin der vergnügteste Mensch auf dieser Welt, so lange als mir GOtt noch mein Leben fristet.
Nachdem nun solcher Gestalt der Gottesdienst geendiget, und das Te Deum laudamus, unter Trompeten und Paucken-Schall, auch bey gewis- sen Absätzen, gewöhnlicher Maassen, die Stücken gelöset worden; so giengen wir alle insgesammt recht ungemein vergnügt aus dem Gottes-Hause, nach der Alberts-Burg zu, musten uns aber dabey ver- wundern, daß die Kinder die Wege überall mit grü- nem Grase und den schönsten Blumen bestreuet, auch einem jeden vorbeygehenden einen schönen Blumen-Straus darreichten; ja ich glaube, daß da- zumahl kein Kind, das nur lauffen können, zurück ge- blieben ist. Auf der Alberts-Burg war nicht al-
lein
befragten: warum er geweinet haͤtte? gab er zur Antrwort: Jhr wiſſet alle insgeſammt, Alt und Jung, daß ich ein Mann bin, der kein Weiber, viel weniger Haſen-Hertz im Leibe, ſich auch, ohne eitlen Ruhm zu melden, bey den Felſenburgern ziemlicher Maaſſen wohl verdient gemacht hat. Die Thraͤnen, welche ich unter den beweglichen Vorſtel- lungen des Herrn Mag. Schmeltzers fallen laſſen, ſind keine Crocodills-Thraͤnen, ſondern hertzliche Freuden-Thraͤnen, weil ich an dem Gluͤcke und der Ehre, die dem CapitainHorn heute begegnet und noch ferner begegnen wird, den allergroͤſten Theil zu nehmen einige Urſache habe. Mein Wunſch iſt alſo dieſer: GOtt ſegne die Felſenburger! den CapitainHorn nebſt ſeiner Ehegenoßin und mich benebſt den Meinigen! ſo ſind wir alle geſegnet, und ich bin der vergnuͤgteſte Menſch auf dieſer Welt, ſo lange als mir GOtt noch mein Leben friſtet.
Nachdem nun ſolcher Geſtalt der Gottesdienſt geendiget, und das Te Deum laudamus, unter Trompeten und Paucken-Schall, auch bey gewiſ- ſen Abſaͤtzen, gewoͤhnlicher Maaſſen, die Stuͤcken geloͤſet worden; ſo giengen wir alle insgeſammt recht ungemein vergnuͤgt aus dem Gottes-Hauſe, nach der Alberts-Burg zu, muſten uns aber dabey ver- wundern, daß die Kinder die Wege uͤberall mit gruͤ- nem Graſe und den ſchoͤnſten Blumen beſtreuet, auch einem jeden vorbeygehenden einen ſchoͤnen Blumen-Straus darreichten; ja ich glaube, daß da- zumahl kein Kind, das nur lauffen koͤnnen, zuruͤck ge- blieben iſt. Auf der Alberts-Burg war nicht al-
lein
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0546"n="536"/>
befragten: warum er geweinet haͤtte? gab er zur<lb/>
Antrwort: Jhr wiſſet alle insgeſammt, Alt und<lb/>
Jung, daß ich ein Mann bin, der kein Weiber,<lb/>
viel weniger Haſen-Hertz im Leibe, ſich auch, ohne<lb/>
eitlen Ruhm zu melden, bey den Felſenburgern<lb/>
ziemlicher Maaſſen wohl verdient gemacht hat. Die<lb/>
Thraͤnen, welche ich unter den beweglichen Vorſtel-<lb/>
lungen des Herrn <hirendition="#aq">Mag.</hi> Schmeltzers fallen laſſen,<lb/>ſind keine Crocodills-Thraͤnen, ſondern hertzliche<lb/>
Freuden-Thraͤnen, weil ich an dem Gluͤcke und der<lb/>
Ehre, die dem <hirendition="#aq">Capitain</hi><hirendition="#fr">Horn</hi> heute begegnet und<lb/>
noch ferner begegnen wird, den allergroͤſten Theil<lb/>
zu nehmen einige Urſache habe. Mein Wunſch iſt<lb/>
alſo dieſer: <hirendition="#fr">GOtt ſegne die Felſenburger! den</hi><lb/><hirendition="#aq">Capitain</hi><hirendition="#fr">Horn nebſt ſeiner Ehegenoßin und<lb/>
mich benebſt den Meinigen! ſo ſind wir alle<lb/>
geſegnet, und ich bin der vergnuͤgteſte Menſch<lb/>
auf dieſer Welt, ſo lange als mir GOtt noch<lb/>
mein Leben friſtet.</hi></p><lb/><p>Nachdem nun ſolcher Geſtalt der Gottesdienſt<lb/>
geendiget, und das <hirendition="#aq">Te Deum laudamus,</hi> unter<lb/>
Trompeten und Paucken-Schall, auch bey gewiſ-<lb/>ſen Abſaͤtzen, gewoͤhnlicher Maaſſen, die Stuͤcken<lb/>
geloͤſet worden; ſo giengen wir alle insgeſammt recht<lb/>
ungemein vergnuͤgt aus dem Gottes-Hauſe, nach<lb/>
der Alberts-Burg zu, muſten uns aber dabey ver-<lb/>
wundern, daß die Kinder die Wege uͤberall mit gruͤ-<lb/>
nem Graſe und den ſchoͤnſten Blumen beſtreuet,<lb/>
auch einem jeden vorbeygehenden einen ſchoͤnen<lb/>
Blumen-Straus darreichten; ja ich glaube, daß da-<lb/>
zumahl kein Kind, das nur lauffen koͤnnen, zuruͤck ge-<lb/>
blieben iſt. Auf der Alberts-Burg war nicht al-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lein</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[536/0546]
befragten: warum er geweinet haͤtte? gab er zur
Antrwort: Jhr wiſſet alle insgeſammt, Alt und
Jung, daß ich ein Mann bin, der kein Weiber,
viel weniger Haſen-Hertz im Leibe, ſich auch, ohne
eitlen Ruhm zu melden, bey den Felſenburgern
ziemlicher Maaſſen wohl verdient gemacht hat. Die
Thraͤnen, welche ich unter den beweglichen Vorſtel-
lungen des Herrn Mag. Schmeltzers fallen laſſen,
ſind keine Crocodills-Thraͤnen, ſondern hertzliche
Freuden-Thraͤnen, weil ich an dem Gluͤcke und der
Ehre, die dem Capitain Horn heute begegnet und
noch ferner begegnen wird, den allergroͤſten Theil
zu nehmen einige Urſache habe. Mein Wunſch iſt
alſo dieſer: GOtt ſegne die Felſenburger! den
Capitain Horn nebſt ſeiner Ehegenoßin und
mich benebſt den Meinigen! ſo ſind wir alle
geſegnet, und ich bin der vergnuͤgteſte Menſch
auf dieſer Welt, ſo lange als mir GOtt noch
mein Leben friſtet.
Nachdem nun ſolcher Geſtalt der Gottesdienſt
geendiget, und das Te Deum laudamus, unter
Trompeten und Paucken-Schall, auch bey gewiſ-
ſen Abſaͤtzen, gewoͤhnlicher Maaſſen, die Stuͤcken
geloͤſet worden; ſo giengen wir alle insgeſammt recht
ungemein vergnuͤgt aus dem Gottes-Hauſe, nach
der Alberts-Burg zu, muſten uns aber dabey ver-
wundern, daß die Kinder die Wege uͤberall mit gruͤ-
nem Graſe und den ſchoͤnſten Blumen beſtreuet,
auch einem jeden vorbeygehenden einen ſchoͤnen
Blumen-Straus darreichten; ja ich glaube, daß da-
zumahl kein Kind, das nur lauffen koͤnnen, zuruͤck ge-
blieben iſt. Auf der Alberts-Burg war nicht al-
lein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/546>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.