Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924.- "Du hast ja Recht, Paul, aber wenn du eine Ahnung hättest, was ich für Kopfschmerzen gehabt habe." Ganz schmelzend red' ich. O, ich Luder. - "Ist dir jetzt wenigstens besser?" - "Könnt' ich eigentlich nicht sagen." - "Ich will vor allem der Mama" - "Halt Paul, noch nicht. Entschuldige mich bei der Tante, ich will nur für ein paar Minuten auf mein Zimmer, mich ein bißl herrichten. Dann komme ich gleich herunter und werde mir eine Kleinigkeit nachservieren lassen." - "Du bist so blaß, Else? - Soll ich dir die Mama hinaufschicken?" - "Aber mach' doch keine solchen Geschichten mit mir, Paul, und schau' mich nicht so an. Hast du noch nie ein weibliches Wesen mit Kopfschmerzen gesehen? Ich komme bestimmt noch herunter. In zehn Minuten spätestens. Grüß dich Gott, Paul." - "Also auf Wiedersehen, Else." - Gott sei Dank, daß er geht. Dummer Bub', aber lieb. Was will denn der Portier von mir? Wie, ein Telegramm? "Danke. Wann ist denn die Depesche gekommen, Herr Portier?" - "Vor einer Viertelstunde, Fräulein." - Warum schaut er mich denn so an, so - bedauernd. Um Himmels willen, was wird denn da drin stehn? Ich – „Du hast ja Recht, Paul, aber wenn du eine Ahnung hättest, was ich für Kopfschmerzen gehabt habe.“ Ganz schmelzend red’ ich. O, ich Luder. – „Ist dir jetzt wenigstens besser?“ – „Könnt’ ich eigentlich nicht sagen.“ – „Ich will vor allem der Mama“ – „Halt Paul, noch nicht. Entschuldige mich bei der Tante, ich will nur für ein paar Minuten auf mein Zimmer, mich ein bißl herrichten. Dann komme ich gleich herunter und werde mir eine Kleinigkeit nachservieren lassen.“ – „Du bist so blaß, Else? – Soll ich dir die Mama hinaufschicken?“ – „Aber mach’ doch keine solchen Geschichten mit mir, Paul, und schau’ mich nicht so an. Hast du noch nie ein weibliches Wesen mit Kopfschmerzen gesehen? Ich komme bestimmt noch herunter. In zehn Minuten spätestens. Grüß dich Gott, Paul.“ – „Also auf Wiedersehen, Else.“ – Gott sei Dank, daß er geht. Dummer Bub’, aber lieb. Was will denn der Portier von mir? Wie, ein Telegramm? „Danke. Wann ist denn die Depesche gekommen, Herr Portier?“ – „Vor einer Viertelstunde, Fräulein.“ – Warum schaut er mich denn so an, so – bedauernd. Um Himmels willen, was wird denn da drin stehn? Ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0088" n="90"/> – „Du hast ja Recht, Paul, aber wenn du eine Ahnung hättest, was ich für Kopfschmerzen gehabt habe.“ Ganz schmelzend red’ ich. O, ich Luder. – <hi rendition="#i">„Ist dir jetzt wenigstens besser?“</hi> – „Könnt’ ich eigentlich nicht sagen.“ – <hi rendition="#i">„Ich will vor allem der Mama“</hi> – „Halt Paul, noch nicht. Entschuldige mich bei der Tante, ich will nur für ein paar Minuten auf mein Zimmer, mich ein bißl herrichten. Dann komme ich gleich herunter und werde mir eine Kleinigkeit nachservieren lassen.“ – <hi rendition="#i">„Du bist so blaß, Else? – Soll ich dir die Mama hinaufschicken?“</hi> – „Aber mach’ doch keine solchen Geschichten mit mir, Paul, und schau’ mich nicht so an. Hast du noch nie ein weibliches Wesen mit Kopfschmerzen gesehen? Ich komme bestimmt noch herunter. In zehn Minuten spätestens. Grüß dich Gott, Paul.“ – <hi rendition="#i">„Also auf Wiedersehen, Else.“</hi> – Gott sei Dank, daß er geht. Dummer Bub’, aber lieb. Was will denn der Portier von mir? Wie, ein Telegramm? „Danke. Wann ist denn die Depesche gekommen, Herr Portier?“ – <hi rendition="#i">„Vor einer Viertelstunde, Fräulein.“</hi> – Warum schaut er mich denn so an, so – bedauernd. Um Himmels willen, was wird denn da drin stehn? Ich </p> </div> </body> </text> </TEI> [90/0088]
– „Du hast ja Recht, Paul, aber wenn du eine Ahnung hättest, was ich für Kopfschmerzen gehabt habe.“ Ganz schmelzend red’ ich. O, ich Luder. – „Ist dir jetzt wenigstens besser?“ – „Könnt’ ich eigentlich nicht sagen.“ – „Ich will vor allem der Mama“ – „Halt Paul, noch nicht. Entschuldige mich bei der Tante, ich will nur für ein paar Minuten auf mein Zimmer, mich ein bißl herrichten. Dann komme ich gleich herunter und werde mir eine Kleinigkeit nachservieren lassen.“ – „Du bist so blaß, Else? – Soll ich dir die Mama hinaufschicken?“ – „Aber mach’ doch keine solchen Geschichten mit mir, Paul, und schau’ mich nicht so an. Hast du noch nie ein weibliches Wesen mit Kopfschmerzen gesehen? Ich komme bestimmt noch herunter. In zehn Minuten spätestens. Grüß dich Gott, Paul.“ – „Also auf Wiedersehen, Else.“ – Gott sei Dank, daß er geht. Dummer Bub’, aber lieb. Was will denn der Portier von mir? Wie, ein Telegramm? „Danke. Wann ist denn die Depesche gekommen, Herr Portier?“ – „Vor einer Viertelstunde, Fräulein.“ – Warum schaut er mich denn so an, so – bedauernd. Um Himmels willen, was wird denn da drin stehn? Ich
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