Schnitzler, Arthur: Reigen. Wien, 1903. Die junge Frau. Das ist aber nett, wie du den Hof machen kannst -- von Zeit zu Zeit. Der Gatte (hat sich auch zu Bett begeben). Für einen Mann, der sich ein bischen in der Welt umgesehen hat -- geh', leg den Kopf an meine Schulter -- der sich in der Welt umgesehen hat, bedeutet die Ehe eigentlich etwas viel geheimnisvolleres als für euch junge Mädchen aus guter Fami- lie. Ihr tretet uns rein und .... wenigstens bis zu einem gewissen Grad unwissend ent- gegen, und darum habt ihr eigentlich einen viel klareren Blick für das Wesen der Liebe als wir. Die junge Frau (lachend). Oh! Der Gatte. Gewiß. Denn wir sind ganz verwirrt und unsicher geworden durch die vielfachen Erlebnisse, die wir notgedrungen vor der Ehe durchzumachen haben. Ihr hört ja Die junge Frau. Das ist aber nett, wie du den Hof machen kannst — von Zeit zu Zeit. Der Gatte (hat sich auch zu Bett begeben). Für einen Mann, der sich ein bischen in der Welt umgesehen hat — geh’, leg den Kopf an meine Schulter — der sich in der Welt umgesehen hat, bedeutet die Ehe eigentlich etwas viel geheimnisvolleres als für euch junge Mädchen aus guter Fami- lie. Ihr tretet uns rein und .... wenigstens bis zu einem gewissen Grad unwissend ent- gegen, und darum habt ihr eigentlich einen viel klareren Blick für das Wesen der Liebe als wir. Die junge Frau (lachend). Oh! Der Gatte. Gewiß. Denn wir sind ganz verwirrt und unsicher geworden durch die vielfachen Erlebnisse, die wir notgedrungen vor der Ehe durchzumachen haben. Ihr hört ja <TEI> <text> <body> <div n="2"> <pb facs="#f0098" n="90"/> <sp who="#JFRAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Die junge Frau.</hi> </speaker><lb/> <p>Das ist aber nett, wie du den Hof machen<lb/> kannst — von Zeit zu Zeit.</p> </sp><lb/> <sp who="#GATTE"> <speaker> <hi rendition="#b">Der Gatte</hi> </speaker> <stage>(hat sich auch zu Bett begeben).</stage><lb/> <p>Für einen Mann, der sich ein bischen in<lb/> der Welt umgesehen hat — geh’, leg den<lb/> Kopf an meine Schulter — der sich in der<lb/> Welt umgesehen hat, bedeutet die Ehe<lb/> eigentlich etwas viel geheimnisvolleres als<lb/> für euch junge Mädchen aus guter Fami-<lb/> lie. Ihr tretet uns rein und .... wenigstens<lb/> bis zu einem gewissen Grad unwissend ent-<lb/> gegen, und darum habt ihr eigentlich einen<lb/> viel klareren Blick für das Wesen der Liebe<lb/> als wir.</p> </sp><lb/> <sp who="#JFRAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Die junge Frau</hi> </speaker> <stage>(lachend).</stage><lb/> <p>Oh!</p> </sp><lb/> <sp who="#GATTE"> <speaker> <hi rendition="#b">Der Gatte.</hi> </speaker><lb/> <p>Gewiß. Denn wir sind ganz verwirrt und<lb/> unsicher geworden durch die vielfachen<lb/> Erlebnisse, die wir notgedrungen vor der<lb/> Ehe durchzumachen haben. Ihr hört ja<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [90/0098]
Die junge Frau.
Das ist aber nett, wie du den Hof machen
kannst — von Zeit zu Zeit.
Der Gatte (hat sich auch zu Bett begeben).
Für einen Mann, der sich ein bischen in
der Welt umgesehen hat — geh’, leg den
Kopf an meine Schulter — der sich in der
Welt umgesehen hat, bedeutet die Ehe
eigentlich etwas viel geheimnisvolleres als
für euch junge Mädchen aus guter Fami-
lie. Ihr tretet uns rein und .... wenigstens
bis zu einem gewissen Grad unwissend ent-
gegen, und darum habt ihr eigentlich einen
viel klareren Blick für das Wesen der Liebe
als wir.
Die junge Frau (lachend).
Oh!
Der Gatte.
Gewiß. Denn wir sind ganz verwirrt und
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Zitationshilfe: | Schnitzler, Arthur: Reigen. Wien, 1903, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_reigen_1903/98>, abgerufen am 16.02.2025. |